Billy Wilder

Der Filmzauberer

von Michael Wuliger

Gelegentlich laufen im Fernsehen alte bundesdeutsche Filme der 50er und 60er Jahre. Man sieht sie meist mit Grausen. Die Streifen sind in der Regel handwerklich schlecht gemacht, intellektuell dürftig und vor allem stinklangweilig. So war der deutsche Film der Wirtschaftswunderzeit. Als in den 7oern dann progressive Autorenfilmer »Papas Kino« für tot erklärten, wurde es nicht besser, im Gegenteil: Jetzt kamen noch pseudorevolutionäre Attitüde und depressive Grundstimmung à la Kluge und von Trotta hinzu. Für intelligente Unterhaltung im Kino sorgten zum Glück ausländische Streifen aus Frankreich, England und vor allem Hollywood.
Die deutsche Nachkriegsfilmmisere hatte ihren Grund. Ihre besten Kinoleute, ob Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure, Musiker, Ausstatter oder Kameraleute, hatte die Volksgemeinschaft 1933 aus dem Land gejagt, weil sie Juden waren. Samuel Wilder zum Beispiel. Der am 22. Juni 1906 bei Krakau geborene Gastwirtsohn hatte 1930 als 24jähriger Drehbuchautor in Robert Siodmaks und Edgar Ulmers von Kritik und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommene Film Menschen am Sonntag debütiert. Zuvor hatte er als Reporter für Berliner Boulevardblätter gearbeitet, wo er Tempo, emotionale Ansprache, Publikumsnähe und vor allem Witz lernte – Eigenschaften, die später seine Filme prägen sollten.
Die drehte er in Hollywood. 1936 war Wilder aus dem Pariser Exil in die Traumfabrik gegangen. Zunächst arbeitete er dort als Drehbuchautor, unter anderem für Ernst Lubitschs Ninotschka 1939 mit Greta Garbo. 1942 führte Wilder, der sich inzwischen mit Vornamen Billy nannte, erstmals selbst Regie. Die Komödie The Major and the Minor wurde ein unerwarteter Erfolg. Drei Jahre später, 1945, erhielt er für das Trinkerdrama The lost Weekend seine ersten zwei Oscars. 1951 wurde er erneut mit dem Academy Award ausgezeichnet, in drei Kategorien für das Melodram Boulevard der Dämmerung, 1961 ebenfalls dreimal für die Komödie Das Appartement. Dutzende weitere nationale und internationale Auszeichnungen kamen hinzu. Der Geehrte nahm die Preisflut nicht allzu ernst. »Auszeichnungen sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes Arschloch.«
Auch nicht allzu ernst nahm es Wilder, daß einigen seiner Filme, wie Zeugin der Anklage mit Marlene Dietrich oder Manche mögens heiß mit Marylin Monroe, von akademischen Cineasten Kunststatus zugesprochen wurde. Ihm war wichtiger, daß er sein Publikum erreichte und volle Kinosäle hatte. Wilder gehörte noch zu der Generation von Regisseuren, für die das Filmemachen nicht Kunst war, sondern Handwerk. Ein Handwerk, das er allerdings extrem genau nahm. Der Allroundregisseur, der sich auf Thriller oder Melodrama ebenso verstand wie auf Komödien, war Perfektionist. Autoren, Kameraleute, vor allem aber Stars, die seinen Ansprüchen nicht genügten, lernten ihn als äußerst unangenehm kennen.
Seinen letzten Film, die Komödie Buddy, Buddy mit Jack Lemmon und Walther Matthau drehte Billy Wilder 1981. Danach arbeitete er als Berater für die Filmindustrie, bis er im April 2002 95jährig starb.

Jahresbericht

Weniger Fälle von Extremismusverdacht in Bundeswehr

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) habe zum Jahreswechsel 962 Fälle bearbeitet, hieß es

 04.06.2023

Fußball

»Feuert unsere Jungs an!«

Für Makkabi geht es um den Titel und um die Teilnahme am DFB-Pokal in der nächsten Saison

von Elke Wittich  02.06.2023

Dresden

Sachsen unterstützt neue Antisemitismus-Projekte

Abgedeckt werden unter anderem der Umgang mit Verschwörungsmythen und die Befähigung zur argumentativen Gegenwehr

 01.06.2023

Unglück auf dem Lago Maggiore

Geheimdienst-Mitarbeiter und israelischer Ex-Agent unter den Toten

Israels Außenministerium bestätigt den Tod eines etwa 50 Jahre alten israelischen Staatsbürgers

 30.05.2023

Streaming

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so erfolgreich sind

»Shtisel« und »Unorthodox« fanden weltweit ein großes Publikum auf Netflix. Mit der Serie »Rough Diamonds« steht jetzt wieder eine ultraorthodoxe Familie im Mittelpunkt

von Christiane Laudage  30.05.2023

Studie

Ist Grüner Tee wirklich gesund?

Israelische und kanadische Forscher finden heraus, dass Grüner Tee ungeahnte Gefahren bergen könnte

von Lilly Wolter  28.05.2023

Wissenschaftler über Berg in Brienz: Es gibt drei Szenarien - zwei sind besonders dramatisch

von Beni Frenkel  25.05.2023

Ermreuth

Angeklagter räumt versuchten Brandanschlag auf Synagoge ein

Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem »rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv« aus

 25.05.2023

Bayern

Prozessbeginn wegen versuchten Brandanschlags auf Synagoge Ermreuth

Der Angeklagte soll versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere zu werfen

 25.05.2023