Berlin

Gegen das Vergessen

Mit zahlreichen Veranstaltungen gedenkt Berlin der Pogrome vom 9. November 1938. Am Vorabend des 74. Jahrestages lud die Jüdische Gemeinde zu einer Gedenkveranstaltung in das Gemeindehaus Fasanenstraße. In seiner Rede mahnte Gemeindevorsitzender Gideon Joffe, nicht wegzusehen, wenn auf den Straßen Menschen nichtdeutscher Herkunft in den Tod gehetzt oder lebensgefährlich verprügelt würden, wie es am Kaiserdamm und kürzlich auf dem Alexanderplatz geschehen sei. »Schlimmer als der Hass ist die Gleichgültigkeit«, sagte Joffe.

NPD-Verbot Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit forderte angesichts der NSU-Morde und der antisemitischen Töne im Zusammenhang mit der Beschneidungsdebatte unter spontanem Applaus das Verbot der NPD. »Was muss denn noch passieren?«, fragte er in seiner Rede.

Zudem wandte er sich in deutlichen Worten gegen Judenhass in Berlin: »Antisemitische Angriffe wie unlängst auf einen Rabbiner sind für unsere Gesellschaft beschämend.« Jüdinnen und Juden müssten in Deutschland ihre Religion und ihre Identität unbehelligt leben können. Auch internationale Konflikte wie im Nahen Osten dürften kein Vorwand für antisemitische Ausfälle sein, betonte Wowereit.

Kranzniederlegung Dem musikalisch-literarischen Programm »Vergesst nur nicht ...« folgte die Kranzniederlegung vor der Tafel mit den Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager. Dabei trug Kantor Isaac Sheffer das El Male Rachamim vor. Rund 300 Gäste nahmen an der Gedenkveranstaltung teil, unter ihnen Ruth Galinski, die Witwe des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden Heinz Galinski, Botschaftsangehörige unter anderem aus den USA und Polen, Vertreter der Landespolitik, der Kirchen, Bundeswehr, Polizei sowie der Sinti und Roma.

Am Freitagvormittag wurde am Standort der früheren Synagoge am Spandauer Lindenufer das bestehende Mahnmal durch eine Mauer mit den Namen von Holocaust-Opfern des Bezirks ergänzt. Zur Einweihung wurden unter anderem Gideon Joffe, der evangelische Bischof Markus Dröge und Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) erwartet. Vor anderthalb Jahren war dazu die Kampagne »Spenden Sie einen Stein« gestartet worden. Dabei kamen insgesamt 18.000 Euro zusammen.

Zeichen der Verbundenheit sollen auch andernorts gesetzt werden. Die evangelische Kirchengemeinde Dahlem lädt zu einem jüdischen Gottesdienst mit Rabbiner Andreas Nachama und dem protestantischen Superintendenten Johannes Krug ein. (mit epd)

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025