Berlin

Shimon Stein wird 75

Israels ehemalige Botschafter in Deutschland, Shimon Stein Foto: imago/Jürgen Heinrich

Der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Shimon Stein, begeht an diesem Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Er wurde am 9. März 1948 in Chadera geboren. Seine Eltern waren als Überlebende der Schoa nach Palästina gekommen.

Stein studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem, war während seines Militärdienstes bei einer Fallschirmspringer-Einheit. 1974 trat er in den diplomatischen Dienst Israels ein. 1980 kam er als Botschaftsrat nach Bonn. Auch in Washington war er im Einsatz. Von 2001 bis 2007 war er der diplomatische Vertreter seines Landes in Berlin.

DEUTSCHLAND Über diese Zeit sagte er in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeine zum Abschied im August 2007: »Es waren sieben schöne, interessante Jahre. Und ich habe enorm viel gelernt. Ich blicke mit Freude, Genugtuung und Zufriedenheit auf meine Zeit in Deutschland zurück.«  

»Es waren sieben schöne, interessante Jahre. Und ich habe enorm viel gelernt.«

Shimon Stein über seine zeit als botschafter in berlin

Der ZEIT-Herausgeber Josef Joffe schrieb damals in der Jüdischen Allgemeine: Stein paare »diplomatische Verbindlichkeit mit Witz und Offenheit«, er sei kein Mann der vorgestanzten Floskeln, der sich an der jeweiligen Aktenlage entlang hangelt. »Er redet ›Tachles‹ und springt plötzlich mühelos ins Ironische oder Selbstironische. Das lernen sie nicht auf der Diplomatenschule, das ist Shimon Stein, das Naturtalent.«  

Während seiner Zeit als Botschafter in Berlin habe sich Stein nur zwei Arten von Pausen gegönnt, so Joffe: den täglichen Gang ins Fitness-Studio und den regelmäßigen Konzert- und Opernbesuch. Ansonsten sei er unermüdlich für sein Land im Einsatz gewesen, habe wahrscheinlich wie kein anderer Botschafter in Berlin so viele Handy-Nummern und raschen und verlässlichen Zugang zu Ministern und Abgeordneten gehabt, auch zur Bundeskanzlerin.  

KANZLERIN Angela Merkel bescheinigte Stein damals, dass er es seinen Gesprächs- und Verhandlungspartnern nicht immer leichtgemacht habe. Doch vielleicht mache gerade das einen guten Diplomaten aus. Auf jeden Fall sei er ein »richtig guter Botschafter« gewesen, bescheinigte ihm die Kanzlerin.  

Shimon Stein wechselte nach seiner Karriere im diplomatischen Dienst als Senior Fellow zum Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) der Universität Tel Aviv. Gemeinsam mit dem israelischen Historiker Moshe Zimmermann meldet er sich heute immer wieder in deutschen Medien zu Wort – unter anderem mit Zustandsbeschreibungen der deutsch-israelischen Beziehungen oder mit kritischen Anmerkungen zur israelischen Regierungspolitik.

Gemeinsam mit dem israelischen Historiker Moshe Zimmermann meldet er sich regelmäßig in deutschen Medien zu Wort.

Erst kürzlich schrieben Stein und Zimmermann in der ZEIT: Was die neue israelische Regierung beschönigend »Justizreform« nennt, bedrohe die liberale Demokratie. Daran müsse gerade auch Deutschland Kritik üben. »Nach dem deutschen Grundgesetz ist die Würde des Menschen unantastbar – nicht die Politik Israels«.  

FREUNDSCHAFT Zum 70. Geburtstag, am 9. März 2018, gratulierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er schrieb, Stein habe mit Geschick und mit Nachdruck die Interessen Israels vertreten »und dabei zugleich doch immer auch die wertvolle und im Wortsinne wunderbare Freundschaft zwischen unseren Nationen im Blick gehabt.”

Und weiter: «Ihr unabhängiger Geist, Ihr Scharfsinn und Ihr stets sorgfältig bedachtes Urteil werden in Deutschland und von mir persönlich hochgeschätzt. Aber – vielleicht wichtiger noch – Sie sind auch vielen Menschen in dieser Stadt und diesem Land als treuer Freund ans Herz gewachsen.” ja

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  17.03.2025 Aktualisiert

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  17.03.2025 Aktualisiert

Bundestag

Aydan Özoğuz kandidiert nicht mehr

Die SPD-Politikerin habe in der eigenen Fraktion nicht genug Rückhalt, um noch einmal Vizepräsidentin des Parlaments zu werden

 17.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 17.03.2025

Erfurt

Deutsch-Israelisches Jugendwerk lässt auf sich warten

Thüringen und Israel streben eine enge Partnerschaft auf wissenschaftlichem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet an

 17.03.2025

Interview

»Wir wissen heute, wohin autoritärer Nationalismus führt«

»Vergangenheitsbewältigung« - diesen Begriff mag der Historiker Magnus Brechtken nicht so gern. Stattdessen bevorzugt er »Vergangenheitsaufarbeitung«. Denn, so sagt er, mit Geschichte müsse man sich immer wieder neu auseinandersetzen

von Joachim Heinz  17.03.2025

Pressefreiheit

»taz«-Journalist Nicholas Potter warnt vor »Intifada gegen die Presse«

Viele Medienschaffende hierzulande blieben Nahost-Versammlungen längst fern, weil die Lage für sie zu gefährlich geworden sei. Sie würden dort »beschimpft, angespuckt, getreten, geschlagen«

 17.03.2025

Washington D.C./Sanaa

USA setzen Angriffe gegen Huthi fort

Erst wenn die Huthi keine Schiffe mehr angreifen, wollen die USA ihre heftigen Angriffe einstellen. Doch die vom Iran unterstützte Terrororganisation lenkt nicht ein. Im Gegenteil

 17.03.2025

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025