Judenhass

Studie: Antisemitismus unter Muslimen deutlich weiter verbreitet als im Bevölkerungsschnitt

Bei einer Demonstration in Berlin wird eine Flagge mit Davidstern angezündet. (Archiv 2017) Foto: Bjoern Kietzmann

Antisemitische Einstellungen sind unter Muslimen stärker verbreitet als im Rest der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Demnach stimmen im Bevölkerungsschnitt vier Prozent der Aussage zu, dass Juden »hinterhältig« seien. Unter Musliminnen und Muslimen lag die Zustimmung bei zwölf Prozent.

Rund ein Viertel (26 Prozent) der Muslime bejahen die Aussage, dass reiche Juden »die eigentlichen Herrscher der Welt« seien (Bevölkerungsdurchschnitt: sechs Prozent). Sieben Prozent akzeptieren Gewalt gegen Juden (Bevölkerungsdurchschnitt: zwei Prozent).

Heterogenität Die Gründe für diesen Befund könnten vielschichtig sein und seien vermutlich so heterogen wie die Gruppe selbst, heißt es im Fazit der Studie. Sie regt darin für eine sachliche Debatte weiterführende Analysen unter Berücksichtigung von Sozialisation, Lebensrealität und Herkunftsregion an.

Für die Studie wurden zwischen Ende 2021 und Frühjahr 2022 rund 5.500 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. In der Stichprobe sollten mindestens 500 Personen muslimischen Glaubens enthalten sein.

Konfrontiert wurden die Befragten - anders als bei ähnlichen Studien - mit bewusst harten Aussagen, um den »extremistischen Kern« der Bevölkerung zu messen. Gefragt wurde etwa nach der Zustimmung zu der Aussage »Juden müssen sich nicht wundern, wenn sie einen drauf bekommen«. Zustimmung wurde dabei als Akzeptanz antisemitischer Gewalt gewertet.

Mehrheit Insgesamt lehne eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung antisemitische Aussagen entschieden ab, schreibt Studienautor Dominik Hirndorf mit Blick auf die Werte des Bevölkerungsdurchschnitts. Zugleich bedeuteten die Ergebnisse im Bereich der Gewaltakzeptanz eine nicht zu unterschätzende Zahl von potenziellen Gefährderinnen und Gefährdern. »Jedes Prozent ist eins zu viel«, sagte Hirndorf dem epd.

Hirndorf analysierte auch, wie andere extremistische Einstellungen, demografische Faktoren, Bildungsniveau und Parteienpräferenz mit antisemitischen Einstellungen zusammenhängen. Dabei zeige seine Studie, dass judenfeindliche Aussagen auch bei Personen mit niedrigem formalen Bildungsabschluss, Migrationshintergrund und innerhalb der AfD-Anhängerschaft stärker auf Zustimmung stoßen.

So stimme auch jeder fünfte AfD-Sympathisant der Aussage zu, dass Juden »die eigentlichen Herrscher der Welt« seien. Bei Anhängern von SPD, Union und FDP liegen den Angaben zufolge die Zustimmungswerte im Bevölkerungsdurchschnitt. Potenzielle Wählerinnen und Wähler von Grünen und Linken stimmen antisemitischen Aussagen seltener zu als der Durchschnitt.

Auch Personen mit rechts- oder linksextremistischen Einstellungen stimmen antisemitischen Aussagen häufiger zu, wobei der Studie zufolge der Effekt bei Rechtsextremen größer ist. Auch Menschen, die einem Verschwörungsglauben anhängen, bejahen antisemitische Aussagen demnach stärker. epd

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024