Einspruch!

Schwer zu glauben

Brauchte es wirklich einen blutigen Anschlag mit 21 Toten, damit deutschen Politikern die Lage von Christen in Asien und der muslimischen Welt bewusst wird? Die – vereinzelten – Forderungen, Entwicklungshilfe künftig nur noch solchen Ländern zu zahlen, die Christen schützen, erwecken diesen Eindruck. Die Lage der Christen in den von der EU durchfinanzierten Palästinensergebieten hat jedenfalls zu solchen Forderungen ebenso wenig geführt wie antichristliche Pogrome in Nigeria. Zumal es nicht nur um Christen gehen kann und darf. Was ist mit den Bahai im Iran? Mit den Juden in vielen Teilen der Welt? Oder mit all jenen Menschen, die gar keiner Religion angehören wollen?

Globalisierung Die wenigen Beispiele zeigen, dass man das Thema ein bisschen sorgfältiger angehen sollte. Wegschauen und totschweigen als politische Mittel sind grundsätzlich hinfällig geworden im Zeitalter der Globalisierung. Menschenrechte sind keine hohle Phrase mehr, sondern unverhandelbare Elemente der »good governance« – jenem Prinzip, das schon jetzt Voraussetzung dafür ist, dass Länder in den Genuss von Entschuldung und Unterstützung gelangen.

Allerdings haben gerade Machthaber in Ländern wie Ägypten oder Saudi-Arabien noch nicht verstanden, dass dieser Wandel sie selbst massiv betrifft. Wer zur Koalition gegen den Islamismus gezählt werden will, muss Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit sowie den Schutz von Minderheiten gewährleisten. Schon aus Eigennutz. Wer sich vorbehält, mit dem Entzug dieser Rechte Politik zu machen, begibt sich auf das Feld, auf dem die Terroristen am liebsten kämpfen. Es ist ja kein Zufall, dass Al Qaida im Irak Kurden und Christen attackiert. Ein Staat, der sich in ethnisch-religiösen Scharmützeln auflöst, lässt sich leichter hinwegfegen. Um nichts weniger geht es auch in Ägypten. Menschen nach dem Gottesdienst in die Luft zu jagen, ist kein Akt religiöser Intoleranz, sondern eine Kriegserklärung an die Gesellschaft.

Der Autor leitet die iPad-Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers.

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024

Vereinte Nationen

»Whitewash«: UNRWA-Prüfbericht vorgelegt

Eine Untersuchung sollte die schweren Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk aufklären - vorab sickerten erste Details durch

von Michael Thaidigsmann  22.04.2024

Berlin

Ausstellung will Leben in Geiselhaft simulieren

In der Fasanenstraße werden in einem Container die Bedingungen der Geiseln in Gaza simuliert

von Pascal Beck  22.04.2024

Rechtsextremismus

»Höckes Sprachgebrauch ist ein klarer Angriff - und erfolgreich«

Der Soziologe Andreas Kemper zu Strategien des AfD-Politikers

von Nils Sandrisser  22.04.2024

Frankreich

Französischer Bürgermeister zeigt Hitlergruß - Rücktrittsforderungen

Die Präfektur Val-de-Marne will die Justiz einschalten

 22.04.2024

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Österreich

Vier Deutsche nach Gedenkbesuch bei Hitlers Geburtshaus angezeigt

Die Verdächtigen waren nach Braunau gefahren, um dort weiße Rosen niederzulegen

 22.04.2024

Berlin

Große KZ-Gedenkstätten gegen Schüler-Pflichtbesuche

Die Unionsfraktion hatte sich dafür ausgesprochen

 22.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Nur eine Handvoll Mitglieder zählen die Gemeinden in Kairo und Alexandria heute. Jedoch haben die wenigsten Juden ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden gewaltvoll vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024