Washington D.C.

US-Vizepräsidentin empfängt Gantz im Weißen Haus

Benny Gantz im Washingtoner Kapitol Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat den israelischen Minister Benny Gantz zu Gesprächen im Weißen Haus empfangen. Gantz ist Mitglied des israelischen Kriegskabinetts, soll aber gegen den Willen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Washington gereist sein, wie israelische Medien berichteten.

Demnach soll der Regierungschef den israelischen Botschafter in der US-Hauptstadt angewiesen habe, seinem Minister keinerlei protokollarische Unterstützung zu gewähren, um die Visite quasi zum Privatbesuch zu degradieren. Ein israelischer Regierungssprecher sagte am Montag in einer Pressekonferenz dazu lediglich kurz angebunden: »Wir wünschen ihm viel Glück!«

Gantz war als damaliger Oppositionspolitiker wenige Tage nach Kriegsbeginn in das sogenannte Kriegskabinett eingetreten, das bei den wichtigsten militärischen Entscheidungen mitbestimmt. Darin spielt der ehemalige General, so Beobachter, eine eher moderierende Rolle.

Nationale Union liegt vorn

Kritiker aus dem Lager der Regierungsgegner werfen ihm hingegen vor, dass er die Regierung längst hätte verlassen müssen, weil Netanjahu unter dem Druck seiner rechtsradikalen und ultrareligiösen Koalitionspartner ohnehin mache, was er wolle.

In Meinungsumfragen liegt die von Gantz geführte Mitte-Rechts-Partei Nationale Union mittlerweile deutlich vorne und wurde zur stärksten Kraft des Anti-Netanjahu-Lagers, während die Likud-Partei des Regierungschefs in der Wählergunst massiv verlor. Käme es zu Neuwahlen - und könnte Gantz seine Umfragewerte halten -, wäre er der nächste Ministerpräsident.

Das Weiße Haus teilte nach dem Treffen mit der Vizepräsidentin mit, Harris habe in dem Gespräch mit Gantz unter anderem ihre »tiefe Besorgnis über die humanitären Bedingungen im Gazastreifen und die jüngste schreckliche Tragödie bei einem Hilfskonvoi im nördlichen Gazastreifen« zum Ausdruck gebracht.

»Konstruktiver Ansatz«

Auch habe die Vizepräsidentin über die Dringlichkeit eines Geisel-Abkommens gesprochen und Israels »konstruktiven Ansatz« in den Verhandlungen begrüßt. Sie habe die Terrororganisation Hamas aufgefordert, die vorliegenden Bedingungen zu akzeptieren.

Die beiden hätten auch die Lage in der Stadt Rafah im Süden erörtert und über die Notwendigkeit eines glaubwürdigen und umsetzbaren humanitären Plans gesprochen, bevor eine größere Militäroperation in Erwägung gezogen werde.

Angesichts der humanitären Lage im Gazastreifen verschärft die US-Regierung seit Wochen ihren Ton gegenüber der israelischen Regierung - und fordert Israel auf, deutlich mehr Hilfe in das Küstengebiet zu lassen und neue Grenzübergänge zu öffnen.

Nach Angaben Israels sind die Hilfslieferungen hingegen nicht begrenzt. Verzögerungen bei der Lieferung haben demnach andere Gründe.

Treffen mit Blinken

Harris bezeichnete die Bedingungen für die Menschen in dem seit nunmehr rund fünf Monaten umkämpften Gazastreifen am Sonntag als unmenschlich und sprach von einer humanitären Katastrophe.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte am Montag auf Nachfrage, das Treffen sei auf Ersuchen von Gantz zustande gekommen. Man betrachte den Besuch als etwas, das natürlich aus den Gesprächen mit der Regierung erwachsen sei. Gantz sei Mitglied es israelischen Kriegskabinetts und in den USA, um über den Fortgang des Krieges zu sprechen.

Der Besuch gebe den USA auch die Gelegenheit, über die Wichtigkeit der humanitären Hilfe für die Menschen im Gazastreifen und eines Geisel-Deals zu sprechen. Diese wolle man nicht ausschlagen. Heute will auch US-Außenminister Antony Blinken Gantz treffen. dpa

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025