Sterbehilfe

Schuster: Kein assistierter Suizid in jüdischen Pflegeeinrichtungen

Foto: picture alliance/dpa

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, kann sich keine Hilfe zum Suizid in jüdischen Pflegeeinrichtungen vorstellen. »Die jüdischen Einrichtungen sind geschützte Orte«, sagte Schuster. Er tue sich überhaupt schwer, von einem entsprechenden Angebot in Senioreneinrichtungen zu sprechen, ob nun katholisch, evangelisch, jüdisch oder weltlich.

Es dürfe nicht sein, dass ein alter Mensch in einer Senioreneinrichtung Angst haben müsse - ob begründet oder nicht -, dass es zu einem von ihm nicht gewünschten assistierten Suizid komme oder er sich psychisch unter Druck gesetzt fühle, durch diese Form aus dem Leben zu gehen.

Judentum Im Judentum sei ein Suizid problematisch, sagte Schuster, der selbst Mediziner und Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Das Bild, dass ein Suizid eine psychische Erkrankung als Ursache hat, habe sich erst nach der Schoa etabliert. Der assistierte Selbstmord sei nochmal eine andere Kategorie. »Ich lehne ihn nicht gänzlich ab, tue mich aber sehr schwer«, sagte Schuster. »Wir haben heute sehr gute palliative Medizin, die man ausschöpfen muss.«

Es gebe trotzdem extreme Einzelfälle: Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), bei der es zu zunehmenden aufsteigenden Lähmungen kommt. »In diesem einen Fall ist der Wunsch nach einem assistierten Suizid für mich nachvollziehbar. Für einen gewerbsmäßigen assistierten Suizid habe ich grundsätzlich kein Verständnis«, sagte Schuster.

Der Bundestag diskutiert derzeit drei Gesetzesvorschläge für die Neuregelung des assistierten Suizids.

Schuster, der bis 2020 in Würzburg als niedergelassener Arzt tätig war, sagte, eine irgendwie geartete Behandlungspflicht, wie sie von Befürwortern des assistierten Suizids bisweilen angeregt werde, könne es nicht geben. »Es ist eine Entscheidung, die jeder Arzt für sich treffen muss, inwieweit er das moralisch vertreten kann.«

Der Bundestag diskutiert derzeit drei Gesetzesvorschläge für die Neuregelung des assistierten Suizids. Diese war nötig geworden, weil das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 geurteilt hatte, dass das Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch das Recht umfasst, hierbei Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen.

Eine bis dahin geltende Regelung, die organisierte Suizidassistenz von Sterbehilfeorganisationen verboten hatte, erklärte das Gericht für nicht zulässig. Alle drei Entwürfe sehen nun vor, dass das Betäubungsmittelgesetz dahingehend geändert wird, dass todbringende Medikamente auch für eine beabsichtigte Selbsttötung verschrieben werden dürfen, legen die Hürde dafür aber unterschiedlich hoch. epd

Washington D.C./Berlin

Trump beharrt auf Gaza-Plan, Scholz nennt Vorstoß skandalös

Der amerikanische Präsident will den Gazastreifen unter US-Kontrolle bringen und Hunderttausende Palästinenser umsiedeln. Der Kanzler findet das empörend

 10.02.2025

Frankfurt am Main

Wolffsohn: Antisemitismus schadet auch Judenhassern

Eine Abwanderung von Wissen und Gemeinsinn - das ist die Folge, wenn Jüdinnen und Juden keine Zukunft mehr in ihrem Land sehen, so der Historiker Michael Wolffsohn. Um dagegen anzugehen, sei Bildung kein Allheilmittel

 10.02.2025

Berlin

Scholz und Merz bei AfD und Migration unversöhnlich

Der Kanzler zeigt sich im ersten TV-Duell mit seinem CDU-Herausforderer angriffslustig. Der lässt sich aber nicht aus der Reserve locken. Bei einem Thema geht es besonders hart zur Sache

von Michael Fischer  09.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

München

Ludwigs-Maximilian-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Ein Vortrag der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete an der Münchner Universität wurde abgesagt

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025 Aktualisiert

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten bei Wahlkampfveranstaltung von Robert Habeck

Die Störer warfen Israel einen Genozid an den Palästinensern im Gazastreifen vor

 09.02.2025

Debatte

»Wir würden unser Land verraten«: Merz sagt einmal mehr Nein zur AfD

CDU und CSU im Bundestag hatten jüngst zur Durchsetzung ihrer Vorschläge zur Migrationspolitik eine Mehrheit mit Hilfe der AfD in Kauf genommen

 08.02.2025

Ostfriesland

Albrecht Weinberg demonstriert mit Hunderten in Leer

Der Schoa-Überlebende ging gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße

 08.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025