Rechtsextremismus

Hass und Intoleranz

Foto: Marina Maisel

Ein empfindlicher Schlag gegen die Rechtsextremisten-Szene ist der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) unter der Regie der Generalstaatsanwaltschaft München gelungen. Nach umfangreichen, bis ins Ausland reichenden Ermittlungen wegen des Verdachts des Waffenhandels wurden bei einer bundesweiten Durchsuchungsaktion mit Schwerpunkt in Bayern auch Waffen und Munition sichergestellt, die dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen. Zwei Beschuldigte kamen in Haft.

Nähere Einzelheiten zu den Ermittlungen erläuterte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Landtag.

Waffen »Der Verdacht der Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz«, heißt es da, »ergibt sich aus Aussagen von Zeugen, Einlassungen der Beschuldigten, Erkenntnissen ausländischer Strafverfolgungsbehörden, Ergebnissen der Auswertung sichergestellter Datenträger und Unterlagen, insbesondere festgestellter Kommunikation der Beschuldigten, sowie (Kriegs-)Waffenfunde.«

Weiteren Angaben zufolge wurden Objekte in Dachau, Erding, Grafing, Gröbenzell, Karlsfeld, Moosinning, München, Passau und Tuntenhausen durchsucht. Der Verdacht, an internationalem Waffenhandel beteiligt zu sein, richtet sich demzufolge in Bayern gegen insgesamt elf Beschuldigte.

Sie sollen München zur Drehscheibe ihrer illegalen Geschäfte gemacht haben, die bis nach Kroatien und in mehrere andere Länder reichten. Einer der zentralen Waffenhändler wurde nach Angaben des Justizministeriums im Ausland festgenommen, ein weiterer in München.

ns-utensilien Neben unterschiedlichsten Waffen, vom Schießkugelschreiber über getarnte Elektroschockgeräte und Würgeinstrumente bis hin zu Kriegswaffen und dazugehöriger Munition, wurden bei den Durchsuchungen auch rechtsradikale Schriften, NS-Utensilien und »Reichsbürger«-Unterlagen sichergestellt. »Nach den bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass alle Beschuldigten dem rechtsextremen Spektrum und/oder der Reichsbürgerbewegung zuzurechnen sind«, lautet die Einschätzung des Ministeriums.

Von dieser Erkenntnis ist Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), nicht überrascht. Seit Jahren beobachtet und warnt sie vor der Entwicklung, die sich vom rechten Rand mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft vorgeschoben habe und von einer Partei wie der AfD repräsentiert werde. Mit Blick auf den Mordanschlag auf einen jüdischen Studenten in Hamburg Anfang Oktober sagte sie: »Hass und Intoleranz in allen gesellschaftlichen Sphären bis hinein in politische Parteien wie der AfD haben für solche Angriffe den Boden bereitet.«

Viele Juden würden sich nicht mehr sicher fühlen.

Genauso wenig überrascht wie über den Waffenhandel der Rechtsextremisten ist Charlotte Knob­loch darüber, dass bei diesen illegalen Geschäften »alte Bekannte« der rechten Szene involviert waren. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums München sind acht Beschuldigte in der Vergangenheit bereits im Bereich der politisch motivierten Kriminalität in Erscheinung getreten, darunter einer der zentralen Waffenhändler, darüber hinaus drei wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.

kontakte Auffallend intensive und mannigfaltige Kontakte zu rechtsextremen Organisationen und Einzelpersonen fielen bei einem weiteren Beschuldigten auf, bei einem anderen der Kontakt zu den »Hells Angels«.

Viele Juden würden sich nicht mehr sicher fühlen, stellt Charlotte Knob­loch immer wieder fest. Aus ihrer Sicht ist diese Entwicklung durchaus nachvollziehbar: »Die Normalisierung von Antisemitismus im Internet und im öffentlichen Raum macht Judenhass mehr und mehr salonfähig.« In diesem Zusammenhang stellte sie auch fest, dass »die wiederkehrenden Empörungszyklen« nach antisemitischen Anschlägen nicht genug seien. Wirksames Gegensteuern, wie beispielsweise das konsequente Vorgehen gegen rechtsex­tremistische Waffenhändler, sei ein notwendiger und richtiger Schritt.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025