Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Die Rabbinerin Elisa Klapheck Foto: picture alliance / dpa

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat nach den Worten der Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck die Öffnung des Judentums für eine größere Vielfalt möglich gemacht. »Der Zentralrat hat einen Raum geschaffen, in dem jüdische Gemeinschaften ihr Selbstverständnis entwickeln konnten«, sagte die Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Frankfurt am Main.

Der Zentralrat als Vertretung der Jüdinnen und Juden in Deutschland wurde am 19. Juli 1950 in Frankfurt gegründet. »Mit ihm haben wir eine Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«, hob die 1962 in Düsseldorf geborene Politologin hervor, die auch Professorin für Jüdische Studien an der Universität Paderborn ist.

Als politisch-institutionelle Vertretung der jüdischen Gemeinschaft hat der Zentralrat nach Klaphecks Worten das Judentum in die deutsche Gesellschaft geöffnet. »Der Zentralrat hat einerseits einen Safe Space nach innen geschaffen, doch zugleich ist es nicht das Ziel, dass sich die Juden in ein Ghetto zurückziehen, vielmehr in der Gesellschaft sichtbar werden«, sagte die Rabbinerin.

»Meet a Jew«

Dafür stünden Programme wie »Meet a Jew«, in dem Jüdinnen und Juden von ihrem Leben berichten und Fragen beantworten, oder »Schalom Aleikum«, in dem Juden einen Dialog mit Muslimen aufnehmen. Auf politischer Ebene habe sich der Zentralrat etwa 2012 in einer kontroversen gesellschaftlichen Debatte erfolgreich für die weitere Zulässigkeit der rituellen Beschneidung von Jungen eingesetzt.

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Im Blick auf die Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft habe der Zentralrat eine Pluralität mitgetragen, die es vor 30 Jahren in Deutschland nicht gegeben habe, erklärte die Rabbinerin. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 hätten in den 90er Jahren Gruppen und Gemeinden an das liberale Judentum vor dem Holocaust angeknüpft.

Mit der Anerkennung zweier Rabbinerkonferenzen, der orthodoxen und der liberalen, habe der Zentralrat die Pluralität unterstützt. Neuerdings fördere der Zentralrat mit der »Nathan Peter Levinson Stiftung« die Ausbildung liberaler und konservativer Rabbiner und Rabbinerinnen.

Frauen in religiösen Ämtern

Auch die Anerkennung von Frauen in religiösen Ämtern habe der Zentralrat begleitet, sagte Klapheck. Beim Antritt der ersten Rabbinerin in Deutschland nach dem Holocaust, Bea Wyler 1995 in Oldenburg und Braunschweig, habe der damalige Zentralratsvorsitzende Ignatz Bubis noch gefremdelt. Inzwischen seien Rabbinerinnen zwar nicht von allen Gemeinden, aber vom Zentralrat anerkannt.

Für die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland äußerte Klapheck sich zuversichtlich: »Ich arbeite daran, dass wir uns entwickeln können und uns nicht nur vom Antisemitismus die Themen aufdrücken lassen«, sagte sie. Dies liege aber auch an der Gesellschaft.

»Ich wünsche mir mehr Interesse an jüdischen Themen der Gegenwart.« Sinkende Mitgliederzahlen machen der Rabbinerin keine Angst: »Wenn wir das plurale Judentum weiter fördern, werden wir uns konsolidieren«, sagte sie. »Wir sind ein Teil der freiheitlichen Gesellschaft, und wir werden uns mehr einbringen.« epd

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