Trauer

Beseelter Macher und Visionär

Wolfgang Nöth (1943–2021) Foto: Volker Derlath

Am Sonntag der vorvergangenen Woche starb Wolfgang Nöth im Alter von 77 Jahren. Er war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Münchner Kulturlebens – und das über Jahrzehnte hinweg.

Wolfgang Nöth wurde als Sohn jüdischer Eltern im Oktober 1943 in der Nähe von Würzburg geboren. Beide Eltern verlor er kurz nach seiner Geburt, wobei seine Mutter an den Folgen ihrer KZ-Haft zerbrach. Er wuchs zunächst im Waisenhaus von Mönchberg in Unterfranken und dann bei Pflegeeltern auf. Bereits mit 13 Jahren begann er eine Lehre und arbeitete unter anderem als Bauarbeiter und Dachdecker.

familiengeschichte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die ihn und seine Familiengeschichte gut kennt, hat einerseits seine ständige Umtriebigkeit im Blick, die Power, die ihn auszeichnete. Was sie jedoch genauso beeindruckte, war seine klare Orientierung, die sich an den familiären Wurzeln orientierte. »Er hatte das Herz am richtigen Fleck«, sagte die IKG-Präsidentin, als sie von seinem Tod erfuhr.

Mit Mitte 30 orientierte Nöth sich neu und wurde Veranstalter und Gastronomie-Unternehmer. Angetrieben von eisernem Willen, unendlichem Arbeitseinsatz und Fleiß sowie dank seines kämpferischen und unbeugsamen Verhandlungsgeschicks wurde er zu der prägenden Persönlichkeit der Kultur- und Konzertszene.

München wurde dank Wolfgang Nöth in den 90er-Jahren für lange Zeit die Klub- und Partyhauptstadt.

1980 ging es los mit dem Theater im Fraunhofer; dann eröffnete Nöth 1983 in Unterföhring die legendäre Theaterfabrik, die durch ihre Konzerte schnell überregional bekannt wurde Es folgten die Alabamahalle und das Nachtwerk. Bands und Künstler wie Bad Religion, Rammstein, Nirvana oder Marc Cohn begeisterten dort das Publikum.

millionenpublikum 1992 bekam Nöth den Zuschlag für die Nutzung des Geländes am Alten Flughafen in Riem. Es folgten der Kunstpark Ost, der mit rund 30 Diskotheken, Bars, Restaurants, rund 60 Künstlerateliers, Konzerthallen wie dem Metropolis und der Tonhalle sowie Kunst- und Antiquitätenflohmärkten ein Millionenpublikum anzog.

Nicht zu vergessen auch die Kulturfabrik, die Optimolwerke, die Georg-Elser-Hallen, Spiegelzelt, Kesselhaus und Zenith – zeitweise bildeten seine Hallen sowie Klubs wie »Milchbar« und »Harry Klein« die größte Ausgehmeile Europas.

München wurde dank Wolfgang Nöth in den 90er-Jahren für lange Zeit die Klub- und Partyhauptstadt. Die Presse nannte ihn ehrfürchtig den »Hallenmogul«. Dabei blieb er zeitlebens überaus bescheiden, durch und durch ehrlich und voller Tatendrang, zugleich ein Original, ein beseelter Macher und Visionär. Er suchte nie das Rampenlicht und schirmte sein Privatleben stets ab.

Für die Zeit nach der Pandemie hatte Wolfgang Nöth jede Menge Ideen, das Kulturleben der Stadt wiederaufblühen zu lassen. Dazu kommt es jetzt nicht mehr. Die Beisetzung findet am 4. Februar im engsten Familienkreis statt. Er hinterlässt seine Frau Karin und Tochter Laila.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Berlin

Jüdisches Krankenhaus muss Insolvenz anmelden

Viele Krankenhäuser stehen unter enormem wirtschaftlichem Druck. Ein Berliner Haus mit fast 270-jähriger Geschichte musste nun Insolvenz anmelden: Das Jüdische Krankenhaus will damit einen Sanierungsprozess starten

 08.12.2025

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025