Einspruch

Willkommen in der Realität

Kommt die Gaza-Flotille oder nicht? Die Türkei denkt über den Stopp einer Neuauflage Schiffe nach. Foto: Flash 90

Es geschehen anscheinend doch noch Zeichen und Wunder, sogar im Nahen Osten: Die Türkei denkt über den Stopp einer Neuauflage der Gaza-Flottille nach. Die krisenhafte Situation in der arabischen Welt, so wird kolportiert, müsse in die Entscheidung über das Für und Wider der Aktion einfließen. Und bei der islamistischen Organisation IHH, die den erneuten Blockade-Durchbruch plant, heißt es dem Vernehmen nach: Wir überdenken unser Vorhaben.

Klingt zumindest ansatzweise nach politischer Vernunft. Aber Achtung, die neue Nachdenklichkeit könnte sich schnell als scheinheiliges Ablenkungsmanöver entpuppen. Israel soll sich in Sicherheit wähnen, um dann doch vom »plötzlichen« Auslaufen des Schiffskonvois überrascht zu werden. Was wiederum ziemlich naiv gedacht wäre. So einfach wird sich Jerusalem nicht noch einmal ins Bockshorn jagen lassen. Seit Wochen trainiert die Marine für den Ernstfall. Auch an der PR-Front.

PR-Front Als vor gut einem Jahr die Mavi Marmara geentert wurde und dabei neun Aktivisten ums Leben kamen, war die Weltöffentlichkeit empört. Dass es sich eindeutig um eine gezielte, propagandistisch gut vorbereitete Provokation handelte, kümmerte keinen der vorlauten Kritiker. Der jüdische Staat stand da, wo er von vielen gern gesehen wird: am Pranger. Das soll sich keinesfalls wiederholen. Fotografen an Bord der israelischen Patrouillenboote sind nur ein Mittel, um verfälschenden Bildern etwas entgegenzusetzen.

Finte hin oder her, die entscheidende Frage lautet: Schert sich Ankara womöglich plötzlich um die Beziehungen zum »bösen« Israel? Mag sein. Aber im Vordergrund steht der Eigennutz. Erdogan weiß zwar in seinem Land die Hälfte der Wähler hinter sich, der Westen allerdings hält von der rabaukenhaften Hau-Drauf-Politik des Premiers herzlich wenig. Doch auch die selbstbewussteste Regionalmacht kommt ohne internationale Unterstützung kaum über die außenpolitischen Runden.

Gerade vor Ankaras Tür droht Ungemach. Teile der arabischen Welt versinken ins Chaos. Schon suchen Tausende Syrer in der Türkei Schutz vor dem Schlächter Assad. Und Teheran lässt seine Muskeln spielen. Dass die Gaza-Schiffe vielleicht im Hafen bleiben, ist also kein Wunder, sondern nüchterne Realpolitik. Immerhin.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025