Meinung

Zu späte Anerkennung

Angst ist der Kern des Problems. Es ist die Angst vor dem Fremden – und davor, dass der vielleicht besser sein könnte als ich: besser ausgebildet, schneller im Kopf, anpassungsfähiger. Wie anders ist zu erklären, dass es Jahrzehnte dauert, bis die Bundesrepublik nun langsam erwägt, im Ausland erworbene berufliche Qualifikationen rascher anzuerkennen.

Dazu treffen sich unter anderem die Kanzlerin Merkel, ihr Innenminister Friedrich (CSU) und die Integrationsminister des Bundes und der Länder, allen voran die Bundesintegrationsbeauftragte Böhmer (CSU), der niemand nachsagt, sie brilliere in ihrem Job.

Über das Vorhaben könnte man sich freuen, wenn es nicht mindestens 20 Jahre zu spät käme. Ein trauriges Paradebeispiel ist die jüdische Zuwanderung aus der GUS seit 1989/90. Viele dieser oft sehr gut ausgebildeten Menschen fanden keine Anstellung, auch weil ihre Diplome hier nichts galten.

Improvisation Natürlich mangelte es häufig auch an Deutschkenntnissen, entsprach die Ausbildung vielleicht nicht in allem den deutschen Erwartungen – und viele Zuwanderer waren schlicht zu alt, um hier noch eine Arbeit zu finden. Diese drei Probleme aber hätte man mit einiger Mühe und etwas Improvisationswillen für viele meistern können. Wenn es dazu den politischen Willen gegeben hätte. Den es aber nicht gab.

Lieber ließ man Tausende Menschen in das soziale Netz plumpsen, anstatt ihnen die Chance zu geben, sich in einem Beruf zu bewähren, der ihrer Ausbildung oder Erfahrung entspricht. Die deutschen Akademiker, die sich mords was auf ihre tolle Universitätsausbildung und Weltoffenheit einbilden, wollten die lästige Konkurrenz lieber mit papierenen Argumenten vor der Tür halten. Das hat etwas von Zunftdenken und ist in Zeiten der Globalisierung von vorvorgestern.

So sind denn, nicht nur, aber auch bei der jüdischen Zuwanderung große Teile einer Generation gut ausgebildeter Frauen und Männer verloren gegangen, mit fadenscheinigen Argumenten. Es sind Menschen, die auch den Wohlstand in diesem Land gemehrt hätten, wenn man sie denn hätte machen lassen. Dass jetzt, da händeringend qualifiziertes Personal gesucht wird, die Diplome plötzlich wieder etwas wert sein sollen, ist peinlich. Und viel zu spät.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror

Polizei: 9 Tote bei Angriff in Sydney

Was bislang bekannt ist - und was nicht

 14.12.2025

Australien

Mindestens zwölf Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025