Einspruch

Zynisches Wortspiel

»Widerwärtig, volksverhetzend und unerträglich.« Mit diesen treffenden Worten hat Martin Salm Wahlplakate beschrieben, die einen neuen Tiefpunkt in der Geschichte der Wahlen für ein deutsches Parlament darstellen. Salm ist Vorsitzender der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«, die aus der Zwangsarbeiterstiftung hervorging, und es handelt sich um Plakate der NPD, die die neonazistische Partei vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin angebracht hat.

In der Nähe des Holocaust-Mahnmals, des Jüdischen Museums und des Hauses der Wannsee-Konferenz hängen sie. Sie zeigen den NPD-Vorsitzenden Udo Voigt in Lederkluft auf einem Motorrad. Dazu die Parole »Gas geben«.

zynismen Salm hat gegen Voigt Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Und auch, wenn fraglich ist, ob der Stiftungschef damit juristisch Erfolg hat, ist das ein gutes Zeichen wachen bürgerlichen Geistes. Zwar zeigen sich die Bezirksbürgermeister uneins darüber, ob es eine rechtliche Handhabe gegen die Hetze der NPD gibt, zumal einer zu den Wahlen zugelassenen Partei wohl nur schwer vorzuschreiben ist, wohin sie ihre bewusst zweideutigen Plakate hängen darf und wohin nicht. Die Empörung darüber ist jedenfalls nachvollziehbar – an manche Tabubrüche und Zynismen darf man sich nicht gewöhnen.

Dies aber ist nicht Kern des Problems, sondern vielmehr, dass eine neonazistische Partei wie die NPD immer noch nicht verboten ist. Solange dies nicht wieder versucht wird, kann sie mit solch zynischer Werbung ganz billig weiterhin die Aufmerksamkeit erregen, die sie mit ihren Inhalten nicht mehr findet. Nach der Pleite in Sachsen-Anhalt vor ein paar Monaten gieren die Neonazis nach dem Letzten, das sie noch kriegen können: öffentliche Empörung. Und sie zeigen damit unfreiwillig umso deutlicher, wes Geistes Kinder sie sind. Die vermeintlichen Biedermänner reißen sich selbst die Maske der Harmlosigkeit vom Gesicht.

Die Autorin ist Leiterin für Internationale Programme und Partnerschaften beim World Jewish Relief in London (www.wjr.org.uk).

Kurfürstendamm

Antisemitischer Angriff in Berlin

Ein 43-jähriger Mann wurde antisemitisch beleidigt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen

 18.01.2025

Berlin

Scholz: »Der Terror der Hamas muss enden«

Der Bundeskanzler appelliert an die palästinensische Terrororganisation, ihre Waffen »ein für alle Mal« niederzulegen

 17.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  17.01.2025

Bitburger Gespräche

Schuster für härtere Strafen gegen Antisemitismus im Netz

Antisemitismus gelte inzwischen als eine Art »Aufnahmeritual« in bestimmten Gruppen, warnt Zentralratspräsident Josef Schuster. Er sieht die Politik dazu aufgefordert, »Strafbarkeitslücken« zu schließen

von Matthias Jöran Berntsen  17.01.2025

Washington D.C.

Trump will Israel im Fall einer neuen Gaza-Operation unterstützen

Der künftige Präsident will zudem das Momentum des Waffenruheabkommens nutzen, um die Abraham Accords wiederzubeleben

 17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Philipp Peyman Engel, Hetty Berg und Armin Nassehi

 16.01.2025

Meinung

Die Kürzung der Fördermittel für antizionistische Vereine ist richtig

Unterstützung für Menschenrechtsorganisationen darf nicht bedeuten, dass man am Ende Hass und Hetze unterstützt

von Olga Deutsch  16.01.2025

Reaktionen auf das Abkommen

»Ein Gefühl der Freude in den Adern des jüdischen Volkes«

Politiker und jüdische Organisationen weltweit haben mit Freude auf das Abkommen zur Freilassung der Geiseln reagiert – Donald Trump lobte sich selbst

 15.01.2025