Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Kannte alle Antworten: Keren Lisowski (16) Foto: privat

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025 13:34 Uhr

Keren, du hast kürzlich beim bundesweiten Bibelwettbewerb »Chidon Hatanach« gewonnen. Wie hat sich das für dich angefühlt?
Das hat mich total überrascht. Es war fast ein bisschen surreal! Also, ich habe natürlich gehofft, dass ich einen der vorderen Plätze erreiche, aber ich habe nicht geglaubt, dass es der erste Platz wird. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, dass ich gewonnen habe.

Wie funktioniert das Bibelquiz?
Die Teilnehmer müssen Fragen über den Inhalt der Tora und der Prophetenbücher beantworten. Oft sind es bestimmte Personen, Orte oder Zahlen, die man nennen muss. Es gibt verschiedene Vorrunden in den israelischen Bezirken und in jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt, und das große Finale findet jedes Jahr in Israel statt. Es wird sogar live im Fernsehen übertragen. In Israel ist das Quiz ziemlich bekannt und beliebt. Es wurde 1958 vom damaligen israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion ins Leben gerufen.

Inzwischen gibt es den Wettbewerb auch in Deutschland.
Genau, schon seit ein paar Jahren. Aber diesmal gab es zum ersten Mal einen ganzen Schabbaton drum herum, ein Wochenende für alle Teilnehmer in Bad Sobernheim, wo wir uns gegenseitig abgefragt, miteinander Schabbat gefeiert haben und auch einen Workshop hatten. Nach der Hawdala fand dann das Quiz statt.

War es das erste Mal, dass du mitgemacht hast?
Vor zwei Jahren habe ich es schon einmal versucht. Von dem Quiz habe ich von meinem Religionslehrer erfahren. Da ich in Augsburg, einer Stadt mit recht wenigen jüdischen Kindern, lebe, besuche ich online Religionsunterricht. Dort hat der Lehrer vom Quiz erzählt.

… das heißt, du wusstest schon in etwa, was auf dich zukommt. Wie hast du dich diesmal vorbereitet?
Ehrlich gesagt, gar nicht so viel. Ich habe das große Glück, dass ich aus einer traditionellen Familie komme und mein Papa uns Kinder jeden Schabbat von der Parascha, dem Wochenabschnitt aus der Tora, und über andere Geschichten aus dem Tanach erzählt, und das schon, seitdem wir klein sind. Als mein Bruder und ich gemeinsam nach Bad Sobernheim gefahren sind, haben wir uns gegenseitig im Zug abgefragt, um unser Wissen aufzufrischen.

Konntest du beim Quiz jede Frage beantworten?
Eigentlich schon. Nur manchmal musste ich raten, wie ich die Namen schreibe, denn ich habe ja vieles nur mündlich gehört. Wir wurden zum Beispiel gefragt, wie die Pflanze hieß, die Jona Schatten spendete. Ich überlegte: Wie schreibt man noch mal »Kikayon«?

Wow, das ist aber auch inhaltlich keine leichte Frage!
Ach ja, für mich waren die Fragen eigentlich nicht so schwer. Ich habe aber gehört, dass es jetzt mit jeder Runde anspruchsvoller wird.

Wie geht es weiter?
Im Winter findet die europäische Runde in München statt. Und wer dort gewinnt, darf sogar weiter nach Israel fliegen. Da gibt es dann ein zweiwöchiges Camp, das wäre schon ein Traum. Aber am wichtigsten ist für mich trotzdem die Möglichkeit, einfach mit anderen jüdischen Jugendlichen Zeit zu verbringen. In Augsburg kenne ich nicht so viele in meinem Alter, und die meisten sind Verwandte von mir.

Hast du schon einen »Trainingsplan«?
Sobald ich Bescheid weiß, welche Bücher Thema sind, werde ich sie mir noch mal aufmerksam durchlesen. Bis dahin entspanne ich mich ein bisschen.

Viele 16-Jährige haben ganz andere Sachen im Kopf … du paukst uralte Texte. Was motiviert dich?
Manche Geschichten sind wirklich spannend geschrieben. Zum Beispiel das Buch Schmuel über die ersten jüdischen Könige. Das ist fast ein bisschen wie ein Hollywoodfilm. Außerdem ist der Tanach doch die Geschichte unseres Volkes. Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann keine Zukunft gestalten.

Das Gespräch führte Mascha Malburg. Der deutsche Chidon Hatanach wird von der Jewish Agency for Israel und der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) veranstaltet, dieses Jahr in Kooperation mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

München

Gelebte Verbundenheit

Jugendliche engagieren sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in den Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde

von Esther Martel  09.11.2025

Sport

»Die Welt spielt gerade verrückt«

Alon Meyer über seine Wiederwahl zum Makkabi-Präsidenten in ganz besonderen Zeiten, den enormen Mitgliederzuwachs und die Zukunft des jüdischen Sportvereins

von Helmut Kuhn  09.11.2025

Erlangen

Bald ein eigenes Zuhause

Nach jahrzehntelanger Suche erhält die Jüdische Kultusgemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge

von Christine Schmitt  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Hanau

Greifbare Geschichte

Ein neues 3D-Denkmal zeigt die alte Judengasse der hessischen Stadt

von Eugen El  09.11.2025

Potsdam

Mehr Geld für jüdische Gemeinden in Brandenburg

Brandenburg erhöht seine Förderung für jüdische Gemeinden auf 1,2 Millionen Euro

 09.11.2025

Namensgebung

Jüdische Pionierinnen

In Berlin erinnern künftig zwei Orte an Clara Israel, die erste Leiterin eines Jugendamts, und an Regina Jonas, die erste Rabbinerin der Welt

von Christine Schmitt  09.11.2025

Porträt der Woche

Ein Überlebenswerk

Nicolaus Blättermann fand nach der Schoa die Kraft zum Neubeginn

von Lorenz Hartwig  09.11.2025