Meinung

Wer baut, hat recht

Die Frage, was Recht ist und was nicht, hängt oft von der Sichtweise ab. Hatte vor wenigen Jahren eine von der israelischen Regierung eingesetzte Kommission den Bau der sogenannten Siedlervorposten im palästinensischen Gebiet als illegal eingestuft, so rät der frühere Richter am Obersten Gerichtshof Edmond Levy in seinem Bericht einer gleichfalls von der Regierung eingesetzten Kommission nun zu einer rückwirkenden Legalisierung der »Vorposten«.

Keineswegs dürften Häuser oder gar ganze Viertel geräumt werden, fordert Levy. Die Siedler jubeln, zumal diese Rückendeckung vonseiten der Regierung kommt. Der Bau von Siedlungen sei deswegen rechtens, heißt es in Levys Bericht, weil es sich beim Westjordanland gar nicht um besetztes Gebiet handele.

Räumung Es ist, als wollte die Regierung die Siedler in für sie düsteren Zeiten wohlwollender stimmen. Jüngst war das Ulpana-Viertel in Bet El geräumt worden, Migron steht bevor. Ministerpräsident Netanjahu hatte angekündigt, dass das Rechtsverfahren, das zur Räumung von Ulpana führte, das letzte sei, mit dem palästinensische Landbesitzer ihre Ansprüche durchsetzten. Diesmal könnte er sich mit seinem Versprechen an die Siedler zu weit nach vorn gewagt haben.

So absurd die Feststellung ist, Israel halte das Westjordanland gar nicht besetzt, so spielt es doch kaum eine Rolle, ob die Genfer Konvention dort gilt oder nicht. Entscheidend bleibt, wie Israel sich verhält. Dabei käme eine nachträgliche Legalisierung nicht nur einem Vertragsbruch gleich, denn Israel hat sich mit der Unterzeichnung der »Roadmap« dazu verpflichtet, den Siedlungsbau einzustellen und »Vorposten« abzureißen.

Es wäre zudem ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich für die Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten einsetzen, allen voran die USA. Für Israel und die Palästinenser gibt es langfristig nur zwei Möglichkeiten: zwei Staaten oder einer. Solange die Palästinenser keine israelischen Staatsbürgerrechte genießen, ist das Westjordanland von Israel besetzt. Nicht nur die »Vorposten« sind illegal, sondern jede andere Siedlung auch. Für den Frieden ist letztendlich entscheidend, mit welchen der Siedlungen die Palästinenser leben können.

Die Autorin ist freie Journalistin in Israel.

Debatte

»Wir würden unser Land verraten«: Merz sagt einmal mehr Nein zur AfD

CDU und CSU im Bundestag hatten jüngst zur Durchsetzung ihrer Vorschläge zur Migrationspolitik eine Mehrheit mit Hilfe der AfD in Kauf genommen

 08.02.2025

München

Ludwigs-Maximilian-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Ein Vortrag der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete an der Münchner Universität wurde abgesagt

von Michael Thaidigsmann  08.02.2025 Aktualisiert

Ostfriesland

Albrecht Weinberg demonstriert mit Hunderten in Leer

Der Schoa-Überlebende ging gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße

 08.02.2025

Reaktionen

»Ist die Idee wirklich so schlecht?« - »Verstörend und grotesk«

Eine Presseschau zu US-Präsident Donald Trumps Plan, den Gaza-Streifen in eine »Riviera des Nahen Ostens« zu verwandeln

 07.02.2025

Terror

Irans Stellvertreter bedrohen Juden in Schweden

Sowohl oppositionelle Iraner als auch Juden sind in Gefahr. Die Bedrohung kommt von Teherans Islamischer Revolutionsgarde

 07.02.2025

Washington D.C./Den Haag

Trump ordnet Sanktionen gegen Internationalen Strafgerichtshof an

Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Präsident gegen den Internationalen Strafgerichtshof vorgeht. Der Republikaner wirft dem Gericht mit Blick auf den Haftbefehl gegen Netanjahu Machtmissbrauch vor

 07.02.2025

Rom

Papst Pius XII. bekam im Zweiten Weltkrieg 10.000 Briefe von Juden

Er war »Der Stellvertreter«: Die Haltung des italienischen Papstes im Zweiten Weltkrieg ist umstritten. Nun wurden 10.000 Bittschreiben von Juden entdeckt. Die meisten bekam Pius wohl nie zu Gesicht

von Christoph Sator  07.02.2025

Washington D.C.

Rubio: Trump will mit Gaza-Vorstoß Länder zur Hilfe bewegen

Seit Tagen wird gerätselt, was hinter dem umstrittenen Plan des US-Präsidenten für den Küstenstreifen steckt. Sein Außenminister glaubt zu wissen: Er will die Nachbarn aus der Reserve locken

 07.02.2025

Umfrage

Deutschlandtrend: Streit um AfD-Stimmen schadet Union nicht

Im ARD-Deutschlandtrend liegt die Union stabil vorne. Auch sonst hat sich wenig verändert gegenüber den Werten der Vorwoche - trotz der Aufregung im Bundestag

 06.02.2025