Extremismus

Übergriffe häufen sich

Rechtsextreme marschieren am 07.03.2015 im Zentrum von Dessau-Rofllau (Sachsen-Anhalt). Foto: dpa

Im zeitlichen Umfeld der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager mehren sich Schmierereien von Nazi-Parolen und Drohungen gegen Politiker. So sah sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wegen seiner Flüchtlingspolitik Morddrohungen ausgesetzt. Ramelow habe in den vergangenen Wochen teilweise über soziale Netzwerke Drohschreiben erhalten, darunter seien auch Morddrohungen, bestätigte die stellvertretende Regierungssprecherin Marion Wolf am Montag in Erfurt.

Am Dienstag berichtete die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung, dass auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) wegen seines Einsatzes für Toleranz Morddrohungen erhalten hat. Diese trafen nach einem Auftritt in der ARD-Talkshow »Günther Jauch« zum Thema »Pegida« im Januar ein.

Drohungen Mitte März hatte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) mehr Unterstützung von der Polizei gefordert, nachdem vor ihrem Privathaus in Berlin ein Aufmarsch von rechten Demonstranten stattgefunden hatte. Anfang März war der Ortsbürgermeister von Tröglitz in Sachsen-Anhalt, Markus Nierth, wegen rechtsextremer Anfeindungen zurückgetreten.

Hinzu kommen Nazi-Schmierereien. S0 haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag in der Nähe der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg am Ortseingang des oberpfälzischen Ortes Floß Wegweisertafeln und Ortsschilder mit Nazi-Parolen beschmiert. Auch auf einem Zaun fanden sich auf über 80 Metern antisemitische Parolen wie »Judenhass« und »Deutschland wach auf«. Die Schriftzüge wurden schnell entfernt.

Bonhoeffer Ob die Schmierereien im Zusammenhang mit den Gedenkfeiern zum 70. Todestag des evangelischen Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg stehen, konnte die Polizei nicht sagen. In Flossenbürg hatte die evangelische Kirche in den vergangenen Tagen an den Theologen und NS-Gegner Bonhoeffer erinnert. Die Nationalsozialisten hatten den Berliner Pfarrer am 9. April 1945 im KZ hingerichtet, weil er sich an den Plänen zum Hitler-Attentat 1944 beteiligt hatte.

Generell habe die Zahl rechtsextrem motivierter Gewalttaten in Deutschland zugenommen, berichtete der Berliner Tagesspiegel am 9. April. So habe es allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres bundesweit bereits 98 Angriffe von Neonazis und anderen Rechten gegeben, berichtet die Tageszeitung. Dabei seien 67 Menschen verletzt worden. Die Summe aller rechten Delikte einschließlich Hakenkreuz-Schmierereien, Volksverhetzungen und Drohungen liegt bei insgesamt 1728 Straftaten. Darunter fällt auch der Angriff auf das Privathaus des Hofer Oberbürgermeisters Harald Fichtner (CSU), das Ende März mit Hakenkreuzen beschmiert worden war. epd

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025