Europa

Streit um Lawrows Holocaust-Vergleich geht in eine neue Runde

Das Stalinhochhaus ist der Sitz des russischen Außenministeriums. Foto: picture alliance / dpa

Wenige Tage nach einer problematischen Aussage von Russlands Außenminister Sergej Lawrow zum Angriffskrieg gegen die Ukraine und einer Kritik daran vom European Jewish Congress (EJC) kommt es zu einem Wortgefecht zwischen dem russischen Außenministerium und dem jüdischen Verband.

In Moskau hieß es, der EJC habe sich schon vor langer Zeit selbst diskreditiert, als die Organisation »Manifestationen des Antisemitismus und der Glorifizierung der Nazi-Ideologie« in der Ukraine ignoriert habe. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS gab diese Erklärung aus dem Moskauer Außenministerium wieder. Der EJC habe es demnach geschafft, »die SS-Symbole, Hakenkreuze und Glorifizierung von Nazi-Kollaborateuren durch das Kiewer Regime zu übersehen«.

»Endlösung« Lawrow hatte am Mittwoch gesagt, Washington wolle eine »Endlösung der ›Russlandfrage‹« – in Anlehnung an die »Endlösung der ›Judenfrage‹«. Das Hitler-Regime verstand darunter die Vernichtung der europäischen Juden.

Der European Jewish Congress kritisierte Lawrows Äußerungen: »Wir sind schockiert und entsetzt über diesen schamlosen Vergleich, den Außenminister Lawrow zwischen die Unterstützung der Ukraine durch den Westen und Hitlers Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden gezogen hat«, erklärte der EJC am Donnerstag. »Dies ist eine Verfälschung des Holocaust auf unterster Ebene.«

Die Organisation forderte Lawrow auf, sich »unmissverständlich« zu entschuldigen und die Aussage zurückzunehmen.

Seit Beginn des Krieges Ende Februar 2022 begründet Moskau seine »Militäroperation« unter anderem damit, die Ukraine »entnazifizieren« zu wollen. De facto muss die Ukraine unter dem jüdischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj jedoch einen Angriffskrieg abwehren. Russlands Präsident Wladimir Putin geht es um eine Vergrößerung des russischen Territoriums. Elf Monate nach Beginn der Kämpfe werden der russischen Armee zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Weit über 6000 Zivilisten, darunter viele Kinder, wurden bislang getötet und mehr als 10.000 verletzt. ja

Rom

Eklat durch NS-Vergleich bei interreligiösem Kongress

Der Dialog zwischen katholischer Kirche und Judentum ist heikel. Wie schwierig das Gespräch sein kann, wurde jetzt bei einem Kongress in Rom schlagartig deutlich. Jüdische Vertreter sprachen von einem Tiefpunkt

von Ludwig Ring-Eifel  27.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Sydney

Warum ein Neonazi in Australien »Mein Kampf« im Gefängnis lesen darf

Ein Rechtsextremist will im australischen Knast unbedingt Hitler lesen - und hat laut einem Gerichtsbeschluss auch das Recht dazu

 27.10.2025

Libanon

UN-Friedenstruppe schießt israelische Drohne ab

Das Fluggefährt habe sich »auf aggressive Weise« genähert, sagt die UNIFIL. Israel streitet dies ab

 27.10.2025

Terrorismus

Mossad veröffentlicht Namen von »Terror-Kommandeuren«

Auch hierzulande sollen Kommandeure der Quds-Truppe der Islamischen Revolutionsgarden Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant haben. Der Terrorexperte Peter Neumann kritisiert die Haltung Deutschlands

von Michael Thaidigsmann  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Interview

»Dass da nicht mehr passiert, ist ein ziemlicher Skandal«

Trotz der jüngsten iranischen Anschlagsversuche auf jüdische Einrichtungen pflegt Deutschland einen ängstlichen und viel zu nachgiebigen Umgang mit dem Regime in Teheran, kritisiert der Terrorismusexperte Peter Neumann

von Michael Thaidigsmann  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Pogromnacht 1938

Wo die Synagogen schon zwei Tage vorher brannten

In Hessen und Sachsen-Anhalt begann die Gewalt gegen Juden schon bevor Goebbels dazu aufrief

 27.10.2025