Meinung

Wartebank statt Werkbank

Ausnahmsweise sollten wir Thilo Sarrazin wirklich dankbar sein. Ohne ihn wären die Verantwortlichen vielleicht immer noch nicht auf die Idee gekommen, dass in unseren »Parallelgesellschaften« menschliche Schätze schlummern. Zum Beispiel die russischsprachigen Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Seit 1990 konnten sie als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einwandern. Sie kamen als Ärzte, Ingenieure, Krankenschwestern und Lehrer. Und wir haben sie auf die Wartebank abgeschoben. Sie sollten erst einmal Deutsch lernen und Prüfungen nach hiesigen Kriterien ablegen. Anstatt die Neuen in Kliniken, Bau- und Entwicklungsbüros zu setzen, degradierte man sie zu Sozialhilfeempfängern. Doch ganz plötzlich werden in Deutschland Fachkräfte gebraucht. Also soll flugs möglich werden, was bislang angeblich unmöglich war: die beschleunigte Anerkennung im Ausland abgelegter Prüfungen. Doch für viele Zuwanderer kommt dieser längst überfällige Schritt 15 Jahre zu spät. Denn heute helfen die einstigen Ärzte und Ingenieure im Kindergarten oder in der Gemeindebibliothek. Sie mussten ja von etwas leben. Und wurden dabei vergessen. Jetzt werden wir an dieses verschenkte Potenzial erinnert. Schade, dass es dazu eines Thilo Sarrazin bedarf.

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Berlin

Berufungsverhandlung gegen X wegen antisemitischer Inhalte

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Langenau

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Württembergs Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl fordert konkrete Schritte gegen »propalästinensische« Störer vor der Martinskirche. Die Stadt habe »versucht, es auszusitzen«

 09.07.2025

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Meinung

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Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

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Interview

»Schau ma mal, dann seng ma scho«

Josef Schuster über 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland, Herausforderungen für die Gemeinden und die Frage, ob er für eine weitere Amtszeit kandidieren will

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Berlin

Merz: Israels Angriffe auf Iran sind völkerrechtskonform

Sind die israelischen Angriffe auf den Iran vom Völkerrecht gedeckt? Der Kanzler nimmt dazu nun eine eindeutige Haltung ein

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Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Skandal-Band

Felix Klein fordert, Konzerte von »Bob Vylan« abzusagen

Das britische Punk-Duo hatte bei einem Auftritt israelischen Soldaten den Tod gewünscht

von Hannah Schmitz  09.07.2025