Berlin

Verteidigungsministerium stoppt Hinweis zum Traditionserlass

Das Bundesministerium der Verteidigung am Berliner Landwehrkanal Foto: picture alliance / Metodi Popow

Das Verteidigungsministerium hat Ergänzungen zum Traditionserlass für die Bundeswehr nach öffentlicher Kritik wieder zurückgenommen. Mit dem Papier habe ein Abteilungsleiter des Ministeriums Bezüge hergestellt, »die sich jetzt in der Rückschau so nicht als förderlich herausgestellt haben«, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch in Berlin.

Der Traditionserlass der Bundeswehr regelt die Traditionspflege der Truppe. Das Dokument soll Führungskräften Handlungssicherheit beim Umgang zum Beispiel mit der Wehrmacht geben. Er wurde 2018 überarbeitet und sei nun mit »Ergänzenden Hinweise« versehen worden, darunter auch Beispielen für militärische Exzellenz.

Dazu wurden Offiziere aufgelistet, die in der Wehrmacht gekämpft und sich dann beim Aufbau der Bundeswehr Verdienste erworben hatten. In der Zeitenwende nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei die Bedeutung von Kriegstüchtigkeit gestiegen. Aufgabe der Traditionspflege sei es auch, die Einsatzbereitschaft und den Willen zum Kampf stärken, wenn es für den Auftrag nötig sei, hieß es.

Demokratie und Rechtsstaat

»Insgesamt hat die Gesamtdebatte dazu geführt, dass wir uns noch mal die Formulierungen angeschaut haben und sie vom Markt nehmen«, sagte der Sprecher. »Das heißt, die ergänzenden Hinweise werden zurückgenommen, weil sie eben insgesamt Zweifel am Grundsatz haben aufkommen lassen, dass der Traditionserlass von 2018 für ein klares Bekenntnis der Bundeswehr zu Demokratie und Rechtsstaat steht - ohne Bezüge eben zu Wehrmachtszeiten.«

Immer klar müsse sein, dass die Tradition der Bundeswehr selbst der Kern der Erinnerungskultur der Bundeswehr sei. Zu den Ergänzungen sagte er: »Im Ergebnis wurden diese heute damit außer Kraft gesetzt, und wir hoffen damit für Eindeutigkeit und Verhaltenssicherheit dann gesorgt zu haben.«

Im Jahr 2018 wollte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit dem neuen Erlass die eigene Geschichte der Bundeswehr in den Fokus rücken. Die Abgrenzung zur Wehrmacht wurde schärfer gefasst.

»Schuldlos missbraucht« oder »schuldhaft verstrickt«

Im Erlass von 1982 hieß es noch: »In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.«

Im neuen Erlass stand dann, dass die Wehrmacht allgemein als Institution keine Tradition begründen kann. »Die Wehrmacht diente dem nationalsozialistischen Unrechtsregime und war in dessen Verbrechen schuldhaft verstrickt, die in ihrem Ausmaß, in ihrem Schrecken und im Grad ihrer staatlichen Organisation einzigartig in der Geschichte sind.«

Die Neufassung zog auch eine klare Grenze zur Nationalen Volksarmee der DDR. dpa

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025