Köln

Starkes Signal zur richtigen Zeit

Innenraum der Kölner Synagoge: Infolge der Corona-Maßnahmen wurden für Frauen Sitzplätze im Hauptraum eingerichtet. Foto: Constantin Graf zu Hönsbroich

Milde Herbstsonne taucht den Davidstern auf der Synagogenkuppel in warmes Licht, golden und weithin sichtbar strahlt er über die Dächer Kölns. Ein Bild besonderer Symbolik, hatte doch die Synagogen-Gemeinde Köln (SGK) kurz zuvor eine wegweisende Entscheidung aus dem politischen Berlin erhalten.

Dort hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschlossen, die denkmalpflegerische Umgestaltung des jüdischen Gotteshauses mit 42 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zu unterstützen. Der Gemeindevorstand würdigte dies als »ein außerordentliches Zeichen, jüdisches Leben in der ältesten Gemeinde Deutschlands gerade in diesen herausfordernden Zeiten zu fördern«.

Antragsteller Die Entscheidung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Deutschen Bundestags. Die Zustimmung des Parlaments gilt indes als sicher, da der Ausschuss dem von den Koalitionsparteien SPD und CDU eingebrachten Antrag auf Zuschuss für die Umgestaltung der Kölner Synagoge einstimmig verabschiedete. »Wir haben ein wichtiges Signal für das jüdische Leben in Deutschland gegeben«, kommentierte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich. Mit der Sanierung und Umgestaltung der Synagoge »bekräftigen wir, dass jüdisches Leben einen festen Platz nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland hat – und zwar dauerhaft«.

»Jüdische Gemeinden und ihre Synagogen haben einen festen Platz in unserer Gesellschaft.«

Ralph Brinkhaus

Der Sozialdemokrat fügte hinzu, dass der Antisemitismus wieder erstarke und »wir den Jüdinnen und Juden deutlich unsere Solidarität zeigen wollen«. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, ergänzte: »Jüdische Gemeinden und ihre Synagogen haben einen festen Platz in unserer Gesellschaft.«

Bei dem herausfordernden Projekt geht es laut Geschäftsführung der SGK darum, das Gebäude »in seiner vollständigen ehemaligen Schönheit mit modernen Materialien wiederherzustellen«. Diese Pracht des im neo-romanischen Stil gebauten und 1899 eröffneten Gotteshauses war in der Pogromnacht 1938 und durch die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört worden. Auf Betreiben des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters und damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer wurde die Synagoge in den 50er-Jahren wiederaufgebaut. Ihre Eröffnung 1959 galt als klares Zeichen dafür, dass in Deutschland jüdisches Leben nach dem Holocaust wieder einen festen Platz einnimmt.

»Die anstehenden denkmalpflegerischen Maßnahmen und Modernisierungen soll nun ein bereits von der SGK beauftragter Architekt in enger Abstimmung mit dem Kölner Stadtkonservator vorplanen«, sagte SGK-Geschäftsführer David Klapheck. Welche Arbeiten wann durchgeführt werden, ließe sich noch nicht terminieren. Es seien Arbeiten an Kuppel und Dach sowie am Mosaik und verschiedene Fenster im Gebetsraum geplant.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet begrüßt die Entscheidung aus Berlin.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) begrüßte die Entscheidung aus Berlin. »Die Synagoge an der Roonstraße ist ein zentraler Teil des jüdischen Lebens in Köln. Mit der Bereitstellung dieser Bundesmittel kann das historische Bauwerk umfassend saniert und die Gemeindestätte somit langfristig erhalten werden«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen. Der Beitrag sei »ein starkes Signal, das genau zur richtigen Zeit« komme – denn 2021 werden 1700 Jahre jüdisches Leben in Köln und ganz Deutschland gefeiert. »Das Judentum gehört schon immer zu Deutschland«, betonte Laschet. »Gerade in einer Zeit wachsenden Antisemitismus ist es wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen. Die Synagoge in Köln trägt als Ort der Zusammenkunft prägend dazu bei.«

Solidarität SGK-Vorstand und Zentralratsvize Abraham Lehrer begrüßte, »dass die Koalitionsfraktionen so ein deutliches Zeichen der Solidarität gerade in diesen besonderen Zeiten ausgesendet haben. Das ist großartig für die Zukunftsorientierung der Synagogen-Gemeinde«. Alles in allem sei die Entscheidung aus Berlin für die Gemeinde darüber hinaus »eine großartige Nachricht im Vorfeld des Festjahres, das wir im kommenden Jahr feiern können«.

Das greift auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auf. »Ich freue mich außerordentlich über die Finanzmittel des Bundestags für die Umgestaltung der Kölner Synagoge«, sagte Reker. »Im kommenden Jahr blicken wir auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Köln zurück, da ist die Förderung des Bundes ein gutes und wichtiges Zeichen für die Solidarität und Unterstützung der jüdischen Gemeinde in Köln und in Deutschland.«

»Dass die Kölner Synagoge und die mit ihr verbundene, über 1700 Jahre währende Geschichte der jüdischen Gemeinde diese finanzielle Zuwendung und Anerkennung bekommen, gibt auch unserer Arbeit zusätzliche Motivation und Ansporn«, betonte der Geschäftsführer des für das Festjahr verantwortlichen Vereins, Andrei Kovacs.

Budget Im kommenden Jahr jährt sich zum 1700. Mal die Erwähnung der Kölner Gemeinde in einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin. Im Vorgriff auf dieses Datum hatte sich bereits vor zwei Jahren in Köln ein Verein gebildet, der im ganzen Bundesgebiet hilft, Aktivitäten für das kommende Jahr vorzubereiten. Daher ist es wichtig, zwischen der Kölner Synagoge sowie dem Verein »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« zu unterscheiden.

Diese Trennung haben die Haushaltspolitiker der Bundestagsfraktionen auch berücksichtigt. Getrennt von dem Beschluss, die Synagoge in Köln für die denkmalpflegerische Wiederherstellung zu unterstützen, stellte der Ausschuss in Aussicht, die finanzielle Zuwendung für den Verein »#1700JLID« zu erhöhen. Die bereits budgetierte Summe von 18,8 Millionen Euro aus Bundesmitteln soll um 5,7 auf 24,5 Millionen Euro erhöht werden. Die Entscheidung wurde auch vor allem deshalb befördert, weil deutlich mehr Projektanträge als erwartet eingegangen sind.

Der Bund zeige damit partei- und fraktionsübergreifend, dass ihm »die Unterstützung für die Darstellung und die Zukunft des jüdischen Lebens in Deutschland sehr wichtig ist«, betonte Kovacs. Und dies nicht nur im Festjahr, sondern darüber hinaus. Jüdisches Leben solle als ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft sicht- und erlebbar sein. Kovacs bedankte sich ausdrücklich bei Gesprächspartnern und Unterstützern. Das Geld werde an die Projektpartner der vielen Veranstaltungen 2021 weitergeleitet.

Berlin

»Ein Stück Heimat«

Was blieb übrig nach den NS-Verbrechen? Und was hatte es lange vorher gegeben? Das Leo-Baeck-Institut sammelt seit 70 Jahren Briefe, Tagebücher und Co. Und ist mit seinen Themen Einwanderung und Flucht brandaktuell

von Leticia Witte  23.05.2025

Nachrufe

»Ein Nürnberger Bub«

Der Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky ist eines der beiden Opfer des Attentats von Washington D.C. Er sei ein herzlicher, lieber Mensch gewesen, sagen die, die ihn kannten. Freunde und Bekannte nehmen Abschied

 22.05.2025

Dortmund

Schule machen

Nach den Sommerferien startet die jüdische Primarstufe – zunächst in den Räumen der Gemeinde. Die Stadt übernimmt die Trägerschaft

von Christine Schmitt  22.05.2025

Berlin-Weißensee

Blumen für Margot Friedländer

Die Zeitzeugin und Ehrenbürgerin wurde am vergangenen Donnerstag auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt. An ihr Grab kommen seitdem viele Menschen, die sich von ihr verabschieden wollen

von Katrin Richter  22.05.2025

Essay

Berlin, du bist mir fremd geworden

Als unsere Autorin mit 18 Jahren in deutsche Hauptstadt zog, war sie begeistert. Doch seit dem 7. Oktober 2023 ist alles anders

von Sarah Maria Sander  21.05.2025

Berlin

Prominente ehren Margot Friedländer mit Gedenkabend

Wegbegleiter wie Igor Levit und Michel Friedman wollen an die verstorbene Holocaust-Überlebende erinnern - mit einer Hommage in einem Berliner Theater

 21.05.2025

Erfurt

Urlaub für Israel

Ivo Dierbach ist Soziologe und engagiert sich als Freiwilliger bei Sar-El, um Israels Militär zu helfen

von Esther Goldberg  21.05.2025

Berlin

SPD-Fraktion will »Margot-Friedländer-Straße« in Kreuzberg

Friedländer lebte ab 1941 bis zu ihrer Deportation in der Skalitzer Straße. Doch auch andere Standorte sind im Gespräch

 20.05.2025

Jewrovision

»United in Hearts«

Der Wettbewerb, angelehnt an den Eurovision Song Contest, ist ein fester Termin für viele jüdische Jugendliche. Sie tanzen und singen um den Sieg – dieses Jahr in Dortmund

von Leticia Witte  20.05.2025