Stuttgart

Ein starkes Zeichen der Solidarität

Torafreuden in Stuttgart Foto: Alexandra Palmizi

Eindrucksvoller und überzeugender können die wichtige Rolle der jüdischen Gemeinde in der Stuttgarter Stadtgesellschaft und das Gefühl der Zusammengehörigkeit nicht gezeigt werden als bei diesem bisher einmaligen Ereignis: der Einbringung der neuen Torarolle in die Synagoge. Eine Zeremonie, die im Rathaus, dem säkularen Herzen der Stadt, ihren Ausgang nahm – mit einer Einladung an alle wohlgesonnenen Bürger.

Genauso einmalig ist der Grund, den Michael Kashi vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) vor einem großen Publikum in Erinnerung ruft: Als die Gemeinde über eine Spendenaktion zur Finanzierung einer neuen Torarolle nachdachte, war Bürgermeister Martin Schairer sofort bereit, dafür die Schirmherrschaft zu übernehmen. Es sei ihm eine Ehre, sagte er. Nun ist er »beglückt und überwältigt von der positiven Reaktion der Stuttgarter Stadtgesellschaft«, denn in Rekordzeit seien mehr als 50.000 Euro an Spenden eingegangen, wodurch die Torakrone und zwei Mäntel für die Tora bezahlt werden können.

Bekenntnis »Das ist ein starkes Zeichen der Solidarität und ein Bekenntnis zur jüdischen Gemeinde«, betont Schairer. So kommt es, dass der Sofer, Rabbiner Betzalel Yakont aus Kfar Chabad nahe Tel Aviv, nun die letzten der 304.805 Buchstaben ebenfalls im großen Sitzungssaal des Rathauses schreibt und nicht nur den Bürgermeister, sondern auch den Antisemitismusbeauftragten des Landes, Michael Blume, in Vertretung des erkrankten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Rabbiner Yehuda Pushkin, Michael Kashi und seine Vorstandskollegin Barbara Traub symbolisch daran teilhaben lässt.

»Wer Torarollen in die Synagoge bringt, will bleiben, aber jetzt fällt diese Zuversicht schwer«, mit diesen Worten verleiht Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Sorge über den zunehmenden Antisemitismus Ausdruck. Man brauche mehr starke Zeichen wie diese, so Lehrer.

rabbiner »Diesen Tag hat der Herr geschaffen«, preist Rabbiner Pushkin den 17. Tischri des Jahres 5779, an dem der letzte Abschnitt des fünften Buches Mose, aber auch der Abschnitt über die Erschaffung der Welt aus dem ersten Buch Mose gelesen wird und den sich Kashi daher für die Einbringung der Tora gewünscht hat.

»Es ist ein Tag der Freude«, bekräftigt Kashi. Unter dem Laubhüttendach im Hof der IRGW wird weiter gefeiert, nachdem die neue Torarolle unter der Chuppa und begleitet von einer Prozession mit vielen Bürgern in die Synagoge eingebracht ist.

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 22.08.2025

Hannover

Im Haus der Sinne

Zum 100. Todestag wurde der jüdische Industrielle Siegmund Seligmann mit einer Stadttafel vor seiner Villa geehrt. Heute ist der Ort ein Bollwerk gegen die Sinnlosigkeit

von Sophie Albers Ben Chamo  21.08.2025

Gesellschaft

»Mein zweites Odessa«

Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine flohen viele Jüdinnen und Juden nach Deutschland. Wir haben einige von ihnen gefragt, wie sie heute leben und was sie vermissen

von Christine Schmitt  21.08.2025

Interview

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  20.08.2025

Würdigung

Ein echter Freund

Der ehemalige Zentralratspräsident Dieter Graumann hat viel bewirkt für das jüdische Leben in Deutschland. Nun ist er 75 geworden. Eine persönliche Gratulation von TV-Moderatorin Andrea Kiewel

von Andrea Kiewel  20.08.2025

Weimar

Akkordeon und Drums

Seit 25 Jahren veranstaltet der Komponist Alan Bern den Yiddish Summer – auch diesmal mit vielen Bands und Workshop

von Blanka Weber  19.08.2025

Trauma

Familienforschung

Im Jüdischen Museum München ist die Ausstellung »Die Dritte Generation« zu sehen

von Ellen Presser  19.08.2025

München

Erhalten und sichtbar machen

Die ErinnerungsWerkstatt erforscht auf dem Neuen Israelitischen Friedhof jüdische Schicksale und bewahrt sie vor dem Vergessen

von Ellen Presser  18.08.2025

Münster

Wenn Musik tatsächlich verbindet

Wie ein Konzert die seit der Schoa getrennte Familie des berühmten Komponisten Alexander Olshanetsky wiedervereinte

von Alicia Rust  18.08.2025