Georg Kreisler

Die alten, bösen Lieder

von Dagmar Gehm-Koppel

Penny-Markt Hamburg-St.Pauli. Zwei Männer, ein älterer und ein jüngerer, schieben einen Einkaufswagen durch den Discounterladen, kaufen Getränke und Snacks. Sie sind in Eile, müssen gleich wieder zurück an die Arbeit. Die Arbeit, das ist das Musical in zwei Akten für einen Schauspieler Adam Schaf hat Angst, das am 13. Oktober im Schmidt-Theater auf der Reeperbahn Premiere hat. Der ältere Mann ist der Autor und Regisseur des Stücks: Er heißt Georg Kreisler. Der jüngere ist sein Hauptdarsteller Tim Fischer.
Vor sieben Jahren sind sind die beiden sich zum ersten Mal begegnet, der große alte Mann des schwarzen Humors und der junge Chansonnier. Fischer war überrascht von Kreislers Freundlichkeit: »Er hat sich sogar bedankt, daß ich seine Lieder singe«, erinnert er sich noch heute verblüfft. 2002/ 2003 trat Fischer dann zum ersten Mal in Adam Schaf auf, in Werner Schroeters Inszenierung am Berliner Ensemble. Kreisler war mit der Berliner Fassung nicht unbedingt glücklich: »Das war nicht mehr mein Stück.« Jetzt bringt er es in Hamburg selbst auf die Bühne, völlig neu bearbeitet. Adam Schaf, die Hauptfigur des Musicals, ist ein alter Schauspieler, der eines Abends in seiner Garderobe 40 Jahre Theaterleben Revue passieren läßt. Der junge Tim Fischer gibt der Bissigkeit des alten Mimen eine musikalische Stimme, begleitet auf dem Klavier von Rüdiger Mühleisen. Kreislers Fans werden etliche der Songs wiedererkennen. »Die Lieder sind ja schon älteren Datums«, reflektiert Kreisler. »Ich habe sie teilweise dem Stück angepaßt. Teilweise sind sie auch so, wie ich sie ursprünglich verfaßt habe. Ich habe das Musical umgeschrieben, poliert, habe dazugeschrieben und weggelassen.« Und aktualisiert. Zum Beispiel hat er Angela Merkel eingebaut.
Die Figur des Adam Schaf, darauf legt der Autor wert, ist nicht einfach »alias Georg Kreisler«. Auch wenn Schaf auf der Bühne sich, wie sein geistiger Schöpfer, mit dem Zustand der Welt auseinandersetzt, die Kluft zwischen Arm und Reich aufzeigt und von Vorurteilen erzählt. Von letzteren versteht Kreisler eine Menge. »Wo immer ich bin – in Deutschland, Österreich oder der Schweiz – treffe ich auf Antisemitismus. In Deutschland werde ich mehr als Österreicher betrachtet, und das Judentum steht erst an zweiter Stelle. In Österreich, da ich den Dialekt spreche, werde ich als Jude betrachtet, nicht als Deutscher. Und in der Schweiz bin ich beides – Ausländer und Jude, je nach Wahl. Also keinesfalls gehöre ich irgendwo dazu. Damit lebt man. Es hat mich nicht wahnsinnig geprägt. Ich nehme es zur Kenntnis.«
Auch mit seinen mittlerweile 84 Jahren ist Georg Kreisler alles andere als altersmilde. Sein Stück ist analytisch, sezierend und manchmal erschreckend aktuell. Für Tim Fischer ist das die große Herausforderung. Wie früher Kreisler selbst, muß er harte, schockierende Themen musikalisch so präsentieren, daß sie bei den Zuschauern Lachen statt Betroffenheit auslösen und gelegentlich Weinen statt Belustigung.
Rund fünfzig Lebensjahre trennen Kreisler und Fischer. Durch ihre Kunst aber haben sie einen gemeinsamen Nenner gefunden. Sie sprechen von Freundschaft. Schon ist das nächste Projekt in Sicht. Am 18. November wollen Kreisler und Fischer in Berlin eine CD mit allen Liedern aus dem Musical aufnehmen. Auch eine Tournee ist bereits in Planung. Aber nur, falls das Stück nach der vorgesehenen Spielzeit bis 28. Januar 2007 in Hamburg nicht ohnehin verlängert wird.
www.tivoli.de

Jerusalem

»Der Papst hat Lust auf Dialog«

Abt Nikodemus Schnabel über die Wahl von Leo XIV., das jüdisch-christliche Gespräch und Hoffnung auf Frieden in Nahost

von Michael Thaidigsmann  14.05.2025

Geiseln

Edan Alexander ist frei

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat die Geisel an das Rote Kreuz übergeben

 12.05.2025 Aktualisiert

Margot Friedländer

»Ihrem Vermächtnis gerecht werden«

Am Freitag starb die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin im Alter von 103 Jahren in Berlin. Ein persönlicher Nachruf

von André Schmitz  10.05.2025

Berlin

Margot Friedländer erhält Bundesverdienstkreuz

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Nun verleiht ihr der Bundespräsident die höchstmögliche Auszeichnung der Bundesrepublik

 09.05.2025

USA

Israelfeindliche Proteste an der Columbia University

Die Aktivisten demonstrieren gegen die Abschiebung des Studenten Machmud Chalil, dem die Regierung eine Unterstützung der Hamas vorwirft

 08.05.2025

Eurovision Song Contest

Israelische Sängerin Yuval Raphael wird von der Schweiz nicht extra geschützt

Die Basler Sicherheitsbehörden wissen um die angespannte Lage, das Sicherheitsrisiko in der Schweiz ist hoch

von Nicole Dreyfus  06.05.2025

Berlin

Auswärtiges Amt gegen dauerhafte Besatzung des Gazastreifens

Das Auswärtige Amt in Berlin reagiert besorgt und kritisiert abermals Israel. Gaza gehöre den Palästinensern. Die weiterhin von der Hamas gehaltenen Geiseln kommen in der Erklärung offenbar nicht vor

 06.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Sarah Wedl-Wilson neue Berliner Kultursenatorin

Die parteilose 56-Jährige übernimmt das Amt von Joe Chialo (CDU), der am Freitag wegen der Sparpolitik des Berliner Senats zurückgetreten war

 05.05.2025

Berlin

AfD klagt gegen Einstufung des BfV

Die rechtsextremistische Partei will nicht als solche eingestuft sein. Die Klage ist keine Überraschung

 05.05.2025