Gedenken

»Historische und menschliche Verpflichtung«

Am Mahnmal »Gleis 17« in Berlin-Grunewald ist am Donnerstag der Opfer des Holocaust gedacht worden. An der Gedenkveranstaltung nahmen die Schoa-Überlebende Vera Friedländer, der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU), die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) und weitere Politiker, Angehörige von NS-Opfern und Vertreter von Opferverbänden teil.

Vor genau 77 Jahren hatten an dem Bahnhof die nationalsozialistischen Deportationen von Juden aus Berlin begonnen. Am 18. Oktober 1941 hatte der erste Zug mit mehr als 1000 jüdischen Kindern, Frauen und Männern den Bahnhof Grunewald in Richtung »Litzmannstadt« (»Lodz«) verlassen. Insgesamt wurden mehr als 50.000 Berliner Juden von den Nazis ermordet.

Staatsräson Bundestagsvizepräsident Friedrich betonte, dass die Gräueltaten des Nationalsozialismus »für immer ein unauslöschlicher Teil« der deutschen Geschichte bleiben würden. Eine unmittelbare historische Lehre in Deutschland sei es, die Würde des Menschen zu verteidigen und jede Relativierung zurückzuweisen, betonte der CSU-Politiker.

Er fügte hinzu, dass die Verantwortung gegenüber Israel zur Staatsräson gehöre. Zudem sei es eine »tiefe historische und menschliche Verpflichtung«, jüdischem Leben in Deutschland Raum zu geben, betonte der Bundestagsvizepräsident.

Die Berliner Staatssekretärin Chebli rief auch Muslime zu mehr Engagement gegen Antisemitismus auf. Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus und Angriffe auf Muslime zunehmen würden, seien Allianzen zwischen Juden und Muslimen »dringender denn je, wenn es darum geht, Antisemitismus zu bekämpfen«. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen und an den Holocaust »ist eine Gemeinschaftsaufgabe«, die in Deutschland von herausragender Bedeutung bleibe, betonte Chebli.

Begriff Die Schriftstellerin und Zeitzeugin Vera Friedländer kritisierte überdies die Verwendung des Begriffs Nationalsozialismus in Deutschland. Dies sei ein Werbebegriff der Nazis gewesen, um zu verkaufen, was diese unter sozial verstanden hätten. Die 90-Jährige plädierte dafür, den international üblichen Begriff – »nämlich Faschismus« – zu verwenden.

Zu der Gedenkveranstaltung am Mahnmal »Gleis 17« hatten die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum, das Land Berlin, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die Israelitische Synagogen-Gemeinde (Adass Jisroel) zu Berlin, die Inge Deutschkron Stiftung und die Deutsche Bahn Stiftung eingeladen. epd

Provenienz

Die kleine Mendelssohn

Lange Zeit galt sie als verschollen, nun ist die Stradivari-Geige wieder aufgetaucht. Doch die Restitution gestaltet sich problematisch

von Christine Schmitt  15.08.2025

Sport

Nach den Emotionen

Der Wechsel des deutsch-israelischen Fußballers Shon Weissman zu Fortuna Düsseldorf ist gescheitert. Er stolperte über seine Hasskommentare bei Social Media

von Ruben Gerczikow  14.08.2025

Nürnberg

Mit wem spiele ich heute?

Vor wenigen Wochen eröffnete die neue Kita »Gan Schalom« der Israelitischen Kultusgemeinde. Ein Besuch zwischen Klanghölzern, Turnmatten und der wichtigsten Frage des Tages

von Stefan W. Römmelt  14.08.2025

Berlin

Mann reißt israelische Flagge vor Synagoge ab

Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen Hausfriedensbruch

 13.08.2025

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  12.08.2025

Porträt

Tragischer Macher

Heute vor 100 Jahren wurde Werner Nachmann geboren. Viele Jahre lang prägte er das deutsche Nachkriegsjudentum. In Erinnerung bleibt er allerdings für etwas anderes

von Michael Brenner  12.08.2025

Berlin

Amnon Barzel im Alter von 90 Jahren verstorben

Von 1994 bis 1997 leitete Barzel die Abteilung Jüdisches Museum im damaligen Berlin Museum. Er setzte sich für dessen rechtliche Eigenständigkeit ein.

 12.08.2025

Erinnerungszeichen

Schicksal und Gedenken

Auszubildende von »Münchner Wohnen« recherchieren in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Biografien

von Luis Gruhler  11.08.2025

Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Ein Palästina-Aktivist attackierte Benny Salz, den früheren Gemeindevorsitzenden, vor den Augen der Polizei

von Ralf Balke  11.08.2025