RIAS

848 antisemitische Vorfälle 2022 in Berlin

Foto: dpa

In Berlin ist die Zahl der mit Judenhass zusammenhängenden Vorfälle 2022 im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Das geht aus einer am Mittwoch von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Berlin veröffentlichen Statistik hervor.

Die Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus von CDU, SPD, Grünen und Linken erklärten gemeinsam, die Anstrengungen gegen Antisemitismus verstärken zu wollen.

Ergebnisse Demnach wurden für das vergangene Jahr insgesamt 848 judenfeindliche Vorfälle festgestellt. »RIAS Berlin erfasste einen Vorfall extremer Gewalt, 21 Angriffe, 31 gezielte Sachbeschädigungen, 24 Bedrohungen, 751 Fälle verletzenden Verhaltens, die unter anderem 36 Versammlungen umfassen, sowie 20 Massenzuschriften«, fasst die Organisation ihre Ergebnisse zusammen.

Seit 2017 ist dies die niedrigste Zahl erfasster Vorfälle. 2021 waren es noch 1052. Im Vergleich zu 2022 bedeutet das ein Rückgang von 19 Prozent. RIAS Berlin betont aber: »Physische antisemitische Angriffe sowie antisemitische Bedrohungen und gezielte Sachbeschädigungen blieben jedoch auf dem gleichen Niveau wie 2021.« Am Tag seien das im Durchschnitt mehr als zwei antisemitische Vorfälle.

Am Tag gibt es im Durchschnitt mehr als zwei antisemitische Vorfälle in Berlin.

Benjamin Steinitz, Projektleiter von RIAS, sagte über den Bericht: »Wöchentlich werden Berliner Juden und Jüdinnen gezielt angefeindet, im Netz oder auf der Straße.« Er gehe zudem davon aus, »dass die Gesamtheit antisemitischer Vorfälle in Berlin deutlich höher liegt als in unserem Bericht dargestellt.«

Die Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus von CDU, SPD, Grünen und Linken reagierten gemeinsam auf den RIAS-Bericht. »Der Kampf gegen Antisemitismus bleibt auch nach der Wiederholungswahl eine gemeinsame Verpflichtung«, erklärten sie in einer Pressemitteilung. Die neue Statistik zeige, »dass wir unsere gemeinsamen Anstrengungen noch verstärken müssen«.

Der RIAS-Bericht differenziert nach unterschiedlichen Formen des Judenhasses. »So wiesen auch 2022 fast die Hälfte aller Vorfälle, 47 Prozent, antisemitische Bezüge auf die Schoa oder deren Bagatellisierung oder Täter-Opfer-Umkehrungen auf«, heißt es in dem Bericht. »32 Prozent aller bekanntgewordenen Vorfälle enthielten Inhalte des israelbezogenen Antisemitismus.« Mit 111 Vorfällen war Berlin-Mitte der am meisten belastete Bezirk.

Auch zu den Gründen des Rückgangs der Vorfälle liefert der Bericht Anhaltspunkte. So war 2021 der Mai der mit Abstand auffälligste Monat. Damals war es im Kontext der Eskalation des Nahostkonflikts »zu einem drastischen Anstieg antisemitischer Vorfälle in Berlin innerhalb eines kurzen Zeitraums« gekommen. Für 2022 habe man dagegen »eine solche Gelegenheitsstruktur für antisemitische Vorfälle« nicht festgestellt. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Berliner Versammlungsbehörde mehrere israelfeindliche Kundgebungen untersagt.

Organisation Die zivilgesellschaftliche Organisation RIAS Berlin wurde 2015 ins Leben gerufen, um antisemitische Vorfälle zu erfassen und zu analysieren. Seitdem haben sich in mehreren Bundesländern Ableger sowie ein bundesweiter Dachverband gegründet. js

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Ehrung

Ravensburger-Stiftung ehrt Bildungsstätte Anne Frank mit Preis

Es werde eine herausragende Bildungsinitiative gewürdigt, teilte die Stiftung mit

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Jerusalem

Planungsausschuss berät über E1-Siedlung

Es geht um den Bau von rund 3400 Wohneinheiten in dem Gebiet zwischen Ost-Jerusalem und der Siedlung Ma’ale Adumim

 20.08.2025

Jerusalem

Israel entzieht Vertretern Australiens in Palästinensergebieten Visa

Australien ist eines der westlichen Länder, die im kommenden Monat einen palästinensischen Staat anerkennen wollen. Darauf und auf Einreiseverbote für israelische Politiker folgt ein Gegenschritt

 18.08.2025

Halle

Datenbank über Opfer medizinischer Forschung in NS-Zeit veröffentlicht

Tausende Menschen wurden im Nationalsozialismus zu medizinischen Untersuchungen gezwungen. Ihre Schicksale sollen nun sichtbar werden

 18.08.2025

Dresden

Tora-Rolle entsteht in aller Öffentlichkeit

Vor dem Dresdner Stadtmuseum kann demnächst jeder durch ein Schaufenster zusehen, wie eine Thora-Rolle entsteht

 14.08.2025

Berlin

Auswärtiges Amt: Israel muss Tötung von Journalisten erklären

Laut Israel der Al-Jazeera-Reporter Anas al-Scharif zugleich ein Hamas-Terrorist

 11.08.2025