Hamburg

Staatsschutz ermittelt nach antisemitischem Anschlag

Am Tag nach dem Anschlag: Einsatzkräfte vor der Synagoge Foto: imago images/Chris Emil Janßen

Nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Das Hamburger Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft werten den Angriff als versuchten Mord mit antisemitischem Hintergrund, teilten die Ermittlungsbehörden am Montag mit.

In der Hosentasche des 29-jährigen mutmaßlichen Täters sei ein Zettel mit einem handschriftlich gemalten Hakenkreuz gefunden worden. Vertreter aus Politik, jüdischen Gemeinden und Kirchen reagierten mit Trauer und Bestürzung auf den Anschlag vor der Synagoge Hohe Weide im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

klappspaten Der 26-jährige Student war am Sonntag während des Laubhüttenfests vor der Synagoge mit einem Klappspaten angegriffen und schwer verletzt worden. Er konnte sich vor dem Angreifer in Sicherheit bringen und wurde später in ein Krankenhaus gebracht. Nach Presseberichten erlitt er einen Schädelbruch. Akute Lebensgefahr bestehe jedoch nicht.

Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter noch am Sonntagabend fassen.

Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter noch am Sonntagabend fassen. Der psychisch verwirrte Mann sei bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten, hieß es. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen Deutschen mit kasachischen Wurzeln handeln.

Den Angaben zufolge wurden bei ihm Personalpapiere mit einer Anschrift in Berlin gefunden. Die Überprüfung habe jedoch ergeben, dass er dort seit 2019 nicht mehr wohnt. Ermittelt wurde eine Wohnung in Hamburg-Langenhorn, in der er sich unangemeldet aufhielt. Sie wurde noch in der Nacht durchsucht. Dabei wurden Datenträger sichergestellt, deren Auswertung andauert.

bundesregierung Die Bundesregierung verurteilte den Angriff. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin: »Es ist beschämend, dass ein Bürger jüdischen Glaubens auf offener Straße in Deutschland attackiert wird.« Es sei ein Angriff auf einen jungen Juden ganz offenbar nur, weil er als Jude in der Nähe der Synagoge zu erkennen gewesen sei: »Das ist widerwärtig.« Er fügte hinzu: »In Deutschland ist jede einzelne solche Tat eine Schande.«

Der Zentralrat der Juden forderte verbesserte Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen.

Der Zentralrat der Juden forderte verbesserte Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen. Zentralratspräsident Josef Schuster schlug zudem vor, dass Hamburg einen Antisemitismusbeauftragten benennen solle. »Wir erwarten von der gesamten Gesellschaft, dem Hass gegen Juden entschieden entgegenzutreten.« Jüdisches Leben müsse in Deutschland uneingeschränkt möglich sein.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erklärte, dass der Täter so schnell gefasst worden sei, sei zwar gut. Aber die Tat zeige einmal mehr, wie notwendig die Maßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen sind, sagte er dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland« (Montag).

hetze Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) appellierte an die Gesellschaft, wachsam zu sein. »Wir müssen uns der Hetze noch entschiedener entgegenstellen und stärker für die Betroffenen von Hass und Gewalt da sein«, sagte sie in Berlin.

Hamburg stehe fest an der Seite der jüdischen Mitbürger, twitterte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Montag. Die evangelische Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, twitterte: »Wir müssen immer wieder zusammenstehen gegen Antisemitismus – damit Jüdinnen und Juden in Sicherheit leben können.« epd

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Vor 90 Jahren: Antisemitische Ausschreitungen am Kudamm

Am 15. Juli 1935 griff bei diesem Pogrom ein Nazi-Mob jüdische Passanten an. Zahlreiche Menschen wurden verletzt

 15.07.2025

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Menlo Park

Zuckerberg kündigt riesige KI-Rechenzentren an

Der Facebook-Gründer will bei Künstlicher Intelligenz vorn liegen. Dafür nimmt er hunderte Milliarden Dollar in die Hand

 15.07.2025

München

Angriff auf Juden: Marokkaner muss ins Gefängnis

Das Verbrechen ereignete sich vor einem Jahr in der Münchner Innenstadt

 15.07.2025

Berlin

Organisationen unterstützen Lahav Shapiras Klage gegen die Freie Universität

Die Klage sei von »grundsätzlicher Bedeutung für alle Studierenden«, sagt etwa der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt

 15.07.2025

Untersuchung

BBC verletzte Sorgfaltspflicht mit Gaza-Doku

Wie sich herausstellt, ist der jugendliche Erzähler in einer BBC-Doku der Sohn eines Hamas-Vertreters. Das sorgt für heftige Kritik. Es ist nicht der einzige Fall, bei dem Sender schlecht aussieht

 15.07.2025

Judenhass

AJC Berlin: »Pro-palästinensische« Demos erinnern an Querdenker

Israelfeindliche Demonstranten und Querdenker? Aus Sicht des Direktors des American Jewish Committee gibt es da durchaus Gemeinsamkeiten. Was er jetzt von der deutschen Zivilgesellschaft erwartet

von Johannes Peter Senk  14.07.2025

Medien

Die Deutsche Welle und Israel: Mitarbeiter werfen ihrem Sender journalistisches Versagen vor

Die Hintergründe

von Edgar S. Hasse  14.07.2025