Köln

»Kölle Alaaf! Kölle Schalom!«

Aaron Knappstein
Aaron Knappstein Foto: picture alliance/dpa

In Düsseldorf, Köln und anderen Hochburgen des Karnevals ist am Samstag um 11.11 Uhr die neue Saison eröffnet worden. »Es ist in Ordnung, Karneval zu feiern«, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Karnevalsauftakt am 11.11. in der Altstadt vor Tausenden Feiernden. »Das heißt nicht, dass wir nicht an diejenigen denken, die von Krieg und Gewalt betroffen sind.«

Aus Solidarität mit allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern erklang zuvor im Historischen Rathaus von Köln der Ruf: »Kölle Alaaf! Kölle Alaaf! Kölle Schalom!« Reker appellierte an die Jecken, für Demokratie und Vielfalt einzustehen. »Von allen Akteurinnen und Akteuren im Kölner Karneval erwarte ich ein eindeutiges Bekenntnis gegen Antisemitismus - und klare Zeichen der Solidarität mit Israel sowie den Jüdinnen und Juden in Köln!«

Zuvor hatte die Oberbürgermeisterin eine Kerze vor der Synagoge in der Roonstrasse aufgestellt - zum Gedenken an die Opfer der Hamas.

Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins »Kölsche Kippa Köpp«, sagte bei dem Empfang, die Jüdinnen und Juden in Köln seien in Not und bräuchten alle Bürger an ihrer Seite. »Wir haben immer mehr Menschen auch in Köln, die uns absprechen, Kölnerinnen und Kölner zu sein. Die uns sagen, dass wir nicht mehr hierhingehören.«

Besiegtes Gespenst zurückgekehrt

Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn versicherte Knappstein, der Karneval stehe fest an seiner Seite. »Das Gespenst, das wir eigentlich besiegt gesehen haben, ist wieder zurück in unserer Zeit, und das macht mir richtig Angst«, so Kuckelkorn. Er erinnerte an die belastete Geschichte des Karnevals in der NS-Zeit: »Auch der Karneval war damals, in der Zeit des Nazi-Regimes, ein Teil der Maschinerie, war Teil der Propaganda, hat sich total hingegeben.«

Erwartungsgemäß gab es am Samstag in Köln einen Riesenandrang von Feiernden. Schon am frühen Vormittag waren die Altstadt und die Zülpicher Straße im Studentenviertel »Kwartier Latäng« voll, die Einlässe wurden gesperrt. Die Stadt Köln appellierte an alle Feiernden, auf andere Stadtviertel auszuweichen.

Um den Frohsinn in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken, waren in Köln etwa 1000 Polizisten, 180 Ordnungsamtsmitarbeiter und mehr als 1000 private Sicherheitskräfte im Einsatz. Bereits in den vergangenen Jahren war die Zahl der Feiernden in Köln immer weiter gestiegen.

Trotz Krisen legitim

In Düsseldorf erwachte am Vormittag die Karnevalsfigur Hoppeditz. Auch in anderen Städten begann die neue Saison - oder Session, wie der Karnevalist sagt.

Der Psychologe Stephan Grünewald hält Karnevalsfeiern vor dem Hintergrund von Krieg und Krisen für legitim. »Karneval ist ein Akt der Selbstfürsorge und steigert auch die persönliche Resilienz«, sagte der Buchautor (»Wie tickt Deutschland?«) und Chef des Kölner Rheingold-Instituts der Deutschen Presse-Agentur.

Die Alternative wäre, sich grübelnd ins stille Kämmerlein zurückzuziehen. »Ich glaube aber, jemand, der in der Lage ist zu feiern, ist auch zum Mitleid fähig, weil er dann die Ressource dazu hat.« Es gehe ja nicht ums Durchfeiern, sondern um einen kurzen Lichtblick in einer sich verdunkelnden Welt. dpa

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  02.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025