Prozess

Wird die gesamte AfD ein »extremistischer Verdachtsfall«?

Der 14-köpfige Bundesvorstand der AfD Foto: picture alliance/dpa

Das Oberverwaltungsgericht Münster verhandelt ab Dienstag über eine Klage der AfD gegen ihre Einstufung als »extremistischer Verdachtsfall« durch den Verfassungsschutz. Wann eine Entscheidung verkündet wird, ist nach Angaben einer Gerichtssprecherin von Montag noch nicht absehbar. Angesetzt sind zwei Verhandlungstage bis Mittwoch. Die Kammer wolle das Verfahren bis Mittwoch abschließen.

In drei Berufungsverfahren geht es um die Einstufung der AfD (AZ:5 A 1218/22), des sogenannten »Flügels« (AZ: 5 A 1216/22) sowie der Jugendorganisation »Junge Alternative« (AZ: 5 A 1217/22) als Verdachtsfälle. Die mündliche Verhandlung findet in der Halle des Oberverwaltungsgerichts statt. Das Gebiet rund um das Oberverwaltungsgericht wird nach Auskunft der Gerichtssprecherin zum Prozess weiträumig abgeriegelt.

Das in Köln ansässige Bundesamt für Verfassungsschutz hatte im Jahr 2019 die »Junge Alternative für Deutschland« als Verdachtsfall im Bereich des Rechtsextremismus eingestuft. Eine dagegen gerichtete Klage wies das Verwaltungsgericht Köln bereits im März 2022 ab. Im April 2023 teilte das Bundesamt für Verfassungsschutz mit, die Verdachtsfallbeobachtung der AfD-Jugendorganisation habe ergeben, dass sich die Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung zur Gewissheit verdichtet hätten. Diese werde daher nunmehr als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft.

Die AfD und die »Junge Alternative« erhoben gegen diese Entscheidung im Juni 2023 Klage und stellten zugleich einen Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes. Zwischenzeitlich wies das Oberverwaltungsgericht NRW einen Eilantrag ab. Nun kommt es zum Hauptsacheverfahren.

Ursprünglich hatte das Verfahren bereits Ende Februar vor dem Oberverwaltungsgericht Münster stattfinden sollen. Mit der Verlegung der Termine auf den 12. und 13. März kam der Senat einem Antrag der AfD nach, den diese mit Blick auf umfangreiche Unterlagen gestellt hat, die das BfV Anfang des Jahres übermittelt hat.

Der Verfassungsjurist Fabian Wittreck hält eine Änderung des Urteils der ersten Instanz für unwahrscheinlich. Das Verwaltungsgericht Köln habe seine Arbeit gemacht, erklärte der Verfassungsrechtler an der Universität Münster am Montag. »Die Liste an Einlassungen oder besser Entgleisungen von AfD-Funktionären, die das Gericht seinen Entscheidungen zugrunde legt, ist je nach Standort des Beobachters beeindruckend oder höchst deprimierend«, sagte er.

Zudem habe das Gericht dargelegt, dass der Antrag auf ein Verbot durch das Bundesverfassungsgericht eine vorherige Beobachtung durch den Verfassungsschutz voraussetze und keinesfalls ausschließen könne. epd

Meinung

Ein Bumerang für Karim Khan

Die Frage der Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshof für Israel muss erneut geprüft werden. Schon jetzt ist klar: Der Ruf des Gerichts und seines Chefanklägers wird leiden

von Wolf J. Reuter  25.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

80 Jahre nach Kriegsende

»Manche Schüler sind kaum noch für uns erreichbar«

Zeitzeugen sterben, der Antisemitismus nimmt zu: Der Geschichtsunterricht steht vor einer Zerreißprobe. Der Vorsitzende des Verbands der Geschichtslehrerinnen und -lehrer erklärt, warum Aufgeben jedoch keine Option ist

von Hannah Schmitz  25.04.2025

Washington D.C.

Trump beschimpft Harvard als »antisemitische, linksextreme Institution«

Der US-Präsident geht vehement gegen Universitäten vor, die er als linksliberal und woke betrachtet. Harvard kritisiert er dabei besonders heftig

 25.04.2025

Berlin/Jerusalem

Herzog kommt in die Bundesrepublik, Steinmeier besucht Israel

Der Doppelbesuch markiert das 60-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern

 25.04.2025

«Nie wieder»

Dachauer Gedenkstättenleiterin warnt vor ritualisierten Formeln

Die KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert am 4. Mai mit einer großen Feier mit 1.800 Gästen an die Befreiung des ältesten Konzentrationslagers durch amerikanische Truppen am 29. April 1945

von Susanne Schröder  25.04.2025

Geschichte

Bundesarchiv-Chef warnt vor dem Zerfall historischer Akten

Hollmann forderte die künftige Bundesregierung auf, einen Erweiterungsbau zu finanzieren

 25.04.2025

Israel

Regierung kondoliert nach Tod des Papstes nun doch

Jerusalem löschte Berichten zufolge eine Beileidsbekundung nach dem Tod des Papstes. Nun gibt es eine neue

 25.04.2025

Berlin/Grünheide

Senatorin verteidigt ihre »Nazi«-Äußerung zu Tesla

Berlins Arbeitssenatorin spricht im Zusammenhang mit der Marke von »Nazi-Autos«. Daraufhin gibt es deutliche Kritik. Die SPD-Politikerin reagiert

 25.04.2025