Angesichts einer befürchteten Eskalation des Nahost-Konflikts bereitet sich die Bundesregierung darauf vor, deutsche Staatsbürger im Libanon aus dem Land zu holen. »Der Krisenstab ist auf unterschiedliche Lageentwicklungen eingestellt und jederzeit handlungsfähig«, hieß es am Dienstag im Auswärtigen Amt in Berlin. Trotzdem solle sich niemand darauf verlassen, dass eine Evakuierung aus dem Libanon problemlos möglich sein werde.
Eine solche Operation sei »keine Pauschalreise« und trotz aller Sicherheitsmaßnahmen mit Gefahren und Unsicherheiten verbunden, hieß es weiter. Hinzu komme, dass die Lage im Libanon eine andere sei als bei der vorerst letzten derartigen Aktion 2006. Viele der damaligen Ausreiserouten seien heute nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nutzbar.
Die Verantwortlichen im Auswärtigen Amt appellierten deshalb an die Deutschen im Libanon, noch vorhandene Ausreisemöglichkeiten zu nutzen. Für das Land gilt weiterhin eine Reisewarnung, verbunden mit einer dringenden Ausreiseaufforderung.
Auf einer Krisenvorsorge-Liste sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes 2100 deutsche Staatsbürger im Libanon registriert. In der vergangenen Woche waren es erst 1300 Menschen. Unbekannt sei aber, wie viele der 2100 Menschen auf der Liste aufgrund der dringenden Warnung des Auswärtigen Amtes in der vergangenen Woche mittlerweile aus dem arabischen Land ausgereist sind.
Israel hatte vergangene Woche den Hisbollah-Kommandeur Fuad Shukr in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Außerdem wurde der Auslandschef der islamistischen Terrororganisation Hamas, Ismail Haniyeh, in der iranischen Hauptstadt Teheran bei einem Angriff getötet. Infolgedessen wird in Israel ein Angriff des Iran und dessen Verbündete erwartet.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) appellierte am Dienstag auf der Internetplattform X an die Beteiligten, »den Pfad der immer weiteren Eskalation zu verlassen«. Niemandem sei geholfen, wenn mehr Menschen ihr Zuhause verlassen müssten und mehr Kinder ihre Eltern verlören. Noch gebe es die Möglichkeit, das Ruder herumzureißen, mahnte Baerbock. epd/dpa/ja