Meinung

Was lange währt, wird liberal

Frage: Warum brauchen zwei Juden drei Synagogen? Antwort: Jeder braucht eine eigene und beide zusammen brauchen eine, in die sie nie gehen würden. Der Witz findet im jüdischen Alltag allzu oft Bestätigung. Beispiele gibt es genug: In Potsdam nennen sich inzwischen drei jüdische Gruppierungen Gemeinden. In Freiburg gibt es eine orthodoxe und eine liberale, in Halle gibt es zwei Gemeinden, wovon eine jetzt auch den Landesverband verlassen und ihren eigenen aufgemacht hat.

Einheit Doch es geht auch anders: siehe Hamburg. Dort hat sich unter dem Dach der orthodoxen Gemeinde ein Egalitärer Minjan etabliert. Lange hat es gedauert, aber jetzt dürfen Männer und Frauen in der Talmud-Thora-Schule am Grindelhof auch gleichberechtigt beten. Sie kommen im gleichen Haus zusammen, in dem auch die jüdische Grundschule den Namen Josef Carlebachs trägt, eines bedeutenden Rabbiners, der seine Ausbildung unter anderem am Berliner Rabbinerseminar der Israelitischen Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel, einer streng orthodox ausgerichteten Gemeinschaft, erhalten hatte. Apropos Berlin: In der dortigen Einheitsgemeinde gibt es heute Angebote für Aschkenasen und Sefarden, für Orthodoxe, Konservative, Liberale und Reformierte.

Die Hamburger sind also nicht die Ersten. Frankfurt hat es schon vor Jahren vorgemacht. Und in Niedersachsen leben schon lange Gemeinden – wie in Oldenburg und Osnabrück mit einem gleichberechtigten beziehungsweise einem orthodoxen Ritus – friedlich und kooperativ unter dem einen Dach des Landesverbandes.

So war es doch auch ursprünglich gedacht, als die wenigen Juden, die nach der Schoa in Deutschland blieben oder hierher zurückkehrten, versuchten, die Gemeinden wiederzubeleben. Sie hatten ganz und gar unterschiedliche Traditionen. Ihr Zusammenhalt hat erst das jüdische Leben nach 1945 hierzulande wieder möglich gemacht. Und auch heute gibt es keinen wirklichen Grund, das System Einheitsgemeinde aufzukündigen. Warum aufsplittern? Es geht doch auch anders. Hamburg ist nur das jüngste Beispiel. Man sollte ihm folgen: zwei Juden und eine Synagoge.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

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Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

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Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

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Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

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München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

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 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

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Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

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Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert