Medien

Propaganda am Kiosk

Albert Meyer Foto: picture-alliance/ dpa

Als Albert Meyer Ende 2017 einen Zeitungskiosk am Hohenzollerndamm betrat, stutzte er. Denn das Heft Nr. 30 der »DMZ-Zeitgeschichte« – ein Magazin, das sich selbst als »Fachzeitschrift über die Waffen-SS« beschreibt – lag offen aus. Vom Verkäufer erfuhr der Rechtsanwalt und frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, dass zehn Exemplare bereits über den Ladentisch gegangen waren.

Meyer kaufte das letzte Heft. Er erstattete Strafanzeige und stellte einen Strafantrag wegen des »Verdachts des Verbreitens von Propagandamitteln und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie wegen Volksverhetzung, Gewaltdarstellung, Beleidigung und Jugendgefährdung«.

Antrag Ohne Scham und geschichtlich einseitig und damit manipulierend verherrliche die »DMZ Zeitgeschichte« die Waffen-SS, begründete Meyer seinen Antrag, der der Jüdischen Allgemeinen vorliegt. Die Zeitschrift weise darauf hin, sich besonders an Jugendliche wenden zu wollen.

Die Antwort des Kieler Staatsanwalts Birger Brandt – Sitz der DMZ-Redaktion ist in Schleswig-Holstein – macht Meyer noch immer fassungslos. »Zwar kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Zeitschrift sich an ›Fans‹ der Waffen-SS richtet«, heißt es darin. Dennoch werde das Ermittlungsverfahren eingestellt. Denn bei der Zeitschrift handele es sich »nicht im Sinne der einschlägigen Strafvorschrift um ein Propagandamittel, das nach seinem Inhalt dazu bestimmt« sei, Bestrebungen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation fortzusetzen.

beschwerde »Informationen über derartige verbrecherische Organisationen zu verbreiten, kann dem genannten Tatbestand indes so lange nicht unterfallen, wenn entsprechende Schriften nicht eine aktiv kämpferische, aggressive Tendenz gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung erkennen lassen.« Daraufhin legte Meyer Beschwerde ein – die nun zurückgewiesen wurde.

Bereits 2008 hatte die Bundesregierung alle Bibliotheken und Fachinformationsstellen der Bundeswehr angewiesen, den Bezug der 1995 gegründeten Deutschen Militärzeitschrift einzustellen. Vier Jahre später gründete der Verlag einen Ableger: die »DMZ Zeitgeschichte«.

Es sei beleidigend, dass eine solche Zeitschrift überhaupt und insbesondere an Jugendliche frei verkauft werde, sagt Meyer. »Die Beleidigung trifft dabei nicht nur die Überlebenden des Holocaust und ihre Angehörigen, sondern alle demokratischen und historisch Gebildeten.«

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025