Ruth Halimi

»Es geht nicht um Rache«

Frau Halimi, Sie waren in der Nacht zum Samstag nicht im Gerichtssaal. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von dem Urteil erfuhren?
Ich war sehr enttäuscht. Schon während des Prozesses hatte ich ein ungutes Gefühl, weil der antisemitische Charakter der Tat nicht genügend hervorgehoben wurde. Der Staatsanwalt hat erklärt, das Urteil werde entsprechend der Hierarchie der Verantwortung der einzelnen Angeklagten gefällt. Er sagte, Fofanas gewaltbereiter Antisemitismus müsse vom »banalen« Antisemitismus der anderen Angeklagten unterschieden werden. Für mich hat Antisemitismus immer eine gewaltbereite Komponente. Das kann nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Was erhoffen Sie sich konkret von einem neuen Prozess?
Dass die Strafen zumindest den Forderungen der Staatsanwaltschaft entsprechen. Denn ein paar kommen ja schon in ein paar Monaten wieder aus dem Gefängnis. Das darf nicht sein. Allein die Brutalität, mit der Ilan getötet wurde, rechtfertigt einen neuen Prozess.

In Bezug auf die Neuaufnahme des Prozesses haben die Gewerkschaften der Staatsanwälte auch von einem »Racheakt« seitens der Klägerseite sowie der jüdischen Gemeinschaft gesprochen. Sie werfen der Justizministerin vor, sie hätte dem Druck »einer Lobby« nachgegeben.
Das ist nicht wahr. Erstens geht es nicht um Rache, weil mein Sohn bereits unter der Erde liegt. Mir kommt es vielmehr darauf an, dass mit dem Urteil ein Beispiel aufgezeigt wird, das der Tatsache gerecht wird, dass Ilan vor seinem Tod 24 Tage lang die Hölle auf Erden erlebt hat.

Wenn Sie Youssouf Fofana sehen, was geht da in Ihnen vor?
Ich bin mit meinen Kindern fast täglich zu den Prozessen gegangen, um den Angeklagten ins Gesicht zu sehen. Denn es war ja nicht nur Fofana. Der hätte ohne seine Bande von Gehilfen nämlich überhaupt nichts tun können. Und als ich diese jungen Leuten so angesehen habe, konnte ich darin nichts Menschliches erkennen. Das hat mir wirklich Angst gemacht.

Sind Sie einmal nach Bagneux gefahren, an den Ort, wo ihr Sohn gefangen gehalten wurde?
Vor drei Jahren habe ich mir gedacht, ich fahre hin, aber dann hatte ich einfach nicht die Kraft dazu. Ich leide unter unbeschreiblichen Schuldgefühlen. Ich habe meinen Sohn nicht retten können. Mit diesem schlimmen Gedanken muss ich jetzt leben.

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

New York City

UN-Sicherheitsrat verurteilt Israels Angriff auf Katar einhellig

Sogar die USA schlossen sich der Erklärung an

 12.09.2025

Eurovision Song Contest

Gegen Israel: Irland erpresst Eurovision Song Contest-Veranstalter

Nach Slowenien hat auch Irland verkündet, dem Eurovision Song Contest fernzubleiben, sollte Israel teilnehmen. Damit verstoßen sie gegen Grundregeln des international beliebten TV-Wettbewerbs

 11.09.2025

Krieg

Zwei Raketen aus Gaza auf Israel abgeschossen

Am Sonntagmorgen wurde Israel aus dem Gazastreifen mit Raketen beschossen. Eine Bekenner-Erklärung gibt es auch

 07.09.2025

Berlin

Uni-Präsidentin rechnet mit neuen »propalästinensischen« Aktionen

Die Präsidentin der Humboldt-Universität, Julia von Blumenthal, rechnet zum Wintersemester erneut mit »propalästinensischen« Aktionen. Dabei seien unter den Beteiligten kaum Studierende

 07.09.2025

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025