Antisemitismus

Vier judenfeindliche Straftaten pro Tag

Unter den Straftaten sind 32 Gewalttaten, 160 Sachbeschädigungen und 898 Fälle von Volksverhetzung. Foto: dpa

Dezember 2017 in einer Schulkantine im Berliner Wedding. »Ihr seid Kindermörder«, muss sich F. (Name ist der Redaktion bekannt) anhören. »Euch sollte man die Köpfe abschneiden.« Einige Mitschüler, alle sind arabischer Herkunft, umringen den 18-Jährigen.

»Wallah, Hitler war gut!«, ruft ein Mädchen. »Denn er hat die Juden umgebracht! Er war ein guter Mann!« Seit zweieinhalb Jahren ist F. Schüler des Gymnasiums, gerade macht er sein Abitur. Angefeindet wird er, seitdem er da ist.

Statistik So wie F. sind im vergangenen Jahr viele Juden in Deutschland Opfer von antisemitischen Angriffen geworden. In 2017 habe die Polizei insgesamt 1453 antisemitische Delikte erfasst, berichtet der Berliner »Tagesspiegel« (Montag) unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der Linken-Fraktion.

Unter den Straftaten seien 32 Gewalttaten, 160 Sachbeschädigungen und 898 Fälle von Volksverhetzung. Dies seien im Durchschnitt vier Straftaten pro Tag. Demnach ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland nicht zurückgegangen. 2016 und 2015 seien ungefähr ebenso viele Fälle erfasst worden. Die Täter seien zumeist rechtsextrem »oder zumindest diffus rechts motiviert«.

Die Zahlen für 2017 würden vermutlich noch steigen, weil noch nicht alle Angaben der Länder endgültig seien und es erfahrungsgemäß Nachmeldungen geben dürfte, hieß es weiter. Ein umfassendes und langfristiges gesellschaftliches Vorgehen gegen jedweden Antisemitismus sei unerlässlich, sagte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) dem Tagesspiegel.

Fanatiker Bei 1377 der antisemitischen Straftaten gehe die Polizei von rechts motivierten Tätern aus, 33 Straftaten würden nicht-islamistischen ausländischen Judenfeinden zugeschrieben, hieß es. Weitere 25 Delikte seien von »religiös motivierten« Antisemiten verübt worden, meist muslimischen Fanatikern ausländischer sowie deutscher Herkunft.

Bei 17 Taten sei es der Polizei trotz erkennbaren Judenhasses nicht möglich gewesen, ein politisches Milieu zu ermitteln. Nur ein einziges Delikt, eine Volksverhetzung, sei nach Erkenntnissen der Polizei links motiviert gewesen. epd/ppe

FU Berlin

Knochenfunde werden beerdigt

Ein Teil der Gebeine könnte von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen stammen

 22.03.2023

Erinnerung

Nach Verbot: Förderverein Buchenwald richtet sich neu aus

Eine Gästeführung zu Orten der NS-Geschichte in Weimar wird nun entwickelt

 22.03.2023

Erinnerung

Söder: »Im KZ Dachau ging jede Form von Menschlichkeit verloren«

»Der Schrecken breitete sich wie ein grausamer Prototyp aus«, so der Ministerpräsident

 22.03.2023

Antisemitismus

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Der Jüdische Weltkongress tagte in Madrid - und forderte eine bessere Umsetzung bereits gefasster Beschlüsse

 22.03.2023

Musik

München wird Konzert von Roger Waters nicht verbieten 

Oberbürgermeister Reiter: Angesichts israelfeindlicher Propaganda und antisemitischer Parolen unerträglich

 22.03.2023

Schoa

Der erste Schritt zu den Gräueln des Holocaust

Vor 90 Jahren wurde in Dachau das erste Konzentrationslager der Nazis eingerichtet

von Johannes Senk  22.03.2023

Holocaust

Charlotte Knobloch: Erinnerung darf niemals abreißen

Vor genau 90 Jahren waren die ersten Gefangenen ins KZ Dachau verschleppt worden

 22.03.2023

Justizreform in Israel

Ein Gebet für Jerusalem

Europäisch-jüdischer Kongress und Rabbinerkonferenz rufen für Mittwoch zur Einheit auf

 22.03.2023

Nahost

Israels Schreckensszenario?

China vermittelt ein Abkommen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien – zum Ärger des jüdischen Staates

von Sabine Brandes  21.03.2023