Meinung

Wir müssen die Werte erkennen

Rabbiner Avraham Radbil Foto: Stephan Pramme

Im italienischen Assisi sind Ende September etwa 500 Vertreter aller wichtigen Religionen zusammengekommen, um über ein wichtiges Thema in dieser Zeit zu sprechen: den Frieden. Das Thema gehörte zu diesem Treffen, denn es ist die Aufgabe der Religion, Frieden zu stiften. Und so funktionierte der interreligiöse Dialog dort auch: Vertreter aller Religionen treffen sich mit Respekt und wollen gemeinsame Werte vermitteln. Wir glauben alle an einen Gott, an den Frieden und die Liebe. Wir sind alle Geschöpfe Gottes.

In der gemeinsamen Erklärung verurteilten die Teilnehmer Gewalt, die im Namen der Religionen, im Namen Gottes geschieht. Dies lässt einen in diesen Tagen an Gruppierungen wie den »Islamischen Staat« denken. Doch der Islam darf aus dem Dialog nicht ausgeschlossen werden. Auch das ist eine Lehre des Friedenstreffens. Ich traf dort einen Imam aus dem Irak, und unsere Ansichten zum Thema »Frieden und Gebet« waren sehr ähnlich.

missbrauch Jüngst erschien das Buch von Rabbiner Jonathan Sacks Not in God’s Name. Er beschreibt, wie Menschen immer wieder versucht haben, Gott zu instrumentalisieren. Und er zeigt auch, dass das nicht sein darf, dass es nichts mit Gott zu tun hat, sondern eben einen Missbrauch darstellt.

Beim Friedenstreffen von Assisi war auch Papst Franziskus anwesend. Das Oberhaupt der katholischen Kirche genießt hohe Anerkennung. Rabbiner David Brodman, ein Schoa-Überlebender, benutzte gar die Formulierung »Heiliger Vater«, denn Franziskus lebt Demut, und dies führt, wie Maimonides sagte, zur Heiligkeit.

So enthält das Friedenstreffen auch eine Botschaft für das neue Jahr. Wir glauben, dass an Rosch Haschana die ganze Welt gerichtet wird. Wir denken über unsere eigenen Taten nach. Wenn wir nicht lernen, auch in anderen Menschen und Religionen etwas Wertvolles zu entdecken, dann wird es schwierig mit dem Frieden.

Der Autor ist Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. In Münster und Osnabrück findet im kommenden Jahr das Friedenstreffen statt.

Brandenburg

Bau der Synagoge in Potsdam kommt voran

Der Neubau ist Teil einer Serie von Maßnahmen, die jüdisches Leben schützen sollen

 27.09.2023

Rechtsextremismus

Antisemitische Vereinigung verboten

Innenministerin Faeser warf der Gruppe eine »widerwärtige Indoktrinierung von Kindern« vor

 27.09.2023

Abkommen

Vereinbarung über Kauf von Israels Raketenabwehrsystem

Verteidigungsminister Pistorius (SPD) und sein israelischer Kollege Galant unterschreiben diese Woche

 26.09.2023

NS-Zeit

Studie: Gründer von Heckler & Koch stellte sich in den Dienst der Nazis

Was die späteren Unternehmer im Krieg taten, war lange Zeit unklar

von Wolf von Dewitz  26.09.2023

Falsche Gemeinden

Der Oberrabbiner von Parchim

Reichsbürger gründeten in den letzten Jahren immer wieder vermeintliche jüdische Gemeinden

von Julian Feldmann  26.09.2023

Recht

Umgang mit Antisemitismus: Generalstaatsanwalt kritisiert die deutsche Justiz

Im Kampf gegen Judenhass müssten »rote Linien« gezogen werden, so Frank Lüttig

 26.09.2023

Bayern

Freie Wähler-Politiker entschuldigt sich für antisemitische Kommentare

Der FW-Direktkandidat Markus Saller löschte nun sein »X«-Konto

 25.09.2023

Kanada

Eklat um SS-Veteran bei Selenskyj-Besuch

Parlamentspräsident Rota würdigte einen ukrainischen SS-Mann. Er entschuldigte sich nun

 25.09.2023

Nordhausen

AfD-Erfolgsserie bricht ab

Die rechtsradikale Partei strebte ihr drittes bedeutendes kommunales Amt an. Es klappte nicht

 25.09.2023