Kundgebung

»Am Israel Chai!« Gegen die Dämonisierung des jüdischen Staates

JSUD-Protest vor der AI-Zentrale in Berlin Foto: Rolf Walter

Als der neue Israel-Bericht von Amnesty International (AI) am Dienstagmorgen um neun Uhr online veröffentlicht wurde, standen die Aktivisten der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) bereits mit Transparenten und Plakaten vor der Zentrale der deutschen Sektion. Auf ihren Schildern war zu lesen: »Say No to Antisemitism« und »Stop Demonizing Israel!«. Wie kam die JSUD dazu, eine Organisation, deren Ziel die Aufklärung und Veröffentlichung staatlichen Unrechts weltweit ist, nun selbst so anzugehen?

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der AI-Bericht, der den Titel »Israel’s Apartheid against Palestinians: Cruel System of Domination and Crime against Humanity« trägt, erfüllt die wichtigsten Kriterien für israelbezogenen Antisemitismus, betont Anna Staroselski, Präsidentin der JSUD. »Der israelische Staat wird dadurch delegitimiert und dämonisiert, dass behauptet wird, er habe seit seiner Gründung 1948 konsequent das Ziel verfolgt, die palästinensische Bevölkerung systematisch zu unterdrücken und zu vertreiben.«

Apartheid Dafür werde in dem Bericht der Begriff »Apartheid« benutzt, der impliziere, dass Israel ein rassistischer Unrechtsstaat sei. Außerdem werde Israel nicht mit dem gleichen Maß wie andere politische Akteure im Nahostkonflikt gemessen. »Kein Wort fällt in dem Bericht zu den Verbrechen der Hamas«, sagt Staroselski.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für sie und die JSUD ist daher klar: AI-Deutschland muss sich von dem Bericht seines Dachverbandes distanzieren. Eine Forderung, die auch Zentralratspräsident Josef Schuster unlängst erhoben hat. Die deutsche Sektion von AI versucht derweil einen Spagat. Zwar teilte sie den Bericht über Israel auf ihrer Website, fügte jedoch an: Man sei sich Deutschlands und damit der eigenen, besonderen Verantwortung gegenüber dem Erhalt jüdischen Lebens bewusst und verzichte daher auf eine Verwendung des Berichts für eigene Aktivitäten.

Distanzierung Eine inhaltliche Distanzierung erfolgte indes nicht. Der »Jüdischen Allgemeinen« sagte eine Sprecherin von AI Deutschland, dass »Berichte und menschenrechtliche Positionen in der Hoheit des Internationalen Sekretariats liegen«. Das bedeutet: Über die Kompetenz, sich eine eigene, faire Meinung zu Israel und dem Nahostkonflikt zu bilden, verfügt man nicht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Einen Witz« nennt Lars Umanski, Vizepräsident der JSUD, diese Rechtfertigung. Umanski ist einer der Akteure, die bei der zweiten Kundgebung an diesem Tag vor den Büroräumen von AI eine Rede halten. Für den späten Nachmittag hatte die JSUD erneut mobilisiert, und etwa 60 Personen kamen bei Kälte und Nieselregen zusammen, um ihr Missfallen mit dem Bericht kundzugeben.

Parolen »Vor nicht allzu langer Zeit wurden anti-israelische Parolen auf deutschen Straßen gegrölt«, sagte Umanski. »Heute bedient sich die bekannteste Menschenrechtsorganisation der Welt derselben Phrasen, um den jüdischen Staat zu delegitimieren.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Warum dieser Zusammenhang auch für Jüdinnen und Juden in Deutschland von Bedeutung ist, erläuterte der Publizist Leonard Kaminski: »Anti-israelische Ressentiments sind ein Brandbeschleuniger für Judenhass. Das trifft früher oder später auch das jüdische Leben in diesem Land.«

Unter anderem meldeten sich Volker Beck, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, und Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, zu Wort. Abgeschlossen wurde die Kundgebung mit dem Abspielen hebräischer Lieder. Man wolle demonstrieren, »dass wir uns von Antisemitismus nicht einschüchtern lassen«, stellte Anna Staroselski klar. Im Refrain einer der Songs heißt es: »Am Israel Chai!«

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025