Diplomatie

»Über Zukunft sprechen«

Armin Laschet über seine Israelreise, das NRW-Haus und den Kampf gegen Antisemitismus

von Detlef David Kauschke  12.09.2018 12:50 Uhr

»Wir dulden keinen Antisemitismus«: Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW Foto: imago

Armin Laschet über seine Israelreise, das NRW-Haus und den Kampf gegen Antisemitismus

von Detlef David Kauschke  12.09.2018 12:50 Uhr

Herr Laschet, Sie waren vergangene Woche in Israel. Mussten Sie Fragen zu den Ereignissen in Chemnitz beantworten?
Die Vorfälle haben eine Rolle gespielt, zum Teil habe ich sie selbst angesprochen. Aber es wurde deutlich, dass in Israel andere Themen im Vordergrund stehen – zum Beispiel die Lage in Syrien oder Iran. Auch haben meine Gesprächspartner deutlich gemacht, wie besorgt man über antisemitische Entwicklungen in anderen europäischen Ländern ist, etwa in Frankreich. Dennoch müssen wir die Ereignisse in Chemnitz und Köthen sehr ernst nehmen, auch damit wir die Sorgen in Bezug auf rechtsradikale Tendenzen ausräumen können. Nicht zuletzt aus der Vergangenheit erwächst dazu eine Verpflichtung. Aber vor allem wollten alle über die Zukunft und gemeinsame Potenziale sprechen, davon war auch das Gespräch mit Premierminister Netanjahu bestimmt.

Dazu gehört die verstärkte Zusammenarbeit in Wirtschaft, Bildung und Forschung. Was wurde konkret vereinbart?
Israel ist neben dem Silicon Valley die Start-up-Region, in der eine besonders große Dynamik in der digitalisierten Wirtschaft festzustellen ist. Ich denke, dass man gut zusammenarbeiten kann, wenn man die neuen Existenzgründerideen aufgreift und sie mit der industriellen Produktion in Deutschland vernetzt. Da sind wir gerade in Nordrhein-Westfalen stark. Ich habe anlässlich des Besuchs das Ben-Gurion-Memorial-Stipendium gestiftet, mit dem junge Doktoranden für ein Jahr nach Israel entsandt werden sollen. Ich glaube, je mehr Menschen sich begegnen, umso enger wird auch die Verbindung zwischen Israel und Deutschland.

Ein NRW-Haus in Tel Aviv soll die Aktivitäten koordinieren. Wann nimmt es seine Arbeit auf?
Wir haben eine Absichtserklärung mit der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer unterzeichnet, bei der es um wirtschaftliche Kooperation geht. Wir sollten darüber hinaus auch als Land mit einer eigenen Vertretung in Israel sichtbar sein. Dies wird die erste Vertretung Nordrhein-Westfalens im Ausland sein, um Fragen der wissenschaftlichen und auch der kulturellen Zusammenarbeit besser zu koordinieren. Die Kernkompetenzen, die ein Land hat – Bildung, Wissenschaft, Kultur – sollten sich auch in den Außenbeziehungen widerspiegeln. Da gibt es viele Anknüpfungspunkte.

Sie haben in Israel nochmals in Aussicht gestellt, dass NRW sehr bald einen Antisemitismusbeauftragten berufen wird. Wann wird es so weit sein?
Ich glaube, die Gesprächspartner wussten, wie wichtig mir dieses Thema ist. Ich bin seit vielen Jahren im christlich-jüdischen Dialog und in den deutsch-israelischen Beziehungen engagiert. Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine wichtige innenpolitische Aufgabe. Wir sind uns einig, dass wir einen Beauftragten zeitnah berufen. Über einen Namen ist noch nicht entschieden, aber das wird in Kürze der Fall sein.

Mit dem NRW-Ministerpräsidenten sprach Detlef David Kauschke.

Sachsen

Unbekannte stehlen Stolperstein in Dresden

Der Staatsschutz ermittelt nun

 05.12.2024

Berlin

Menschenrechtler kritisieren »Allzeithoch des Antisemitismus«

»Das internationale Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit wird massiv verletzt«, sagte der zuständige Beauftragte der Bundesregierung, Frank Schwabe

 05.12.2024

Andreas Nachama

Gesine Schwan rechnet die Schoa gegen Israels Politik auf

Die SPD-Politikerin sollte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit würdigen, doch ihre Rede geriet zur Anklage gegen Israel

von Rabbiner Andreas Nachama  05.12.2024

Den Haag

Amnesty International wirft Israel abermals Völkermord vor

Die Organisation beruft sich auf eigene Untersuchungen und Zitate israelischer Politik. Doch eine Unterorganisation hält den Bericht für voreingenommen

 05.12.2024

Bundestag

Eine etwas andere Resolution

Für den interfraktionellen Antrag zu Antisemitismus in der Bildung fehlt der Termin zur Abstimmung – die Kritik wächst

von Joshua Schultheis  05.12.2024

Einspruch

Unverzichtbare Hilfe

Abraham Lehrer warnt vor Sozialkürzungen, die den Rechtsruck in der Gesellschaft verstärken könnten

von Abraham Lehrer  05.12.2024

Deutschland

Die Kluft überbrücken

Der 7. Oktober hat den jüdisch-muslimischen Dialog deutlich zurückgeworfen. Wie kann eine Wiederannäherung gelingen? Vorschläge von Rabbiner Jehoschua Ahrens

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  05.12.2024

Leipzig

Rabbinerkonferenz kritisiert Universität Leipzig

Die Organisation wirft der Hochschule vor, vor antisemitischem Aktivismus einzuknicken

 05.12.2024

Bern/Jerusalem

Scharfe Kritik an »Amnesty International«-Bericht zu Israel

SIG-Generalsekretär Kreutner wirft Amnesty vor, nur die Delegitimierung des jüdischen Staates zum Ziel zu haben. Auch bei AI selbst wird Kritik an dem Bericht laut

von Imanuel Marcus  05.12.2024 Aktualisiert