Oranienburg

Pendelverkehr

Der Bedarf ist vorhanden: Gedenkstättenbesucher warten auf den Bus in Sachsenhausen. Foto: Jerome Lombard

Die Anbindung der Gedenkstätte Sachsenhausen an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sollte schnellstmöglich verbessert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und des Brandenburgischen Kulturministeriums durchgeführte Studie der Technischen Hochschule Wildau.

Die Experten hatten von Juli bis August dieses Jahres das Verhältnis des bisherigen Angebots zum Nutzerpotenzial empirisch untersucht. Dabei war die Meinung von 7630 Besuchern erfasst worden. Je nach Besuchertyp zeigten sich zwischen 63 und 100 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Busverbindung zwischen dem Bahnhof Oranienburg und der Gedenkstätte Sachsenhausen. Insgesamt wurden in der Woche vom 13. bis 19. Juli 13.515 Gedenkstättenbesucher gezählt.

Fahrzeiten Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag erwiesen sich mit zum Teil mehr als 2500 täglichen Besuchern als die besucherstärksten Wochentage. Rund die Hälfte der durch die Studie erfassten Besucher reiste über den Bahnhof Oranienburg an, von denen aber nur ein Drittel (2235) den derzeit stündlich und am Wochenende alle zwei Stunden verkehrenden Linienbus zur Gedenkstätte nutzte.

Zwei Drittel der Besucher (4349) legten die rund drei Kilometer lange Strecke zu Fuß zurück. Aufgrund der Besucherstatistiken der Gedenkstätte gehen die Wissenschaftler davon aus, dass 230.000 bis 270.000 Fahrgäste pro Jahr und Richtung den öffentlichen Nahverkehr nutzen würden.

Die Unzufriedenheit der Besucher, die sich in der Studie zeigte, kommt nicht überraschend, hatte doch die Leitung der KZ-Gedenkstätte immer wieder die geringe Taktzahl der städtischen Busse kritisiert. Um dem Bedarf gerecht zu werden, empfehlen die Projektleiter Klaus-Martin Melzer und Martin Lehnert die Einrichtung eines Shuttlebusverkehrs im 20-Minuten-Takt. Sollten sich Stadt und Verkehrsbetriebe schnell entscheiden, könnte nach Aussage der Wissenschaftler das Shuttle-Konzept 2018 seinen Betrieb aufnehmen.

Besucher »Die Studie der TH Wildau bestätigt den seitens der Gedenkstätte seit Jahren eingeklagten Bedarf nach einer besseren Busverbindung für die vielen Hunderttausende Menschen aus aller Welt, die die Gedenkstätte Sachsenhausen besuchen«, sagt Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.

Morsch hatte sich in der vergangenen Woche mit Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch, Landrat Ludger Weskamp und Oranienburgs stellvertretendem Oberbürgermeister Frank Oltersdorf getroffen, um die Verbesserung der Busanbindung seiner Gedenkstätte zu besprechen. Das Ergebnis der Unterredung war allerdings ernüchternd. »Eine rasche Verbesserung der Busanbindung ist trotz Expertise nicht in Sicht, da diese Frage mit der Diskussion um die Lenkung der Besucherströme verknüpft wurde«, sagt Morsch. Kulturministerin Münch hätte der Gedenkstätte zwar zugesichert, die Ergebnisse der Studie ernst zu nehmen. Man müsse die bessere Busanbindung aber mit der Überarbeitung des Orientierungssystems für die Besucher verbinden.

Eingang Morsch befürchtet, dass dies eine Verlegung des Eingangs zur Gedenkstätte miteinschließen könnte. Eine Bürgerinitiative versucht derzeit, genau das zu erreichen. Die Anwohner befürchten eine zusätzliche Lärm- und Schadstoffbelastung durch das höhere Verkehrsaufkommen.

Morsch hält dagegen: »Für die Gedenkstätte ist es aus historischen und logistischen Gründen von Bedeutung, dass der Zugang für alle Besucher weiterhin über die Straße der Nationen erfolgt.« Die Stadt Oranienburg will auf der Grundlage der Expertenstudie eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Ob und wann also zusätzliche Busse zum Einsatz kommen, ist derzeit völlig unklar.

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert