Premiere in Berlin

Schalom und Salam

»Diese Juden mit ihrer Sonderbehandlung!« Voller Abscheu blickt der junge Mann sein Gegenüber an. Dessen Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: »Und ihr mit euren Ehrenmorden!« Zwei kurze Sätze offenbaren Welten voller Vorurteile – und bieten damit viel Stoff für das multireligiöse Theaterprojekt Shalom, Salam – wohin? des deutsch-jüdischen Theaters »Größenwahn«. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert; professionelle Schauspieler und Musiker begleiten die jungen Laienschauspieler. An diesem Donnerstag hat es Premiere.

Bei dem Stück geht es um die Begegnung zwischen verschiedenen Religionen. Unter der Regie von Dan Lahav haben jüdische, muslimische und christliche Jugendliche gemeinsam die Inhalte erarbeitet: Ein junger Jude und eine Muslimin verlieben sich ineinander – was für jede Menge Zündstoff in deren Familien sorgt.

Romeo und Julia Das klassische Romeo-und-Julia-Sujet ist dabei eingebettet in aktuelle Meldungen über Pegida, Flüchtlinge und rassistische Übergriffe. »Dan erzählt uns bei den Proben immer, was derzeit passiert«, berichtet die 17-jährige Türkin Gizem, die die weibliche Hauptrolle spielt. Der Regisseur gebe den Jugendlichen eine Situation mit aktuellem Bezug vor – dann werde improvisiert. »Was wir auf der Bühne sagen, kommt spontan«, erzählt der 15-jährige Semon, Gizems jüdischer Romeo. Entsprechend authentisch seien die Vorurteile, die im Stück thematisiert werden.

Theaterchef Lahav will mit dem multireligiösen Projekt sowohl ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit setzen, als auch seine jungen Darsteller sensibilisieren. »In Workshops konnten sich die Jugendlichen erst einmal so richtig auslassen, ohne von Erwachsenen angeleitet zu werden«, erklärt er. Durch intensive Gespräche habe er zeigen können, wie unsinnig die gegenseitigen Vorurteile sind.

Geht es bei den Proben einmal besonders heiß her, unterbricht Lahav und bittet die Laienschauspieler, einander die Hand zu geben – das Konzept geht auf. »Auch wenn wir uns auf der Bühne anbrüllen, sind wir eigentlich Freunde«, grinst Semon.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025