Krieg

Russland greift die Ukraine an

Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Foto: picture alliance / AA

Russland greift die Ostukraine an. Präsident Wladimir Putin ordnete am frühen Donnerstagmorgen die Militäroperation in den Regionen Luhansk und Donezk offiziell an.

»Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen«, sagte Putin in einer Fernsehansprache. »Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind.« Russland strebe die Entmilitarisierung und die Entnazifizierung der Ukraine an.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

US-Präsident Joe Biden, die westlichen Verbündeten und die Nato verurteilten Putins Vorgehen scharf und kündigten weitere Sanktionen an. Russland hat nach den Worten von Biden »vorsätzlich« einen »Krieg« gegen die Ukrainebegonnen.

Nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba hat Russland mit einem großen Einmarsch begonnen. »Putin hat gerade eine große Invasion der Ukraine gestartet. Friedliche ukrainische Städte werden attackiert. Das ist ein Angriffskrieg«, teilte der Minister bei Twitter mit. Als Reaktion auf die russische Militäroperation im Donbass schloss die Ukraine ihren gesamten Luftraum, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen am frühen Donnerstagmorgen berichtete.

Erstmals stehen sich russische und ukrainische Soldaten in dem seit acht Jahren dauernden Konflikt gegenüber.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Infolge russischer Luftangriffe sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens 7 Soldaten getötet und 15 weitere verletzt worden. Zudem würden 19 Soldaten vermisst, teilte das Innenministerium in Kiew am Donnerstagmorgen mit. Eine Brücke über den Fluss Inhulez in der Südukraine sei zerstört worden.

Laut ukrainischem Grenzschutz rückten russische Panzer zudem in die Ostukraine ein. Mehrere Kolonnen hätten demnach im Gebiet Luhansk bei Krasna Taliwka, Milowe und Horodyschtsche von russischem Territorium aus die Grenze überquert.

Einem von der Behörde veröffentlichen Video zufolge sind russische Truppen auch von der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ins Kerngebiet der Ukraine vorgedrungen.

https://twitter.com/AJCGlobal/status/1496688498572730370?cxt=HHwWhIC5jc-Qp8UpAAAA

Der ukrainische Grenzschutz berichtete zudem von mindestens einem getöteten Grenzsoldaten. Er sei bei einem Beschuss mit Mehrfachraketenwerfersystemen von der Halbinsel Krim aus im Gebiet Cherson getötet worden.

Die Separatisten im Gebiet Luhansk teilten mit, zwei Kampfflugzeuge der Ukraine vom Typ Su-24 seien abgeschossen worden. Die Berichte ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Auch von Raketenangriffen auf Kiew ist in vielen Medienberichten die Rede.

Putin hatte am Montag die Unabhängigkeit der Separatistenregionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt und eine Entsendung russischer Soldaten angeordnet. Der Kremlchef plant zum zweiten Mal nach 2014 einen Einmarsch in die Ukraine. 

Der Westen wirft Putin vor, gegen Völkerrecht zu verstoßen. Russland hat nach westlichen Angaben etwa 150.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen.

Russland allein sei verantwortlich für Tote und menschliches Leid, erklärte Biden am Mittwochabend (Ortszeit). Die USA und ihre Verbündeten würden Russland entschlossen dafür »zur Rechenschaft ziehen«.

Die israelische Botschaft in Berlin teilte mit: »Israel teilt die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft über die Schritte im Osten der Ukraine und die gravierende Zuspitzung der Situation. Israel hofft auf eine diplomatische Lösung, die zur Beruhigung der Lage führt, und ist bereit zu helfen, wenn es darum gebeten wird.«

Und weiter: »Israel befürwortet die territoriale Integrität und die Souveränität der Ukraine. Israel ist besorgt um das Wohlergehen Tausender israelischer Bürger, die in der Ukraine leben, und um das Wohlergehen der großen jüdischen Gemeinde in diesem Land. Israel ist bereit und willens, der Ukraine unverzüglich humanitäre Hilfe entsprechend ihrem Bedarf zukommen zu lassen, und steht diesbezüglich in Kontakt mit den ukrainischen Behörden.«

Deutschland kündigte schwere Konsequenzen an. »Die russische Aggression wird politisch, wirtschaftlich und moralisch einen beispiellosen Preis haben«, sagte die deutsche UN-Botschafterin Antje Leendertse bei einer kurzfristig anberaumten Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York am Mittwochabend (Ortszeit).

»Israel ist bereit und willens, der Ukraine unverzüglich humanitäre Hilfe entsprechend ihrem Bedarf zukommen zu lassen, und steht diesbezüglich in Kontakt mit den ukrainischen Behörden.«

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine »die volle Solidarität Deutschlands in dieser schweren Stunde versichert«. Das habe der Kanzler dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Morgen in einem Telefonat gesagt, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin über Twitter mit. Scholz hatte den russischen Angriff zuvor als eklatanten Bruch des Völkerrechts verurteilt.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den Angriff auf das Schärfste. Der »rücksichtslose und unprovozierte« Angriff bringe »die Leben zahlloser Zivilisten« in Gefahr, erklärte Stoltenberg am Donnerstag. »Einmal mehr, trotz unserer wiederholten Warnungen und nimmermüden diplomatischen Bemühungen hat Russland den Weg der Aggression gegen ein souveränes und unabhängiges Land gewählt.«

UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an Moskau: »Präsident Putin, im Namen der Menschlichkeit: Bringen Sie Ihre Truppen zurück nach Russland.«

Biden erklärte weiter, er werde die Situation im Laufe der Nacht weiter im Weißen Haus beobachten und von seinem Sicherheitsteam unterrichtet werden. 

Am Morgen (Ortszeit/ 15.00 Uhr MEZ) wollte er sich wie bereits geplant mit seinen Amtskollegen aus der Gruppe der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen über die weitere Vorgehensweise beraten. Im Anschluss werde er sich ans amerikanische Volk wenden, um die weiteren Maßnahmen der USA und der Verbündeten gegen Russland »für diesen unnötigen Akt der Aggression gegen die Ukraine und den weltweiten Frieden und die Sicherheit« anzukündigen, erklärte Biden.

»Die Gebete der ganzen Welt sind heute Nacht beim ukrainischen Volk, während es unter einem unprovozierten und ungerechtfertigten Angriff durch die russischen Streitkräfte leidet«, erklärte Biden. »Präsident Putin hat sich vorsätzlich für eine Krieg entschieden, der katastrophale Todesfälle und menschliches Leid bringen wird. Russland alleine »ist für den Tod und die Zerstörung, die dieser Angriff bringen wird, verantwortlich«, erklärte Biden weiter. »Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen.« 

Die USA, die EU und weitere Verbündete haben wegen Russlands Vorgehen in der Ukraine bereits Sanktionen verhängt. Biden hatte am Dienstag betont, bei den Strafmaßnahmen habe es sich nur um erste Sanktionen gehandelt, die deutlich ausgebaut würden, falls Russland in die Ukraine einmarschieren sollte.

Frankreich warf Russland vor, einen Krieg in der Ukraine erzwingen zu wollen. »Frankreich verurteilt aufs Schärfste die Strategie der Kriegsprovokation des russischen Präsidenten«, sagte der französische UN-Botschafter Nicolas de Rivière. 

In Moskau rechtfertigte Putin sein Vorgehen. Er habe einer schriftlichen Bitte der Chefs der Volksrepubliken Luhansk und Donezk um Beistand entsprochen, um Angriffe von der ukrainischen Armee abzuwehren. 

In Medien und Blogs hatten Augenzeugen darüber berichtet, dass die russischen Soldaten bereits im Konfliktgebiet seien. Die russische Führung hatte behauptet, es seien keine eigenen Soldaten dort. Die Separatisten hatten zunächst erklärt, sie wollten alleine für die Sicherheit sorgen.

Putin hatte sich nach der Anerkennung der »Volksrepubliken« vom Föderationsrat in Moskau vorsorglich eine Erlaubnis für den Einsatz russischer Streitkräfte im Ausland erteilen lassen. 

Die russische Staatsagentur Tass veröffentlichte die Briefe der Chefs der »Volksrepubliken«, die um Hilfe Russlands baten, um Opfer in der friedlichen Bevölkerung und eine humanitäre Katastrophe in der Region zu vermeiden. Zugleich dankten sie Putin für die Anerkennung als unabhängige Staaten.

Es gebe nun eine militärische Aggression seitens der ukrainischen Streitkräfte, es werde Infrastruktur zerstört, darunter Schulen und Kindergärten, hieß es. »Die Handlungen des Regimes in Kiew zeugen von der Weigerung, den Krieg im Donbass zu beenden«, hieß es in dem Schreiben. Die Ukraine weist zurück, Krieg gegen den Donbass zu führen. Sie sieht Russland als Aggressor und verhängte einen Ausnahmezustand im ganzen Land.

Trotz der Militäroperation hat China noch Hoffnung auf eine diplomatische Lösung der Ukraine-Krise. »Wir glauben, dass die Tür zu einer friedlichen Lösung der Ukraine-Frage nicht vollständig geschlossen ist«, sagte der chinesische UN-Botschafter Zhang. »Chinas Position zur Wahrung der Souveränität und territorialen Integrität aller Staaten ist konsistent, die Ziele und Prinzipien der UN-Charta sollten allesamt aufrechterhalten werden.« dpa/ja

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024