Berlin

150 Rabbiner zu Gast

150 Rabbiner trafen sich am Dienstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Foto: Marco Limberg

Rund 150 Rabbiner aus ganz Europa sind seit Montag zu einer dreitägigen Konferenz des Rabbinical Center of Europe (RCE) in Berlin zu Gast. Das Treffen steht unter dem Motto »Einheit der Welt«. Es sollen verschiedene Themen des jüdischen Lebens diskutiert werden, unter anderem geht es um Bildung und Erziehung, um koschere Produkte und neueste Technologien.

Zum Auftakt am Dienstag gedachten die Rabbiner am Gleis 17, dem Mahnmal am Bahnhof Grunewald, der Opfer der Schoa. Anschließend stand ein Gruppenfoto am Brandenburger Tor auf dem Programm, danach ein Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).

Bundestagspräsident
Lammert versicherte, dass Antisemitismus in Deutschland in keiner Weise akzeptiert werde. Wann immer judenfeindliche Verhaltensweisen beobachtet würden, gebe es einen Reflex, sich an die NS-Zeit und die Judenverfolgung zu erinnern, sagte der Politiker. Diese Erinnerung sei stets mit der Angst verbunden, dass sich die Geschichte des Holocausts wiederholen könnte.

Lammert betonte, dass sich das Selbstverständnis des früheren und des heutigen Deutschland fundamental unterscheiden würden. In der Nazizeit habe der Staat Antisemitismus organisiert, heute verfolge er jede Form des Antisemitismus.

Es sei erfreulich, wie sich jüdisches Leben gut 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland entfalten könne, sagte der CDU-Politiker. Lammert verwies darauf, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Synagogen gebaut wurden.

Botschafter Am Abend fand dann ein Gala-Dinner mit Botschaftern verschiedener europäischer Länder, dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck, Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen sowie dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, statt.

Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman erinnerte dabei an die besondere deutsch-jüdische Geschichte und merkte an, dass sich niemand nach dem Horror der Schoa hätte vorstellen können, dass es einmal so enge Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik geben könne. Und dass eine derart große rabbinische Versammlung in Berlin zusammenkommen würde, auch das hätte sich wohl niemand erträumen lassen.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, gab den Gästen einen Überblick über die aktuelle Situation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Die Rabbinerkonferenz und der von ihr ausgehende jüdische Geist werde dem weiteren Aufbau der Gemeinden und des jüdischen Lebens in Deutschland einen besonderen Impuls verleihen. »Die meisten unserer Gemeindemitglieder sehen ihre Zukunft in Deutschland«, machte er deutlich.

Juden würden in diesem Land weiterhin Teil des öffentlichen Lebens sein und klar und deutlich ihre Positionen beziehen. Lehrer sprach auch von der aktuellen Flüchtlingsdebatte, in der man – dem religiösen und moralischen Grundverständnis folgend – aktive Hilfe anbiete, zugleich aber die Besorgnis über einen importierten Antisemitismus deutlich mache.

Auszeichnung Ehrengast des Abends war der Berliner SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh, der im Rahmen des Dinners für seinen Einsatz für Toleranz und Respekt zwischen den Religionen ausgezeichnet wurde.

Das RCE ist nach eigenen Angaben die Vertretung von 700 orthodoxen Rabbinern in Europa, sie hat ihren Sitz in Brüssel. Sie ist erstmals mit einer Veranstaltung in Deutschland zu Gast.

Die Konferenz wird im Jüdischen Bildungszentrum Chabad Berlin abgehalten. »Dass die Konferenz des RCE in Berlin stattfindet, ist ein Zeichen des Vertrauens in das jüdische Leben hier«, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal, Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. ddk/epd

Porträt der Woche

Fußball bestimmt sein Leben

Claudio Offenberg musste die Spielerkarriere abrupt beenden – und wurde Trainer

von Frank Toebs  25.05.2025

Berlin

»Ein Stück Heimat«

Was blieb übrig nach den NS-Verbrechen? Und was hatte es lange vorher gegeben? Das Leo-Baeck-Institut sammelt seit 70 Jahren Briefe, Tagebücher und Co. Und ist mit seinen Themen Einwanderung und Flucht brandaktuell

von Leticia Witte  23.05.2025

Nachrufe

»Ein Nürnberger Bub«

Der Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky ist eines der beiden Opfer des Attentats von Washington D.C. Er sei ein herzlicher, lieber Mensch gewesen, sagen die, die ihn kannten. Freunde und Bekannte nehmen Abschied

 22.05.2025

Dortmund

Schule machen

Nach den Sommerferien startet die jüdische Primarstufe – zunächst in den Räumen der Gemeinde. Die Stadt übernimmt die Trägerschaft

von Christine Schmitt  22.05.2025

Berlin-Weißensee

Blumen für Margot Friedländer

Die Zeitzeugin und Ehrenbürgerin wurde am vergangenen Donnerstag auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt. An ihr Grab kommen seitdem viele Menschen, die sich von ihr verabschieden wollen

von Katrin Richter  22.05.2025

Essay

Berlin, du bist mir fremd geworden

Als unsere Autorin mit 18 Jahren in deutsche Hauptstadt zog, war sie begeistert. Doch seit dem 7. Oktober 2023 ist alles anders

von Sarah Maria Sander  21.05.2025

Berlin

Prominente ehren Margot Friedländer mit Gedenkabend

Wegbegleiter wie Igor Levit und Michel Friedman wollen an die verstorbene Holocaust-Überlebende erinnern - mit einer Hommage in einem Berliner Theater

 21.05.2025

Erfurt

Urlaub für Israel

Ivo Dierbach ist Soziologe und engagiert sich als Freiwilliger bei Sar-El, um Israels Militär zu helfen

von Esther Goldberg  21.05.2025

Berlin

SPD-Fraktion will »Margot-Friedländer-Straße« in Kreuzberg

Friedländer lebte ab 1941 bis zu ihrer Deportation in der Skalitzer Straße. Doch auch andere Standorte sind im Gespräch

 20.05.2025