Symbol

Davids Stern

von detlef david kauschke

Er trug den gleichen Namen wie der legendäre biblische König: David. Er war Freund und Wegbegleiter des Begründers des Zionismus, Theodor Herzl, später selbst Führer der zionistischen Weltorganisation: David Wolffsohn. Und dieser litauische Kaufmann war es auch, der die Fahne entwarf, die beim 1. Zionistischen Weltkongress 1897 in Basel vorgestellt wurde: mit blauem Davidsstern, Magen David, auf weißem Grund und zwei waagerechten Streifen, wie beim Tallit, dem Gebetsschal. »Lass uns diesen Tallit hervornehmen und vor den Augen Israels und aller Völker entrollen«, sagte Wolffsohn über seine Idee, die 1948 die Vorlage für die offizielle Flagge des jüdischen Staates bildete.
König David hatte 3.000 Jahre zuvor die israelitischen Stämme geeint und damit die historische Basis für diesen Staat geschaffen. Der Magen David wurde zum Symbol des Judentums und zum zentralen Motiv der israelischen Flagge.
David ist eine zentrale Figur der Ge-
schichte des jüdischen Volkes. Hirtenjunge, Psalmendichter und Kriegsherr. Eine biblische Berühmtheit, für deren Existenz es allerdings wenig archäologische Belege gibt. Trotz intensiver Suche seien bisher so gut wie keine steinernen Zeugnisse gefunden worden, sagen kritische Wissenschaftler und mutmaßen, König David sei nur eine Erfindung der biblischen Autoren. Im Januar 2005 widmete National Geographic Deutschland der Frage »Wer war König David?« eine Titelgeschichte. Das Hamburger Magazin zitiert dabei unter anderem Israel Finkelstein, Direktor des Archäologischen Instituts der Universität Tel Aviv: »Wir haben keine Inschriften, keine Bauten, kein Archiv – nichts.«
Dennoch gibt es Daten zur Geschichte des biblischen Helden: Geboren wurde er im Jahr 907 vor der modernen Zeitrechnung. Er regierte als König 40 Jahre lang und starb im Alter von 70 Jahren. Frühen Ruhm erlangte er durch seine Heldentat, als er beim Kampf gegen die Philister den Riesen Goliath mit seiner Schleuder tötete. Später war David Waffenträger Schauls. Nach dessen Tod wurde er zum König über Juda in Hebron gesalbt und herrschte später »über Efraim und über Benjamin und über ganz Israel« (2. Samuel 2,9). Er führte in seiner Amtszeit einen Krieg nach dem anderen. Er eroberte Land im Norden, triumphierte über Israels Feinde, die Philister, die Moabiter und andere Völker. Ein aramäischer Kriegsherr hat an diese Ereignisse erinnert. Im 9. Jahrhundert vor der modernen Zeitrechnung ließ er eine Stele fertigen, die der israelische Archäologe Avraham Biran knapp 3.000 Jahre später im Sand von Tel Dan im Norden Israels wiederentdeckte. Auf dem 1993 ausgegrabenen Gedenkstein ist deutlich die Formulierung »Melech Israel«, König Israels, zu erkennen.
Nachdem David auch Jerusalem eroberte, machte er diese Stadt zum Zentrum der Macht. Hier regierte der König 33 Jahre, bis er dann im Alter von 70 die Macht an seinen Sohn Schlomo übergab, der später den Tempel bauen sollte. »Und Schlomo saß auf dem Thron Davids, seines Vaters« (1. Könige 2,12). Bis heute herrscht Unklarheit darüber, wo dieser Thron stand und wo sich der Palast Davids einst befand.
Vor drei Jahren machte die Archäologin Eilat Mazar vom Jerusalemer Shalem Center eine aufsehenerregende Entdeckung. Die Wissenschaftlerin stieß bei Ausgrabungen auf die Ruinen eines historischen Gebäudes. Sie ist davon überzeugt, dass es sich um den Palast von König David handelt. Die Grabungen hatten südlich des Tempelbergs stattgefunden, wenige hundert Meter von der Klagemauer entfernt.
Für die einen ist es die wichtigste archäologische Entdeckung des Jahrzehnts. Für die anderen ein interessanter Fund, der wissenschaftlich erst einmal zuzuordnen ist. Für andere wiederum geht es schlicht um Politik. Der Archäologe Hani Nour El-Dein von der palästinensischen Al-Quds Universität zum Beispiel sagt, hier werde versucht, »historische Beweise in den biblischen Kontext einzupassen«. Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen begründete er 2005 seine Zweifel: »Bei dem Fund ist die historische Verbindung äußerst fragwürdig.« Auch Eli Shukron von der israelischen Altertumsbehörde, der andere Ausgrabungen an dieser Stelle leitete, glaubt nicht, »dass es sich bei dem, was Eilat Mazar gefunden hat, um den Pa last von König David handelt«.
David Ilan, Archäologe des Hebrew Union College in Jerusalem, meint, es sei noch zu früh, eine endgültige Einschätzung des Fundes in der Stadt Davids vorzunehmen. Dennoch ist er der Überzeugung, dass zumindest mit der 1993 gefun-
denen Stele bewiesen ist, dass die biblischen Angaben zu König David auf historischen Tatsachen beruhen. »Auch wenn viele Details hinzugefügt oder weggelassen wurden: Ich bin davon überzeugt, dass es die Figur des König David wirklich gegeben hat.«
Und Davids Stern? Im Gegensatz zur Menorah, die zum Symbol des jüdischen Staates wurde, findet sich auf den Magen David kein Hinweis in der Tora. Rabbinische Quellen verweisen darauf, dass es ein Symbol des Stammes Juda gewesen sein könnte. Zudem habe David mit einem Schild gekämpft, das vielleicht die Form des Sterns hatte oder es als Emblem trug. Im 18. Psalm und auch im 2. Buch Samuel (22,36) ist der »Schild deines Heils« er-
wähnt, der David schützte. Als Symbol taucht der sechszackige Stern im jüdischen Kontext erstmals mit einem archäologischen Fund – dem Siegel eines Joshua ben Asayahu – aus der Zeit des Zweiten Tempels auf. Auch wurde das Hexagramm auf einem Fries einer vermutlich aus dem 4. Jahrhundert stammenden Synagoge in Kfar Nachum am See Genezareth ent-
deckt. Vielleicht war es damals jedoch nur ein dekoratives Motiv? Erst später wurde es eindeutig zum jüdischen Symbol, wohl auch, um im Mittelalter der christlichen Symbolik etwas entgegenzusetzen. So taucht das Davidsschild auf einem jüdischen Grabstein aus dem 3. Jahrhundert in Süditalien auf, ein spanischer Tanach aus dem Jahre 1307 ist mit dem Stern dekoriert, er schmückt den Umschlag eines hebräischen Gebetbuches aus dem Prag des Jahres 1512. Seit dem 19. Jahrhundert gilt es als offizielles Symbol der Religion, die Nazis zwangen es den Juden als Kennzeichen auf. Und seit 60 Jahren ist Davids Stern das zentrale Symbol der Flagge des jüdischen Staates.

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

 12.12.2024

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024

Ausstellung

Projekt zu verlorenen Büchern aus der NS-Zeit erreicht Israel

Ausstellungseröffnung am Montagabend in Tel Aviv

 09.12.2024

Israel

Netanjahu beginnt Aussage in seinem Korruptionsprozess

Die Anwälte des Ministerpräsidenten hatten sich wegen der Kriegszustände in der Region vergeblich um einen längeren Aufschub seiner Aussage bemüht

 09.12.2024

Nahost

Machtwechsel in Syrien: Was wir wissen - und was nicht 

von Martin Romanczyk  08.12.2024