Berlin

Zehn Jahre Jüdisches Forum

Gründeten im April 2008 das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA): Lala Süsskind und Levi Salomon Foto: dpa

Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) hat am Dienstag in Berlin sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Initiative und Plattform gegen Antisemitismus war im April 2008 von der damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlin, Lala Süsskind, und dem Kulturwissenschaftler Levi Salomon gegründet worden.

Seit 2012 ist das Forum ein gemeinnütziger Verein, der vor allem in der Bildungs-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit tätig ist. Unterstützt wird das Forum mit Mitteln des Bundes, des Landes und von Stiftungen wie der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz.

verharmlosung Bei der Feier mit rund 200 Gästen am Dienstagabend im Rathaus Berlin-Charlottenburg sagte Lala Süsskind, sie habe vor zehn Jahren gehofft, »dass im Jahre 2018 ein jüdisches Forum gegen Antisemitismus nicht mehr nötig sein würde«.

Es wachse zwar das Problembewusstsein in der Gesellschaft, und Antisemitismus werde nicht mehr als exklusives Problem der Juden, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wahrgenommen. Aber noch immer gebe es einflussreiche Stimmen, die diese Entwicklung zu verharmlosen versuchen. Zudem verbreite sich der Antisemitismus zumindest in bestimmten Milieus und Regionen und werde zunehmend aggressiver, sagte die JFDA-Vorsitzende.

Deshalb werde das Jüdische Forum weiterhin dringend gebraucht als eine jüdische Perspektive und als Träger für Maßnahmen, »welche die beunruhigenden Zustände zum Besseren verändern helfen«, sagte Süsskind. Als Beispiele nannte sie unter anderem Projekte des Forums zur Auseinandersetzung mit Judenfeindschaft etwa in Schulen, Jugendeinrichtungen und Flüchtlingsunterkünften oder die Unterstützung von Opfern von Antisemitismus und anderen menschenfeindlichen Ressentiments.

Positionen Auch der Sozialwissenschaftler und Antisemitismusforscher Samuel Salzborn konstatierte in seinem Festvortrag, dass der Antisemitismus in den vergangenen Jahren mehr, aggressiver und gewalttätiger geworden sei. Wer sich früher mit antisemitischen Positionen noch eher isoliert fühlte, finde heute auch in den sozialen Netzwerken Bestätigung. Das sei brandgefährlich, weil es nicht nur bestärke, sondern auch mobilisiere, sagte Salzborn.

Zugleich sei Antisemitismus aber auch sichtbarer geworden. »Die Demokratinnen und Demokraten, die noch vor einigen Jahren lieber weggesehen haben, schauen heute zunehmend mehr hin: Die Bereitschaft, Antisemitismus als Angriff auf Jüdinnen und Juden und als Angriff auf die Demokratie zu sehen, nimmt zu«, sagte der Gastprofessor am Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung. Das sei auch dem Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus zu verdanken. epd

Jom Haschoa

Geboren im Versteck

Bei der Gedenkstunde in der Münchner Synagoge »Ohel Jakob« berichtete der Holocaust-Überlebende Roman Haller von Flucht und Verfolgung

von Luis Gruhler  05.05.2025

Berlin/Potsdam

Anderthalb Challot in Apartment 10b

In Berlin und Potsdam beginnt am 6. Mai das Jüdische Filmfestival. Die Auswahl ist in diesem Jahr besonders gut gelungen

von Katrin Richter  05.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025