Berlin-Mitte

Engagiert für Israel

Gutes tun und dabei Spaß haben: Die Wohltätigkeitsgala »One Night for Children« des Berliner WIZO-Teams setzte sich am vergangenen Samstag wieder für Frauen und Kinder in Israel ein. Unter den 120 Gästen, die zu der Veranstaltung ins Amano Grand Central Hotel in Berlin-Mitte gekommen waren, waren neben vielen Unterstützern aus Wirtschaft und Politik auch die Präsidentin von WIZO Deutschland, Nicole Faktor, sowie Ulf Poschardt, Chefredakteur der »Welt«. Den Abend moderierte die Berliner Kabarettlegende Désirée Nick.

Highlight der Gala war am späteren Abend das Konzert des israelischen Pianisten und Sängers Rami Kleinstein. Die Schirmherrschaft des Events hatte, wie schon im vergangenen Jahr, Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, übernommen.

»Ich möchte, dass die ganze Welt weiß, dass ich hinter Israel stehe«, bekannte Moderatorin Désirée Nick unter großem Applaus gleich zum Auftakt des Abends. Die WIZO zeige mit ihrer Arbeit, was Frauen alles bewegen können, wenn sie sich organisieren. »Als Berlinerin muss ich diese großartige Frauenpower einfach stärken«, sagte die Kabarettistin.

EHRENGAST Als Ehrengast wurde die »Grande Dame« der WIZO Berlin, Jeanette Albeck, am Samstagabend begrüßt. Die 90-Jährige setzt sich mit viel Leidenschaft und Herzblut seit mehr als 50 Jahren für die Belange der jüdischen Frauenorganisation ein. Als Zeichen der Anerkennung ihres jahrelangen Engagements bekam Albeck die goldene WIZO-Nadel von Präsidentin Nicole Faktor verliehen.

»Seit nunmehr fast 100 Jahren hilft die WIZO dabei, dass Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren wurden, wieder träumen können«, sagte Nicole Faktor. Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen der Antisemitismus in Europa und der ganzen Welt wieder auf dem Vormarsch sei, komme der Unterstützung der israelischen Gesellschaft eine besondere Bedeutung zu.

»Der Kampf gegen Juden- und Israelhass ist in den vergangenen Jahren zu einem Schwerpunkt der Aktivitäten der WIZO-Gruppen in Deutschland geworden«, sagte Nicole Faktor. So organisiere beispielsweise das Team in Frankfurt vermehrt Veranstaltungen, die sich kritisch mit der Berichterstattung deutscher Medien über den Nahostkonflikt oder auch mit der Erinnerungskultur an die Schoa beschäftigen.

SOLIDARITÄT »Welt«-Chefredakteur Ulf Poschardt betonte in seiner Rede, dass die Solidarität mit Israel seit jeher zum Leitfaden seiner journalistischen Arbeit gehört. »Israel ist heute wichtiger denn je«, sagte der 52-Jährige. Der antiisraelisch eingefärbte Antisemitismus gehöre in Deutschland und anderen europäischen Ländern heute zum politischen Mainstream. »Auch in der angeblich so aufgeklärten politischen Linken ist der Antisemitismus unüberhörbar geworden«, sagte Poschardt. Dass jüdische Menschen in Deutschland im Jahr 2019 verbale und physische Attacken fürchten müssen, wenn sie ihren Glauben durch das Tragen einer Kippa oder eines Davidsterns offen zeigen, bezeichnete der Journalist als »Katastrophe«.

Mit dem neuen Team sind die Mitgliederzahlen gewachsen – wie auch die Bereitschaft zu spenden.

Es seien Organisationen wie die WIZO und der Zentralrat der Juden in Deutschland, die dem antisemitischen Grundrauschen in der Gesellschaft immer wieder couragiert Paroli bieten. »Ich bewundere die Arbeit der WIZO und wünsche mir, dass jüdische Stimmen in der Politik noch lauter werden«, sagte Poschardt.

Die WIZO wurde 1920 als überparteiliche Bewegung zur Unterstützung der israelischen Bevölkerung von der britischen Frauenrechtlerin und Zionistin Rebecca Sieff in London ins Leben gerufen. Mittlerweile ist die WIZO die größte interna-tionale jüdische Frauenorganisation, die in Israel heute rund 800 Projekte für Frauen, Senioren sowie Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen unterhält.

In den 180 von WIZO getragenen Kindertagesstätten werden jährlich rund 15.000 Kinder betreut. Mit einer Patenschaft von 500 Euro kann einem Kind dort ein Jahr lang ein Platz finanziert werden. Bei der Spendengala am Samstagabend wurden wieder Hunderte solcher Patenschaften gezeichnet. Darüber hinaus gibt es in Israel eine von der WIZO finanzierte telefonische Hotline, an die sich Frauen wenden können, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Weltweit setzen sich rund 250.000 Frauen für die Ziele der Wohltätigkeitsorganisation ein.

JUGENDDORF Wie die Arbeit der WIZO konkret vor Ort in Israel wirkt, davon konnten sich die Galagäste am Samstagabend selbst ein Bild machen. Die 17-jährige Schülerin Deborah Segal war aus Tel Aviv nach Berlin gereist, um über das Leben im Hadassim Youth Village zu berichten. Das Internat wird als eines von insgesamt fünf schulischen Einrichtungen von der WIZO betrieben und ermöglicht 1300 Schülern aus der ganzen Welt eine Ausbildung. Segal besucht in Hadassim derzeit die elfte Klasse und hat sich thematisch auf »Darstellendes Spiel« fokussiert.

»Dank der WIZO konnte ich meinen Traum, in Israel zu leben, verwirklichen«, sagte die Schülerin, die vor einigen Jahren ohne ihre Eltern aus ihrem Heimatland Brasilien nach Israel eingewandert ist.

»Im Hadassim Youth Village fühle ich mich frei und unabhängig und kann das tun, worin meine Stärken liegen«, unterstrich die 17-Jährige. »Der Internatscampus ist inzwischen nicht einfach nur ein Ort, an dem ich in die Schule gehe und Hebräisch lerne, sondern er ist auch zu einem Zuhause für mich geworden.«

BILANZ WIZO-Präsidentin Faktor zeigte sich von Segals Geschichte beeindruckt. »Es sind Kinder und Jugendliche wie Deborah Segal, die in Zukunft die israelische Gesellschaft tragen werden«, sagte Nicole Faktor. Dem Berliner WIZO-Team dankte die Präsidentin für sein Engagement.

Tatsächlich fällt die Arbeitsbilanz des Anfang vergangenen Jahres neu gewählten Vorstands der WIZO Berlin äußerst positiv aus. So seien die Mitgliederzahlen gewachsen, und die Spendenbereitschaft sei gesteigert worden, wie es aus dem Vorstandsgremium heißt.

Für das nächste Jahr, in dem die WIZO ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, will sich das elfköpfige Berliner Team etwas Besonderes einfallen lassen, um das Ereignis gebührend zu feiern.

Jom Haschoa

Geboren im Versteck

Bei der Gedenkstunde in der Münchner Synagoge »Ohel Jakob« berichtete der Holocaust-Überlebende Roman Haller von Flucht und Verfolgung

von Luis Gruhler  05.05.2025

Berlin/Potsdam

Anderthalb Challot in Apartment 10b

In Berlin und Potsdam beginnt am 6. Mai das Jüdische Filmfestival. Die Auswahl ist in diesem Jahr besonders gut gelungen

von Katrin Richter  05.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Nachruf

»Hej då, lieber Walter Frankenstein«

Der Berliner Zeitzeuge und Hertha-Fan starb im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Stockholm

von Chris Meyer  04.05.2025

Essay

Das höchste Ziel

Was heißt es eigentlich, ein Mensch zu sein? Was, einer zu bleiben? Überlegungen zu einem Begriff, der das jüdische Denken in besonderer Weise prägt

von Barbara Bišický-Ehrlich  04.05.2025

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025