Frankfurt

Es war einmal in Israel

Rund 230 Interessierte nahmen an der Konferenz der Bildungsabteilung im Frankfurter Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum teil. Foto: Rafael Herlich

Alles begann mit David Ben Gurion. Bereits seit 1935 führte er als Vorsitzender der Jewish Agency die jüdische Gemeinschaft im britischen Mandatsgebiet Palästina. Zuvor hatte er die Arbeitspartei und den Gewerkschaftsbund Histadrut geleitet. Höhepunkt von Ben Gurions Laufbahn aber war der 14. Mai 1948. An diesem Tag verkündete er gegen den Widerstand einiger Skeptiker in den eigenen Reihen die Unabhängigkeitserklärung und proklamierte den Staat Israel.

»Wie alles begann …«, unter diesem Titel hatte die Bildungsabteilung vergangene Woche zu ihrer jüngsten Konferenz über die Geschichte der Staatsgründung Israels eingeladen und dafür zu Beginn ausführlich das Wirken des ersten Ministerpräsidenten des Landes, David Ben Gurion, in den Mittelpunkt gestellt.

diaspora Rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dafür ins Frankfurter Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum ge­kommen – mehr als je zuvor. »Der Israel-Bezug der Diaspora ist da«, freute sich Sabena Donath, Leiterin des Programms. Dessen wissenschaftlicher Direktor, Doron Kiesel, forderte zum Streit und Ringen um die Wahrheit auf.

Konfrontationen blieben allerdings aus, bloß ein leises Murren gab es, als der bekannte israelische Historiker Tom Segev behauptete, David Ben Gurion habe keinerlei Humor besessen. Der zionistische Traum sei der Inhalt seiner Persönlichkeit gewesen. Alle anderen Lebensziele, nicht zuletzt das Streben nach privatem Glück, hatten sich dem unterzuordnen.

Der 1886 als David Josef Grün im polnischen Plonsk geborene Ben Gurion ist heute in Israel, 45 Jahre nach seinem Tod, populärer als irgendeiner der amtierenden Politiker des Landes, so sein Biograf Tom Segev. Dabei sei er während seiner aktiven Zeit durchaus umstritten gewesen. Zwei Drittel der Wähler habe er stets gegen sich gehabt. Dennoch führte er 13 Jahre lang Israels Regierung und konnte sich wiederholt erlauben, mit dem Rücktritt zu drohen, falls man seinen Vorstellungen nicht folgen sollte.

Fleiß Er sei ziemlich beratungsresistent gewesen, fand Rogel Rachman, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit an der Botschaft Israels in Berlin. Segev bescheinigte ihm sogar autokratische Züge, bekannte aber, dass Ben Gurion im jungen Staat der ersten Jahre durch seine langjährige politische Erfahrung – gerade auch aus der Zeit vor der Staatsgründung –, seinen immensen Fleiß und gute Detailkenntnisse praktisch alternativlos gewesen sei.

Ben Gurion habe keine Hemmungen gehabt, gegen den Strom zu schwimmen, betonte Rachman. Am deutlichsten sei das Anfang 1952 geworden, als er mit der westdeutschen Adenauer-Regierung das Luxemburger Abkommen aushandelte. Unter den Israelis habe es damals heftige, zum Teil sogar gewalttätige Proteste dagegen gegeben. Von Blutgeld war sogar die Rede.

Für den Regierungschef sei das rational kaum nachvollziehbar gewesen – zumal Adenauer kein Nazi gewesen war. Rund drei Milliarden D-Mark seien damals als sogenannte Wiedergutmachung in Israels Staatshaushalt geflossen. Sie hätten dem Land wirtschaftlich auf die Beine geholfen.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Konferenz in unserer Ausgabe am Donnerstag.

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025

Erinnerung

731 Schulen erinnern an Anne Frank

Der Aktionstag findet seit 2017 jährlich am 12. Juni, dem Geburtstag des Holocaust-Opfers Anne Frank (1929-1945), statt

 11.06.2025

Grand Schabbaton

Eine 260-köpfige Familie

In Potsdam brachte der»Bund traditioneller Juden« mehrere Generationen zusammen

von Mascha Malburg  11.06.2025

Meinung

Jewrovision: einfach jung und jüdisch sein

Junge Jüdinnen und Juden sind alltäglich Anfeindungen ausgesetzt. Für sie ist die Jewrovision ein Safe Space

von Katrin Richter  11.06.2025