Iinterview

»Alles ist nass geworden«

Sukkot ist ein freudiges Fest – dementsprechend gut ist die Stimmung schon im Vorfeld. Foto: Uwe Steinert

Natali, Sophia, Malka, Mussia und Schulamit besuchen die Jüdische Traditionsschule in Berlin. In diesen Tagen bereiten sie sich intensiv auf das Laubhüttenfest vor – inklusive Hüttendekoration. Aber auch die passende Kleidung für die Sukka ist wichtig.

Erinnert ihr euch an ein besonders schönes Sukkot-Fest?

Natali: Ich habe in Israel in der Sukka geschlafen. Wir treffen uns immer mit der ganzen Familie dort. Wir essen, reden miteinander, erzählen uns Witze und haben Spaß.
Sophia: Bei uns ist es genauso, nur dass wir in Dresden gefeiert haben. Wir hatten eine Hütte auf unserem Balkon. Da wir weiter weg von der Synagoge wohnten, haben wir bei Freunden übernachtet, sodass wir zu Fuß zu den Gottesdiensten hinübergehen konnten.
Malka: Ich kann mich sehr gut an das Fest erinnern, als meine heute dreijährige Schwester gerade geboren war. Wir haben damals in Frankfurt gelebt und eine Sukka auf dem nicht so großen Balkon aufgebaut. Aber wir sind eine achtköpfige Familie. Es war eng und wir rückten zusammen und wärmten uns – das war sehr schön.
Schulamit: Bei uns bauen wir auch die Sukka auf dem Balkon auf, und es ist ebenfalls eng. Wir haben etwa 20 Gäste, und alle passen rein. Das ist sozusagen ein Wunder. Ich fand alle Sukkot-Feste gleich schön.
Mussia: Wir bauen unsere Sukka im Garten auf, die vielleicht 20 Quadratmeter groß ist. Eigentlich sollte es nicht so eng sein, aber weil wir viele Gäste haben, reicht der Platz kaum. Ich kann mich richtig gut an das letzte Fest erinnern, weil wir den Geburtstag meiner Schwester ganz groß feierten.

Ist es euer Lieblingsfest?

Mussia: Ich mag alle Feste, alle sind besonders.

Wer baut die Hütten?
Natali: Bei uns kommt immer ein Spezialist, aber mein Vater befestigt die Äste, und wir Kinder übernehmen das Dekorieren.
Sophia: Mein Vater. Ich helfe meiner Mutter beim Kochen.
Mussia: Ich helfe auch in der Küche.
Schulamit: Mein Vater und meine großen Brüder bauen die Sukka, wir Mädchen übernehmen auch das Dekorieren.

Was zieht ihr an?

Mussia: An den Feiertagen tragen wir schöne Kleidung, meistens elegant mit schönen Mustern. Bei Regen ziehen wir Jacken darüber.
Malka: Schöne Kleidung. Wenn es kalt ist, ziehen wir warme Sachen an. Mein Vater bleibt bei Regen in der Sukka, während meine Mutter mit uns Kindern schon mal in die Wohnung geht.
Natali: Die Kleidung soll festlich sein.

Über welche Themen unterhaltet ihr euch?
Natali: Mein Vater redet über den Wochenabschnitt, und dann diskutieren wir darüber.
Mussia: Wir reden über die Gesetze des Festes.
Malka: Mein Vater sagt immer, wie schön es ist, eine Familie zu haben, und dass in Frieden zusammensitzen können.
Schulamit: Bei uns wird auch darüber gesprochen, warum wir in der Sukka sitzen.

Hattet ihr mal ein besonderes Erlebnis?

Sophia: Wir Kinder hatten den Tisch gedeckt. Als wir schließlich in die Sukka gehen wollten, war alles nass, denn in der Zwischenzeit hatte es geregnet. Deshalb mussten wir alles noch einmal herrichten. Das war lustig.
Natali: Als es einmal stark geregnet hat, da sind die Äste herabgefallen, und alle wurden nass. Auch das Essen, aber es war sehr lustig. Alle haben gelacht.
Malka: Bei unseren Nachbarn ist die Sukka durch den starken Wind weggeflogen. Sie haben dann meinen Vater gefragt, ob er ihnen helfen könnte.
Schulamit: Als wir vor zwei oder drei Jahren in der Sukka saßen, hatten wir einmal Bienenalarm. Die sind ausgerechnet an Sukkot gekommen.
Mussia: Wir Kinder hatten einmal den Tisch gedeckt, dann fing es an zu regnen, und alles wurde nass. Die Stühle sind teilweise mit Stoff bezogen, sodass wir sie nicht trocknen konnten. Auch das Essen wurde nass. Daraus haben wir gelernt, Speisen immer mit Alufolie abzudecken.

Mit Malka Amirvaliyev (15), Schulamit Daus (16), Sophia Malkov (14), Natali Nini (15) und Mussia Teichtal (14) sprach Christine Schmitt.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025