Meinung

Unterwegs zu falschen Zielen

Wenn junge Neonazis mit staatlicher Genehmigung marschieren, wie jetzt am 1. Mai in Erfurt, dann schaue ich traurig in ihre Gesichter. Solche Demonstrationen stärken diese jungen Menschen auf ihrem Weg zu falschen Zielen. Dabei lehren doch nicht zuletzt die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, dass Neonazis nirgends gestärkt werden dürfen, sondern immer geschwächt werden müssen.

Deshalb ist das Verbot ihrer Organisationen, etwa der NPD, überfällig. Verbotsgegner tragen immer wieder vor, dass Verbote Ansichten nicht ändern, man sie nicht per Dekret aus der Welt schaffen kann. Das wissen wir! Aber wer so argumentiert, ignoriert, dass Verbote und inhaltliche Auseinandersetzung sich nicht ausschließen.

Natürlich müssen wir mit den jungen Neonazis auch nach einem Verbot ihrer Organisationen sprechen. Das heißt: Wir müssen Gesicht zeigen. Rechte Jugendliche sind nicht verlorene, sondern unwissende Söhne und Töchter. Wir müssen engagiert und jugendgemäß Wissen vermitteln, das unsere Jugendlichen immun gegen Rechtsextremismus macht. Wenn rechte Jugendliche ins Gefängnis kommen, besuche ich viele von ihnen.

weltanschauung Seit 2001 mache ich das. Dort schauen sie in mein Gesicht. Und wieder bin ich traurig. Denn ich weiß, dass ich früher mit ihnen hätte sprechen müssen. Wir Demokraten müssen die Ersten sein, die die Weltanschauung der Jugendlichen prägen. Wir dürfen nicht der Nachgang zu braunen Demagogen sein. Dies sind wir auch dann nicht, wenn neben unserem Engagement gegen Rechts auch genügend Zeit und Kraft bleibt, um uns an der Vielfalt unserer Gesellschaft zu erfreuen. Thüringen und die Stadt Erfurt sind sehr reich an dieser Vielfalt, die doch ein Argument für die Demokratie ist.

Wenn auch rechte Jugendliche die Vielfalt in der Gesellschaft und damit das Anderssein nicht mehr als Störung, sondern als Bereicherung empfinden, dann können wir stolz sagen: Unser Erfurt ist tolerant. Die Jüdische Landesgemeinde Thüringen wird ihren Beitrag leisten. Stärker als bisher werden wir unser Kultur- und Bildungszentrum in das kulturelle Leben Erfurts einbringen. Wir gehören zum toleranten und weltoffenen Erfurt. Und wie selbstverständlich heißt das, dass wir unser Gesicht zeigen.

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

USA

Google feuert 28 Mitarbeiter wegen antisemitischer Proteste

Die Mitarbeiter hatten Büros besetzt und Kollegen an der Arbeit gehindert

von Nils Kottmann  18.04.2024

Thüringen

Prozess gegen Höcke: Protest vor Justizgebäude

Hunderte Demonstrierten gegen den Chef der rechtsextremistischen AfD

 18.04.2024

Iran

Raketen auf Israel

Der Angriff der Mullahs ist ebenso historisch wie dessen Abwehr und könnte auch für Deutschland Konsequenzen haben

von Michael Thaidigsmann  18.04.2024

Nahost

Israels Botschafter fordert Kurswechsel gegenüber Iran

»Jeder, der Israel angreift, wird zur Verantwortung gezogen«, sagt Ron Prosor

 18.04.2024

Terror

Scholz sieht Ansatzpunkt für Terrorlistung von Irans Revolutionsgarden 

Israel fordert von der EU bereits seit langem, die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. Kanzler Scholz macht dem Land nun Hoffnung

 17.04.2024

Meinung

Zeitenwende

Der 7. Oktober war kein Terroranschlag. Er war der Beginn eines neuen globalen antisemitischen Krieges, in dem alle Juden angegriffen werden

von Esther Schapira  17.04.2024

Duisburg

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Pro-Israel-Demo erhoben

Der Mann habe geplant, mit einem Lkw in die Teilnehmermenge zu fahren

 17.04.2024

Thüringen

Ausstellung zu Luxemburger Abkommen von 1952

Die Dokumentation zeigt »die Geschichte materieller Ansprüche nach der Schoa«

 17.04.2024

Oldenburg

Stadtrat erklärt Solidarität mit Jüdischer Gemeinde

Das Gremium will »der zunehmenden Intoleranz und Hass den Nährboden entziehen«

 17.04.2024