EILMELDUNG! Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (103) ist tot

Justiz/Antisemitismus

Richterbund sieht Strafverschärfung gegen Antisemitismus skeptisch

Bundesweit fehlen mehr als 1.500 Staatsanwälte und Strafrichter, sodass die Zahl offener Verfahren auf 850.000 angewachsen ist Foto: picture alliance / CHROMORANGE

Der Deutsche Richterbund hat mit Skepsis auf die Forderungen des Zentralrates der Juden nach schärferen Strafen gegen Antisemitismus reagiert. »Schärfere Strafgesetze allein werden wenig bewirken, solange eine personell ausgelaugte Strafjustiz mit ihrer Arbeit kaum noch hinterherkommt , sagte der Bundesgeschäftsführer des Verbandes, Sven Rebehn, der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag).

Auch die Kritik von Zentralratspräsident Josef Schuster an zu milden Urteilen bei judenfeindlichen Straftaten wies Rebehn zurück: Strafverfahren wegen antisemitisch motivierter Taten führe die Strafjustiz «generell mit höchster Priorität». Solche Fälle würden grundsätzlich nicht wegen Geringfügigkeit oder gegen Auflagen eingestellt, sondern konsequent vor Gericht gebracht. Der Deutsche Richterbund vertritt bundesweit rund 17.000 Richter und Staatsanwälte.

Schuster hatte am Sonntag bei der Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im Kloster Seeon eine schärfere Bestrafung von Antisemitismus verlangt und sich hinter einen entsprechenden Forderungskatalog der CSU-Landesgruppe gestellt. Dieser sieht etwa vor, Hetze gegen den Staat Israel mit einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten zu ahnden.

Laut Rebehn fehlen bundesweit mehr als 1.500 Staatsanwälte und Strafrichter, sodass die Zahl offener Verfahren auf 850.000 hochgeschnellt sei. Das mache eine zügige Bestrafung oft unmöglich.

«Bund und Länder müssen deshalb deutlich mehr in die Strafverfolgung investieren, um das Sicherheitsversprechen des Staates bestmöglich einzulösen , sagte der Bundesgeschäftsführer. epd

Reaktion

Steinmeier: Friedländer hat Deutschland Versöhnung geschenkt

Bundespräsident Steinmeier trauert um Margot Friedländer, mit der er auch persönlich verbunden war. Nun ist die Holocaust-Überlebende im Alter von 103 Jahren gestorben

von Thomas Struk  09.05.2025

Porträt

Ein Jahrhundertleben

Tausende Schüler in Deutschland haben ihre Geschichte gehört, noch mit über 100 Jahren trat sie als Mahnerin auf. Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Nachruf

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer 

Mit fast 90 kehrte Margot Friedländer zurück nach Berlin, ins Land der Täter. Unermüdlich engagierte sich die Holocaust-Zeitzeugin für das Erinnern. Nun ist sie gestorben - ihre Worte bleiben

von Caroline Bock  09.05.2025

Interview

»Es gilt für mich eine Null-Toleranz-Politik gegen Antisemitismus«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über seine erste Amtshandlung, seine Vorgängerin Claudia Roth und den Umgang mit der antisemitischen BDS-Bewegung

von Philipp Peyman Engel  09.05.2025

Berlin

Israelfeindlicher Post: »Die Linke« distanziert sich von Vorstandsmitglied

Eine Landkarte von Israel, die mit den Farben der palästinensischen Flagge gefüllt ist und für eine Vernichtung des jüdischen Staates steht, geht dem höchsten Parteigremium zu weit

 09.05.2025

Berlin

Antisemitismus und Lage in Gaza: Merz telefoniert mit Netanjahu

Der Kanzler habe seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, »dass bald Verhandlungen über einen Waffenstillstand in Gang kommen«

 09.05.2025

Berlin

Verleihung von Bundesverdienstkreuz an Margot Friedländer verschoben

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Die Verleihung einer weiteren hohen Auszeichnung findet kurzfristig jedoch nicht stat

 09.05.2025

Berlin

»Jetzt lebt es sich besser in diesem Land«

Lea Rosh hat sich jahrelang für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eingesetzt. Ist das ihr Lebenswerk? Darauf antwortet sie im Interview

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Meinung

Der 8. Mai und die falschen Schlüsse

Es ist schwer, Menschen zu kritisieren, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber auch Schoa-Überlebende können irren. Denn einen Bogen von der industriellen Vernichtung der Juden zum Verteidigungskrieg Israels in Gaza zu ziehen, ist falsch

von Daniel Neumann  09.05.2025