Rechtsradikalismus

Zentralrat der Juden besorgt über AfD-Umfragehoch

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg

Rechtsradikalismus

Zentralrat der Juden besorgt über AfD-Umfragehoch

Die Partei habe Werte, »die ich mir in meinen Alpträumen nicht ausgemalt hätte«, so Josef Schuster

 01.10.2023 19:38 Uhr

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, äußert sich tief besorgt über das Umfragehoch der AfD. Die rechtsextreme Partei stehe derzeit bundesweit bei Werten, »die ich mir in meinen Alpträumen nicht ausgemalt hätte und die mir ernsthaft Sorgen bereiten«, sagte Schuster im Interview mit Web.de.News.

Die AfD sei »in großen Teilen nationalistisch, rassistisch und völkisch« und verkörpere »ganz klar auch Nazi-Ideale«, fügte der Zentralratspräsident hinzu. »Sollte eine Partei wie die AfD jemals Teil einer Bundesregierung sein, müsste man sich ernsthaft überlegen, ob jüdisches Leben in Deutschland noch möglich ist.«

Dachboden Schuster erinnerte daran, dass die Schoa-Überlebende und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, 2006 sagte, dass die Juden in Deutschland ihre Koffer endgültig ausgepackt hätten. »Damals war dieser Satz absolut korrekt«, sagte er. »Heute schaut der eine oder andere schon mal auf dem Dachboden nach, wo er den leeren Koffer verstaut hat, um ihn wieder griffbereit zu haben.«

Vergangene Woche hat sich Schuster mit Hubert Aiwanger getroffen. In dem Interview kritisiert der Zentralratspräsident erneut den Umgang des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten mit dem Flugblatt-Skandal. »Ich hätte erwartet, dass sich ein verantwortungsvoller Politiker mit dem Aufkommen dieser Vorwürfe ganz eindeutig von diesem Flugblatt und den Inhalten distanziert und auch sein Bedauern über seine Rolle damals glaubhaft zum Ausdruck bringt.« Das habe Aiwanger (Freie Wähler) jedoch vermissen lassen.

»Stattdessen betreibt er eine Täter-Opfer-Umkehr und behauptet, der Nationalsozialismus würde missbraucht, um ihm zu schaden.« Der Austausch mit Aiwanger sei »sachlich« gewesen. »An meiner Kritik an seinem Umgang ändert es nichts«, so Schuster.

Antrieb Das Treffen sei auf die Aufforderung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) zurückgegangen, Aiwanger solle sich mit jüdischen Vertretern treffen. »Ich fand es nicht besonders glücklich, dass diese Aufforderung auf einer öffentlichen Pressekonferenz ausgesprochen wurde«, sagte Schuster nun. »Das hätte besser unter vier Augen passieren sollen - nur so hätte man gesehen, ob Aiwanger dem wirklich aus eigenem Antrieb nachkommen würde.«

Die gestiegenen Umfragewerte der Freien Wähler in Bayern zeigten, »dass offensichtlich die von Aiwanger vertretenen Thesen und seine Reden in Bierzelten in Bezug auf die Affäre bei den Wählern verfangen«, sagte der Zentralratspräsident. »Dass viele Menschen für die Diskussion, die wir führen, kein Verständnis haben, erschreckt mich.« Den Freien Wählern wolle er aber keinen Rechtspopulismus oder Antisemitismus unterstellen. kna

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