Staatsvertrag

Teilweise gegen die Verfassung

Purimfest der Jüdischen Gemeinde Halle Foto: imago

Das Landesverfassungsgericht in Dessau hat Teile des bis 2006 geltenden ersten Staatsvertrages mit der Jüdischen Gemeinschaft in Sachsen-Anhalt für nichtig erklärt. Es beanstandete vor allem die Weitergabepraxis von Staatsleistungen durch den Landesverband. Das in dem Vertrag 1994 geregelte Verteilungskriterium mit der Formulierung »anteilig« genüge den verfassungsrechtlichen Anforderungen nicht.

Hintergrund ist ein Streit um die Berücksichtigung der Synagogengemeinde in Halle bei der Mittelzuweisung aus dem Staatsvertrag. 2006 wurde der erste Staatsvertrag von einem neuen Abkommen abgelöst. Das Gericht stellte klar, dass die Verteilung der im Landeshaushalt für die Förderung von Religionsgemeinschaften zur Verfügung gestellten Mittel eine staatliche Aufgabe ist. Die Übertragung dieser Pflicht auf den Landesverband Jüdischer Gemeinden stelle eine »Beleihung« dar, die allenfalls dann zulässig sei, wenn die Kriterien der Verteilung der Zuschüsse im Vertrag selbst genannt würden.

Sockelbeträge Nach dem neuen Staatsvertrag erfolgt die Zahlung des Zuschusses weiterhin an den Landesverband, dessen Schlussprotokoll enthält nunmehr aber einen konkreten Verteilungsschlüssel. Danach bekommen der Verband und jüdische Gemeinden jeweils Sockelbeträge. Der Rest wird nach Mitgliederzahlen verteilt. Max Privorotzki, Vorsitzender des jüdischen Landesverbandes, sieht sich nach dem Urteil nicht mehr in der Pflicht, Nachforderungen der Gemeinde aus der Zeit vor 2006 nachzukommen. Die Landesregierung sei nun Ansprechpartnerin der Synagogengemeinde.

Angestrengt hatte das Verfahren das Oberverwaltungsgericht des Landes (OVG), bei dem mehrere Rechtsstreitigkeiten für vergangene Zeiträume über die Höhe der Zuschüsse für die Synagogengemeinde zu Halle laufen. Bereits das OVG hatte die Regelung für verfassungswidrig angesehen. So sei etwa die anspruchsberechtigte Gemeinde in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Landesverband gebracht worden, obwohl sie ihm gar nicht angehört. Diese Struktur verletzt laut OVG auch das verfassungsrechtliche Gebot staatlicher Neutralität bei der Förderung von Religionsgemeinschaften. Karl Sommer, Vorsitzender der Synagogengemeinde Halle, wertet das Urteil als Sieg. »Ich bin glücklich, dass wir endlich recht bekommen«, sagte er.

Die Zusage, seine Gemeinde habe Anspruch auf Geld aus dem Vertrag, bekam er schon vor Jahren. Die genaue Zumessung konnte nicht errechnet werden, da eine Überprüfung der Mitgliederzahlen weder durch den Landesverband noch durch den Zentralrat bislang möglich war. Auch nach der neuen Regelung werden diese Grundlage einer Zuwendungsbemessung sein. Außerdem seien sie durch den Generalsekretär des Zentralrats zu bestätigen. Die Jüdische Gemeinschaft in Sachsen-Anhalt erhält 2013 rund 1,3 Millionen Euro. epd/ja

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Trauer

Mit gebrochenem Herzen

Die Israelitische Kultusgemeinde nahm Abschied von Rebbetzin Shoshana Brodman sel. A., die Anfang November nach langer Krankheit starb

von Esther Martel  02.12.2025

Kulturtage

»Weitermachen ist die einzige Chance«

»Jüdisches Leben in Deutschland – Heute und Morgen«: Ein Podium stellte die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken und Konsequenzen nach dem 7. Oktober

von Esther Martel  02.12.2025

Planegg

Historische Sensation

Eine Ausstellung erzählt vom Schicksal Jakob Hirschs, der 1818 als erster Jude in Bayern geadelt wurde

von Ellen Presser  02.12.2025