Berlin

Gauck und die Friedensstifter

Schloss Bellevue: Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt Vertreter der interreligiösen Initiative Salaam Schalom. Foto: Uwe Steinert

Bundespräsident Joachim Gauck hat am Freitagnachmittag im Schloss Bellevue Vertreter der interreligiösen Initiative »Salaam Schalom« aus Berlin-Neukölln getroffen. Die Arbeit von Salaam Schalom sei ein Vorbild für die Gesellschaft, wie ein friedliches Miteinander zwischen den Religionen gelingen könne, sagte Gauck bei dem Gespräch mit den jungen Erwachsenen.

Die Begegnung mit den Initiatoren und das Gespräch über die konkrete Arbeit von Salaam Schalom sei dem Bundespräsidenten gerade vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden Lage in Gaza ein besonderes Anliegen gewesen, hieß es vonseiten des Bundespräsidialamtes.

alternativ »Mit der Einladung hat der Bundespräsident klargemacht, dass er sich auch für alternative Stimmen interessiert, wenn es um die Frage von Rassismus geht«, sagte Armin Langer von Salaam Schalom nach dem Treffen. Der ungarische Rabbinerstudent am Abraham Geiger Kolleg hält die Warnungen vor einem neuen muslimischen Antisemitismus in Deutschland für übertrieben. »50 Leute am Rande einer Demonstration sind noch kein Grund, von einer Lawine des Antisemitismus zu reden«, meint Langer. »Noch schlimmer ist es aber, wenn die antisemitischen Parolen dieser lauten Minderheit benutzt werden, um Antimuslimismus zu verbreiten.«

Erst kürzlich hatte Bundespräsident Gauck angesichts zahlreicher judenfeindlicher Ausschreitungen bei anti-israelischen Kundgebungen mehr Zivilcourage gegen Antisemitismus gefordert. »Ich möchte alle Deutschen und alle Menschen, die hier leben, auffordern, immer dann ihre Stimme zu erheben, wenn es einen neuen Antisemitismus gibt, der sich auf den Straßen brüstet«, unterstrich Gauck vorletzte Woche in Berlin. In einem Telefongespräch mit Zentralratspräsident Dieter Graumann versicherte Gauck seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft.

Warnung Junge Juden, Muslime und Christen hatten Salaam Schalom im vergangenen Jahr gegründet, um sich für einen friedlichen Dialog zwischen den Religionen in Berlin einzusetzen. Ausschlaggebend für ihr Engagement war ein Angriff auf Rabbiner Daniel Alter, der 2012 von antisemitischen arabischen Jugendlichen zusammengeschlagen worden war. Alter hatte kurz darauf Berliner Stadtteile mit hohem Migrantenanteil wie Neukölln als »No-Go-Area« für Juden bezeichnet. Salaam Schalom ist der Überzeugung, dass Alters Warnung an der Realität vorbeigehe und Misstrauen zwischen Juden und Muslimen bewirke. ja

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025