Bnej Or

Treffpunkt Passauer Straße

Vorbereitung auf den 9. Mai: Die Klubleiter planen schon mal die Aktivitäten für den »Tag des Sieges«. Foto: Mike Minehan

Der »Klub der kaukasischen Juden« war zuerst da. Hier treffen sich seit fünf Jahren Zuwanderer, überwiegend aus Baku/Aserbaidschan. Nun bekommen die Männer Gesellschaft. Der Klub teilt sich zukünftig mit anderen Vereinen und Organisationen der Jüdischen Gemeinde die Räume. »Wir hatten ständig ein Platzproblem«, sagt Eleonora Shakhnikova vom Integrationsbüro. Deshalb musste ein neues Konzept her, da-
mit auch andere Klubs, Vereine und Organisationen der Gemeinde über eine feste Adresse verfügen können. Insgesamt gibt es davon 22. Einige ziehen nun ins Erdgeschoss des Hinterhauses Passauer Straße 4 nach Charlottenburg. Am kommenden Sonntag wird dort das neue Integrations- und Kulturzentrum »Bnej Or« eröffnet.

Angebot Das neue Zentrum hat ein vielfältiges Angebot, wie ein Blick in den Veranstaltungskalender dieses Monats zeigt: Im Klub der sefardischen Frauen »Tova« beispielsweise wird ein Gedächtnistraining angeboten, die Vereinsmitglieder von »Dom Deribas« hören sich einen Vortrag über »Sigmund Freud und der Wolfsmensch aus Odessa« an und machen eine Exkursion zum Thema »Juden in Spandau«. Und Rabbiner Ruven Yacoobov leitet den Tora-Lernkreis im Klub der kaukasischen Juden.

Zusammenführen – das sei für sie Integration, so Integrationsdezernentin Margarita Bardich. Das neue Zentrum verfüge über Platz für etwa 40 Menschen. Es biete sich sogar für Theateraufführungen an, was wichtig sei, da auch die Lesetheatergruppe nun ihr neues Domizil dort finden wird. Zusätzlich stehe auch eine eigene Küche zur Verfügung. »Die Klubmitglieder werden zukünftig viel mehr miteinander zu tun haben als vorher und auch mehr voneinander mitbekommen«, sagt Bardich.

13 Vereine werden vom Integrationsbüro betreut, neun weitere von der Sozialabteilung. Insgesamt gebe es 22 Klubs in der Gemeinde, sagt Eleonora Shakhnikova. Etwa 1.000 Interessierte haben sich dort zusammengeschlossen. In der Passauer Straße trifft sich nun neben den kaukasischen Juden und den sefardischen Frauen beispielsweise auch der »Signo Erfinderklub Denker«. Der Traditionsklub »Massoret« und der Seniorentreff »Achva« bleiben in der Fasanenstraße, ebenso die Chöre, die überwiegend im großen Saal proben. Auch der Badminton-Klub und die Wissenschaftliche Gesellschaft müssen nicht umziehen, sondern bleiben in der Oranienburger Straße. Die kleinste Gruppe habe etwa 20, größere hingegen 80 Mitglieder, wie der Klub der Kriegsveteranen.

Gemeinsamkeit Die Gemeinde unterstütze die Vereine finanziell und komme für Sachkosten und Aufwandsentschädigungen auf. Je nach Teilnehmerzahl. In diesem Jahr soll ein gemeinsamer Topf eingerichtet werden. Jeder Verein wird sich bei der Eröffnungsfeier am Sonntag auch vorstellen, damit die anderen ihn schon mal kennenlernen. Zusammen sollen die jüdischen Feiertage begangen, und beispielsweise auch die Vorstellungen des Lesetheaters besucht werden. Immer montags treffen sich Shakhnikova und die Klubleiter und entwickeln Konzepte. In dieser Woche, um schon mal die Aktivitäten für den »Tag des Sieges« am 9. Mai zu besprechen.

Nur Vergangenheit, russische Kultur und Heimweh? Der Eindruck täuscht, betont die Dezernentin. Die Integration habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Früher habe das Erlernen der deutschen Sprache und der Wiedereinstieg in den Beruf im Vordergrund gestanden. Heute stehe die Religion immer mehr im Mittelpunkt, sagt Margarita Bardich. Außerdem habe sie den Eindruck, dass die Klubs mit der neuen Situation – etliche an einem Ort – glücklich seien. Weitergehen und dabei immer etwas Neues ausprobieren – so stelle sie sich die Zukunft der Integration vor.

Die Gemeindevorsitzende Lala Süsskind lobt die Initiative der Klubmitglieder und freut sich, dass sich diese Aktivitäten unter dem Dach der Gemeinde entwickelt hätten.

Unter einem Dach, aber auch in gemeinsamen Räumen? Überzeugungsarbeit habe sie bei den Gruppenleitern schon leisten müssen, sagt Bardich. Aber etliche hätten gemerkt, dass es eine Bereicherung sei, zu den anderen einen engeren Kontakt zu haben. Und mithilfe eines Stundenplanes können sich die Klubs so organisieren, dass jeder seine Zeit bekomme.

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025